Boosterimpfungen nicht für jede/n!

Seit Anfang September sind Auffrischungsimpfungen möglich, aber auch zunehmend in der Diskussion. Wer sollte sich jetzt ein drittes Mal gegen Corona impfen lassen und für wen ist es eigentlich unnötig? Darüber findet man verschiedene Ansichten und eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission steht außer für Risikopatienten noch aus. Vor allem bei den früh geimpften älteren Menschen, Menschen mit einer Immunstörung sowie Pflegeheimbewohnern lässt laut Herstellern allmählich die Wirkung des Impfstoffs nach. Deshalb hat man in einzelnen Bundesländern inzwischen mit der Drittimpfung bei den über 80-Jährigen begonnen. In Israel ist man mit der Boosterimpfung schon bei den 40-Jährigen angekommen und auch in den USA läuft die dritte Impfrunde an.

Doch während die Hersteller eine Boosterimpung empfehlen und aktuell bereits neue Studien laufen, ist dies politisch und gesellschaftlich umstritten. Selbst die WHO warnt vor einer großflächigen Drittimpfung in den Industrienationen, während Millionen Menschen weltweit noch nicht einmal die erste Impfung bekommen haben. Für eine erfolgreiche Eindämmung der Pandemie müsste diese Lücke dringend geschlossen werden. Sogar der Chefvirologe der Charité Christian Drosten rät, sich erst einmal um die Erhöhung der allgemeinen Impfquote zu kümmern.

Die WHO beruft sich bei ihrer Empfehlung auf eine Studie, die von internationalen WissenschaftlerInnen durchgeführt wurde. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass eine Auffrischungsimpfung im aktuellen Stadium der Pandemie für die Allgemeinbevölkerung nicht nötig sei, da der Impfschutz noch ausreiche. Und auch da, wo es zu Impfdurchbrüchen komme, gäbe es nur leichte Symptome. Haupttreiber der Pandemie seien nach wie vor die Ungeimpften. Eine Boosterimpfung sollte deshalb nach jetzigem Stand den besonders gefährdeten Altersgruppen sowie exponierten Personen wie medizinischem Personal oder Pflegern in Seniorenheimen vorbehalten bleiben. Anders wäre es, wenn sich aktuell neue Virus-Varianten entwickeln, die nur von einem neuen Impfstoff erfolgreich zu bekämpfen seien.

Eine halbjährliche Boosterimpfung für alle schießt demnach nach dem aktuellen Stand eher über das Ziel hinaus. Auch wenn die Antikörperkonzentration bei Geimpften im Laufe der Monate sinkt, verharrt sie irgendwann bei einem Level von ca. 20 Prozent. Und unser Immunsystem hat mit dem immunologischen Gedächtnis noch einen Trumpf im Ärmel. Die Gedächtniszellen erinnern sich beim Kontakt mit einem Erreger daran, dass sie diesen schon kennen und reagieren entsprechend mit der Produktion von Antikörpern.