Neue Definition der Adipositas

Weltweit steigt die Zahl der Menschen mit Adipositas bzw. Fettleibigkeit. Auch hierzulande ist statistisch über die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig und ein Viertel ist adipös, bei weiter steigender Tendenz. Dabei geht es nicht nur um ein paar Kilos zu viel, sondern um ein erhebliches Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen, Krebs, Arthrose sowie Depressionen. Oftmals liegt bei der ersten Adipositas-Diagnose schon eine weitere Erkrankung vor. Entscheidend ist insbesondere der Fettanteil, der allein durch den Body-Mass-Index (BMI), der bisher eine Adipositas definiert, nicht ausreichend abgeleitet werden kann. Dieser errechnet sich ausschließlich durch Größe und Gewicht. Übergewichtige, die nach der alten Berechnung als nicht adipös eingestuft werden, aber einen erheblichen Anteil gefährliches Bauchfett aufweisen, fallen durch einen noch gerade akzeptablen BMI durchs Raster. Insgesamt sind Mediziner/innen sich einig, dass eine genauere Spezifizierung der Adipositas nötig ist, um sie rechtzeitig und erfolgreich behandeln zu können

Taille-Hüft-Verhältnis entscheidend
Eine internationale Expertenkommission aus Hormonspezialisten/innen hat hierfür neue Ansätze vorgelegt. Dadurch würde die Diagnose Adipositas als komplexe Erkrankung mit langfristig schweren gesundheitlichen Folgen eingestuft, die anders behandelbar wäre. Neben der individuellen Therapie, soll so auch die Prävention und Früherkennung – vor allem bei Kindern, gestärkt werden. Bisher galt für Adipositas als Leitlinie ein BMI ab 30 kg/m², wobei nicht zwischen Fett- und Muskelmasse unterschieden wurde und auch weitere gesundheitliche Probleme außen vor blieben. Die Kommission schlägt nun vor, diesen Wert durch eine Messung des Taillenumfangs bzw. das Taille-Hüft-Verhältnis zu ergänzen. Die neue Klassifikation würde außerdem unabhängig von Geschlecht und Alter funktionieren. Der Kommission war es vor allem wichtig Adipositas als systemische chronische Krankheit anzuerkennen, mit allen Konsequenzen für Organe, Kreislauf und Stoffwechsel.

Schon bei Kindern diagnostizieren
Wird hier frühzeitig bereits in jungen Jahren gegengesteuert, können Herzprobleme und Gelenkschäden sowie spätere aufwändige Operationen vermieden und so Kosten gesenkt werden. Auch die Abnehmspritze, die von Betroffenen hierzulande häufig selbst bezahlt werden muss, könnte dann wie in anderen Ländern auch, von den Krankenkassen übernommen werden. Grundsätzlich sollte eine frühe Diagnose aber auf eine angepasste Ernährung und eine Änderung des Lebensstils abzielen. Noch müssen die neuen Leitlinien aber von den Gesundheitssystemen der einzelnen Länder übernommen werden. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft hat diese bereits begrüßt.