Bibernelle – Pestmittel aus dem Mittelalter!

„Esst Bibernell, dann sterbt ihr nicht so schnell!“ – so lautete der häufige Rat als in Europa im späten Mittelalter die Pest grassierte. Diese Empfehlung mag darauf zurückgehen, dass die Wurzel der Bibernelle einen scharfen unangenehmen Geruch verströmt. Oder weil diese schon damals bei Lungenentzündungen und sogar Vergiftungen eingesetzt wurde. Seit dem 16. Jahrhundert wurde sie als Heilpflanze verwendet. Heute werden ihre getrockneten Wurzeln als Tee aufgekocht und bei festsitzendem Husten und bei Katarrhen der oberen Luftwege zum Gurgeln verwendet. Ihre ätherischen Öle wirken schleimlösend, reizlindernd und entzündungshemmend. Sie soll übrigens auch fester Bestandteil der Grundmischung der 13 Kräuter im Original Schweizer Kräuterzucker sein. Wegen des strengen Geruchs der Wurzel wird die Bibernelle auch Bockswurz genannt. Zur sicheren Identifizierung sagte man im Volksmund: „Woran erkennt man die Bibernelle? Daran, dass die Wurzel nach Geißbock riecht.“ Als Doldenblütler kann man sie äußerlich leicht mit Fenchel, Anis oder dem giftigen Schierling verwechseln.

Das heute eher unbekannte, aber vielseitige Wildkraut findet man auf nährstoffreichen Wiesen, an Ufern und sonnigen Hängen. Während die Wurzel für Tees und Aufgüsse eingesetzt wird, kann man die frischen Blätter der kleinen Bibernelle in der Küche für Salate und Dressings verwenden. Die essbaren weißen Blütendolden eignen sich als Dekoration auf Desserts oder Gebäck. Im Herbst kann man ihre Wurzeln ausgraben, trocknen und so haltbar machen. Als gemahlenes Gewürz lassen sich hiermit Kartoffel- und Gemüsegratins würzen. Das Wurzelpulver wurde in der Volksmedizin auch bei Magenbeschwerden eingenommen und zur Verdauungsförderung Kräuterschnäpsen zugesetzt. Generell verwendet man die Heilkräfte des oberen Pflanzenteils mehr bei Verdauungsbeschwerden sowie gegen Blähungen, Sodbrennen und um den Appetit anzuregen. Als äußerliches Hausmittel half es bei schlechter Wundheilung, Krampfadern und Ekzemen. Wie viele andere Heilkräuter, eignet sich auch die Bibernelle nicht für Schwangere und in der Stillzeit, da ihre Wirkung hier nicht geprüft ist. In der Homöopathie kennt man Pimpinella alba als Mittel gegen Nasenbluten, Kopfschmerzen, Bronchitis, Magen- und Darmbeschwerden sowie bei Ohrengeräuschen (meist als D1 bis D6).