Digitale Schlaftracker – Fluch oder Segen?

Fast jeder kennt sie und immer mehr Menschen nutzen sie: Gesundheitstracker. Am Handgelenk messen sie unsere Schritte, zeichnen Vitalwerte auf und geben jeden Morgen Auskunft über unseren Schlaf. Nicht allein über die Dauer, sondern angeblich auch über Qualität und Schlafphasen. Ausreichend Schlaf ist essenziell für unsere Gesundheit. Doch jeder Dritte hat offenbar Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen. Gesundheits-Gadgets überwachen und sollen den Schlaf optimieren. Aber was bringt es, wenn der Tracker uns täglich darüber informiert, dass die Tiefschlafphasen wieder zu kurz oder man zu häufig wach war? Inzwischen spricht man schon von einer Kontrollhysterie, die den Schlaf nicht verbessert, sondern zu zusätzlichem Stress führt. Auf TikTok wurde dazu der Begriff Sleepmaxxer kreiert. Die maximale Optimierung soll einen besseren Schlaf erzwingen. Oft ist aber genau das Gegenteil der Fall. Therapeuten und Schlafmediziner warnen inzwischen vor diesem Trend.

Ersetzen kein Schlaflabor
Statt den Schlaf zu verbessern, erhöhen digitale Gadgets eher den Leistungsdruck und verunsichern Nutzer/innen, selbst dann, wenn man morgens frisch und ausgeruht aufwacht. Fachleute bemängeln häufig auch die Ungenauigkeit der Messergebnisse. Sind diese überhaupt vergleichbar mit einer Nacht im Schlaflabor? Schlaftracker können durch Bewegungssensoren meist nur erkennen, ob man ruhig im Bett liegt, aber nicht immer wie tief man schläft und sie können selten zwischen Schlaf- und Traumphasen unterscheiden. Keinesfalls ersetzen sie eine umfängliche Polysomnografie. Bei massiven Schlafproblemen ist man im Schlaflabor in jedem Fall besser aufgehoben. Und wer eigentlich problemlos ein- und durchschläft, kann durch einen Schlaftracker unnötig verunsichert werden.

Guter Schlaf ist individuell
Die Schlafforschung ist in Problemfällen darum bemüht die Frustration angesichts einer schlechten Schlafqualität zu reduzieren. Schlaftracker tun jedoch das Gegenteil, statt zu entspannen erhöhen sie den Druck. Gerade bei Menschen, die ohnehin zum Perfektionismus oder Kontrollzwang neigen. Schlaftracker fördern die Verallgemeinerung der Schlafqualität indem sie alle Nutzer über denselben Kamm scheren. Dabei ist Schlaf eine sehr individuelle Angelegenheit. Ein gesunder Schlaf ist nicht für jede Person identisch – weder was die übliche Dauer angeht, noch hinsichtlich der Schlafphasen. Für alle gleichermaßen wichtig ist aber möglichst entspannt in den Schlaf zu kommen.