Rückkehr der Diphterie nach Deutschland

Die Infektionskrankheit Diphterie galt lange Zeit als nahezu verschwunden. Doch seit letztem Herbst hört man hierzulande wieder vereinzelt von regionalen Diphterie-Fällen insbesondere bei Kindern. Im Oktober 2024 gab es in Berlin sogar einen Todesfall. Ein zehnjähriger ungeimpfter Schüler war an der Rachendiphterie gestorben. Recherchen ergaben in seinem Umfeld einen weiteren Fall von Diphterie, der allerdings aufgrund der Impfung nur einen leichten Verlauf hatte. Die Rachendiphterie wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts auch „Würgeengel der Kinder“ genannt. Sie war eine der Hauptursachen von Todesfällen bei Kindern und Jugendlichen. Allein 1892 zählte man mehr als 50.000 Todesfälle. Die Anfangssymptome ähneln denen einer Mandelentzündung mit Schluckbeschwerden und Schwellung der Halslymphknoten. Der Hals schwillt dann aber so massiv zu, dass Infizierte wegen einer gefährlichen Atemnot häufig künstlich beatmet werden müssen. Über das Blut gelangen die Bakterien mitunter bis zum Herzen, der Leber und den Nieren. Signifikant ist bei einer Diphterie ein fester grau-weißlicher Belag im Rachen und auf den Mandeln. Mit der flächendeckenden Einführung der Impfung 1936 hat sich die tödliche Infektionsgefahr drastisch reduziert.

Gefahr größerer Ausbrüche
Seit 2010 verzeichnet das RKI nun wieder einen Anstieg der Meldefälle. Meist erfolgen die Infektionen durch Auslandsaufenthalte oder Kontakte mit Personen aus Endemiegebieten wie Afrika und Asien oder über Flüchtlinge. In den vergangenen Jahren kam es im Jemen, Venezuela und in Bangladesch zu größeren Ausbrüchen. Trifft eine Diphterie-Infektion auf mehrere ungeimpfte Kinder kann es zu einem großflächigen Ausbruch kommen. Diphterie ist hochansteckend, verbreitet sich über Tröpfcheninfektion und bei der Hautdyphterie durch Schmierinfektion. 2024 gab es laut RKI in Deutschland 51 bestätigte Erkrankungen. Angesichts zunehmender Impfmüdigkeit warnt das RKI deshalb vor den möglichen Folgen. Bei Diphterie liegt die rückläufige Impfquote derzeit bei Kleinkindern nur noch bei 64 Prozent. Die Diphterie muss als reale Gefahr erst wieder ins Bewusstsein vor allem von Eltern dringen.