Fragwürdiger Gesundheitstrend Cortisol-Detox!
Mal wieder gilt es einen Trend, der derzeit im Internet und vor allem bei zahlreichen Influencern kursiert, genauer zu hinterfragen. Eines der aktuell wohl meist gegoogelten Stichworte heißt Cortisol-Detox bzw. Cortisol-Entgiftung. Wer sich ein wenig mit unseren Hormonen auskennt, wird hier bereits stutzig, denn schließlich wird Cortisol vom Körper selbst produziert und entsprechend benötigt. Neben dem Adrenalin und Noradrenalin entsteht es vor allem in stressigen Situationen, wenn der Körper sich quasi auf einen möglichen Angriff oder die Flucht vorbereitet – wie schon unsere steinzeitlichen Vorfahren beim täglichen Kampf ums Überleben.
Dauerstress fördert Cortisol
Wie so oft macht auch hier die Menge das Gift. Wer sich ständig überfordert oder einer lauten und hektischen Umgebung ausgesetzt ist, eventuell auch dann arbeiten muss, wenn der Biorhythmus Schlaf fordert, ist oft mit einer zu hohen Menge an Stresshormonen belastet. Wird dies zum Dauerzustand, gestaltet sich der nötige Abbau oftmals schwierig. Typische Nebenwirkungen von Dauerstress sind Schlafstörungen, Stoffwechsel- und Verdauungsprobleme sowie angespannte Nerven.
Wichtige Rolle beim Stoffwechsel
Ein permanent erhöhter Stresslevel mit dem entsprechenden Hormonpegel kann also zu diversen Beschwerden führen, die man auch zum Stichwort Cortisol-Detox findet, nämlich Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Gewichtszunahme. Dagegen mit Entspannungstraining, regelmäßiger Bewegung und einer besseren Schlafhygiene vorzugehen ist sinnvoll und ratsam. Deshalb aber einen Mangel an Cortisol zu riskieren wäre nicht erstrebenswert und sogar lebensgefährlich. Das Hormon hat eine Vielzahl von Aufgaben, vor allem beim Stoffwechsel. Es liefert uns Energie und hilft eigentlich bei der Stressbewältigung. Ohne Cortisol geht es nicht, deshalb suggeriert der neue Trend ein Ziel, das nicht erstrebenswert wäre. Ein dauerhafter Cortisolmangel würde eine Hormonersatztherapie nötig machen. Wird dagegen ständig zu viel Cortisol produziert liegt ein Cushing-Syndrom vor, das ebenfalls dauerhaft behandelt werden muss.
Cortisol-Pegel kann schwanken
Wann es für den Einzelnen zu viel Cortisol ist, ist individuell sehr verschieden. Allein die natürlichen Schwankungen im Tagesverlauf sind bei einer Messung zu beachten und die Hormonwerte entsprechend von einem/r Endokrinologen/in medizinisch zu beurteilen. Das sogenannte Mondgesicht-Phänomen, das im Kontext einer Kortisol-Entgiftung öfter im Internet auftaucht, trifft man vor allem beim Cushing-Syndrom an, das einen ständigen Überschuss von Kortisol im Körper hervorruft. Es wird durch eine Fehlfunktion der Nebenniere oder der Hypophyse verursacht. Beide sind für die Steuerung des Kortisol-Pegels zuständig. Betroffene leiden dann unter einer Fettsucht, die zu einem Mondgesicht führen kann. Alle notwendigen Messungen, Beurteilungen und Betreuungen rund um den individuellen Cortisolpegel gehören deshalb in die Hand von Fachleuten.