Droht ein Ende des Insulins für Diabetiker?
Viele Typ-1-Diabetiker werden in den letzten Monaten beunruhigt auf aktuelle Meldungen reagiert haben. Nach wiederholten Lieferengpässen haben zwei große Hersteller nun bis 2027 einen Rückzug aus der Produktion von Humaninsulinen angekündigt. Die Herstellung lohne sich nicht mehr. Ganz im Gegensatz zu den Abnehmspritzen, die zwar nur Diabetikern und manchen Adipositaspatienten verschrieben werden, aber gegen Bares auch über das Internet zu bekommen sind. Schon seit einiger Zeit wird zum Spritzen des Insulins meist ein Insulinpen und nicht mehr die Spritze genutzt. Nach Sanofi 2023 hat inzwischen auch Novo Nordisk den Rückzug aus der Insulinproduktion angekündigt. Damit bliebe noch Lilly übrig, die somit marktbestimmend wären und die künftige Preisentwicklung allein festlegen.
Rund 240.000 Personen betroffen
Noch etwa 10 Prozent der aktuell mit Insulin behandelten Patienten/innen sind von Humaninsulin abhängig und sollten sich über eine mögliche oder notwendige Umstellung informieren. Laut DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft) beträfe das Ende des Humaninsulins damit rund 240.000 Menschen. Es ist sinnvoll eine veränderte Medikation im Einzelfall frühzeitig einzuleiten. Der Umstieg auf Insulinanaloga benötigt eine längere Phase, die von Diabetologen/innen begleitet werden sollte. Dies betrifft die Dosierungen ebenso wie die praktische Handhabung.
Staatliche Intervention kaum möglich
Derzeit werden Stimmen laut, die Politik müsse dafür sorgen, dass weiterhin Humaninsulin zur Verfügung stünde, schließlich steht es auf der WHO-Liste der notwendigen Medikamente. Es ist aber fraglich, ob ein solche staatliche Intervention sinnvoll und zeitgemäß ist und ob man hiermit erfolgreich sein kann. Patienten sollten sich darauf keinesfalls verlassen und rechtzeitig ihre behandelnden Ärzte/innen, Diabetologen/innen oder uns im Rahmen einer Medikationsberatung ansprechen.
Neue Therapieansätze
Dabei hatte es Mitte letzten Jahres eine Reihe von positiven Meldungen mit neuen Therapieansätzen gegeben, die mittelfristig die regelmäßige Insulinspritze auch bei Typ-1-Diabetes überflüssig machen könnten. Krebsmedikamente wurden erfolgreich darauf getestet die Regeneration insulinproduzierender Zeller positiv zu beeinflussen. Genetisch bedingter Typ-1-Diabetes würde hiermit ohne die lebensnotwendige Insulininjektion auskommen. Die Forschung ist aber hierzu noch nicht abgeschlossen. Auch in der Stammzellforschung wartet man seit Längerem auf einen Durchbruch um mittels Zellerneuerung Diabetes zu korrigieren.