Fluch und Segen der Abnehmspritze

Seit gut einem Jahr sind die Medien gefüllt mit dem Hype um die Abnehmspritzen. Eigentlich als Diabetes-Medikament entwickelt, hat man früh erkannt, dass dieser Off-Label-Use der leicht anzuwendenden Pens von Ozempic, Wegovy & Co. gerade bei Adipositas zu einer spürbaren Gewichtsreduzierung führt. Menschen, die ihr Leben lang mit einem permanenten Hungergefühl zu kämpfen haben, bekommen hiermit endlich ihre Ernährung in den Griff. Und dies meist schon wenige Tage nach der ersten Injektion. Wer will es Betroffenen verdenken, das leidige Übergewicht mittels dem verschreibungspflichtigen Wirkstoff Semaglutid endlich effektiv zu bekämpfen. Mögliche Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Sodbrennen, Erbrechen, Durchfall und auch Erschöpfungszustände treten erstmal weit in den Hintergrund.

Kein Licht ohne Schatten
Ob der Wirkstoff außerdem das Risiko einer Suizidgefahr verstärkt, wird gerade von der EMA, der Europäischen Arzneimittelagentur, geprüft. Völlig unklar sind auch mögliche systemische Nebenwirkung durch die Langzeiteinnahme, denn nach Absetzen der Spritze legt man direkt wieder an Gewicht zu. Studien haben gezeigt, dass nach etwa 12 Monaten ohne vorherige Ernährungsumstellung das Ausgangsgewicht meist wieder erreicht ist. Auch eine langjährige Adipositas birgt natürlich erhebliche Gesundheitsrisiken, so entsteht oftmals ein Abwägen zwischen Pest und Cholera. Der steigende gesellschaftliche Druck gegenüber Übergewichtigen ist aber bei vielen so groß, dass man oft nichts unversucht lassen will. Auch wenn die Kosten für die Spritzen von gesetzlichen Krankenkassen in der Regel nicht übernommen werden.

Wichtig bei Diabetes
Ein für Diabetiker unerwünschter Nebeneffekt ist allerdings, dass die weiter steigende Nachfrage zu Versorgungsproblemen führt. Die Hersteller fahren die Produktion weiter hoch, um die große Nachfrage zu bedienen, aber gleichzeitig blüht der Schwarzmarkthandel im Internet. In Apotheken tauchen immer öfter gefälschte Rezepte auf und sogar umetikettierte Spritzen, die Insulin enthielten, wurden schon sichergestellt. Sema- und Liraglutid werden beide bei Typ-2-Diabetes eingesetzt um die Insulinausschüttung zu verbessern. Vor allem Diabetiker/innen mit schwer einzustellendem Blutzuckerspiegel profitieren von der wöchentlichen Spritze, denn sie verhindert stärkere Schwankungen von Unter- oder Überzuckerung. Bei Diabetes in der Anfangsphase kann man durch Semaglutid sogar ganz auf zusätzliches Insulin verzichten. Gleichzeitig wird auch bei Diabetes der Appetit gedrosselt, so dass man seinen Blutzuckerspiegel besser unter Kontrolle hat. Dies sind nur einige wenige Gründe, warum Diabetiker/innen weiterhin Zugriff auf Ozempic & Co. benötigen.