Geimpft, getestet, genesen – mehr Freiheit ohne Risiko?
Bei dieser Frage treibt es viele Fachleute gleichermaßen um. Kann man diese drei Gruppen überhaupt so einfach vergleichen? Der Teufel steckt wie so oft im Detail und macht eine eindeutige Antwort schwer. So mancher fragt sich zu Recht, wie man laut der neuen Corona-Verordnung dann allen dieselben Rechte einräumen kann. Grundsätzlich geht es hierbei um drei unterschiedliche Kategorien, wie eine Immunität nachgewiesen wird und noch immer ist nicht eindeutig geklärt, ob Geimpfte das Virus nicht mehr übertragen können oder wie lange Geimpfte und Genesene wirklich vor einer erneuten Infektion geschützt sind. Es gibt keine absolute Sicherheit, aber das Risiko sinkt so weit, dass manche Einschränkungen nicht mehr zu rechtfertigen sind. Deshalb müssen sich alle drei Gruppen auch weiterhin an Abstands- und Maskenregeln halten.
Je nach Impfstoff gelten Geimpfte zwischen 70 und 95 Prozent als geschützt vor einer Covid-19-Infektion. Die Ständige Impfkommission (StiKo) geht deshalb davon aus, dass vollständig Geimpfte beim Infektionsgeschehen nur eine geringe Rolle spielen. Ein weit verbreiteter Irrtum ist es übrigens, dass Geimpfte, die sich testen lassen ein positives Testergebnis haben müssten. Die PCR- und Antigentests testen auf andere Teile des Virus als in den Impfungen enthalten sind.
Genesene sind zunächst durch die eigenen Antikörper vor einer erneuten Erkrankung geschützt. Die Menge hängt allerdings stark von der Schwere der Erkrankung ab. Man hat festgestellt, dass diese bei nur leichten Symptomen stark reduziert sein kann. Hat sich das Immunsystem eines Infizierten nicht ausreichend mit dem Virus auseinandergesetzt, kann er sich weiterhin anstecken und die Viren verbreiten. Und wenn die Erkrankung bereits mehr als ein halbes Jahr zurückliegt, hat sich die Anzahl der Antikörper u. U. schon wieder halbiert. Die Gruppe der Genesenen kann man also nur als sehr uneinheitlich bezeichnen, wenn man auf das Risiko einer erneuten Infektion schaut. Die Regel für einen Nachweis lautet derzeit: als Genesen gilt, wer die Infektion überstanden hat und einen positiven PCR-Test aus dem Labor vorlegt, der mindestens 28 Tage aber höchsten 6 Monate alt ist.
Bei Getesteten muss man wiederum zwischen PCR-Tests aus dem Labor und Schnelltests für Zuhause unterscheiden. Antigen-Selbsttests gelten nur bei einer höheren Viruslast des Getesteten als zuverlässig. Die größte Unsicherheit bleibt durch symptomlos Infizierte bestehen. Bei einer aktuellen Untersuchung durch das Cochrane-Netzwerk wurde herausgefunden, dass im Durchschnitt 72 Prozent der verschiedenen Schnelltests solche Patienten mit Symptomen auch positiv erkannt haben, bei Symptomlosen jedoch nur 58 Prozent. Bei allen Schnelltests darf man nie vergessen, dass die Ergebnisse nur eine kurzfristige Momentaufnahme sind.