Immer öfter sind Medikamente nicht lieferbar!

Seit rund einem Jahr wird die Liste der vorrübergehend nicht lieferbaren Arzneimittel stetig länger und belastet sowohl die Patienten als auch den Apothekenalltag. Fehlten im September 2018 noch rund 60 Medikamente sind es jetzt unglaubliche 275 geworden. Diese Zahlen stammen von einem Apotheker aus dem bayerischen Olching, der aus Verzweiflung seither eine „List of Shame“ erstellt hat und diese tagtäglich aktualisiert – für jeden Interessierten – ob aus Medien, der Pharmaindustrie oder Politik online nachprüfbar. Die Zahlen differieren regional leicht, sind aber durchaus exemplarisch. Die Dramatik dieser Entwicklung kann man auch an einer aktuellen Petition gegen Lieferengpässe ablesen, ins Leben gerufen von einem Apotheker aus dem Raum Chemnitz. Ob Nord, Süd, Ost oder West – überall verzweifeln Apothekenmitarbeiter bei der Suche nach dringend benötigten Medikamenten. Die Beratungszeit für den einzelnen Kunden hat sich hierdurch inzwischen vervielfacht. Die Bären-Apotheken haben noch den Vorteil sich untereinander unbürokratisch und kurzfristig aushelfen zu können, aber nicht immer hilft das. Manche Medikamente stehen schon zu lange auf der Engpassliste. Gerade wurde die Lieferfrist für ein wichtiges Schilddrüsen-Medikament auf März 2020 verschoben.

Wie soll man dies Apotheken-Kunden erklären, die hierauf angewiesen sind und nicht einfach auf ein anderes Medikament umsteigen können? Inzwischen sind dabei immer öfter auch die verschreibenden Ärzte gefragt. Betroffen sind nicht etwa exotische Medikamente, sondern täglich benötigte Mittel wie Antibiotika, Schmerzmittel, Kochsalzlösungen sowie Hormonpräparate, aber auch Krebsmedikamente, Antidepressiva und Impfstoffe. Anfang September hatte man sich zu einem Lieferengpass-Gipfel in Berlin zusammengesetzt. Teilnehmer waren Vertreter aus Politik, Krankenkassen, Großhandel, Pharmaindustrie und Apothekerverband. An den Ursachen geändert hat es nichts, denn weder die Politik noch die Pharmaindustrie will sich den schwarzen Peter zuspielen lassen.

Dabei liegen die Veränderungen in der Herstellung als Ursache klar auf der Hand. Neben dem Preiskampf haben auch die nötigen Einsparungen durch Rabattverträge dazu geführt, dass Medikamente kaum noch im Inland produziert werden. Viele Präparate kommen inzwischen aus Billiglohnländern wie Indien oder China und werden nur noch an 2 – 3 Standorten produziert. Geht hierbei etwas schief, geraten die Lieferketten ins Stocken und die Patienten haben weltweit das Nachsehen. Auch eine ausreichende Bevorratung wichtiger Medikamente wird für den Notfall von den Herstellern kaum noch betrieben und die Bevorratung beim Großhandel ist aus Kostengründen auf wenige Wochen beschränkt. Hier wäre die Politik gefragt um die wesentlichen Stellschrauben wieder zu korrigieren. Aber diese Mühlen mahlen bekanntlich langsam und niemand will es sich mit wichtigen Teilen des Gesundheitssystems verderben.

Die Leidtragenden sind Patienten und Apotheken, denen die Hände gebunden sind und die trotzdem tagtäglich versuchen das Unmögliche möglich zu machen. Wenn Sie Zeit sparen wollen, können Sie benötigte Medikamente vorab auch immer telefonisch anfragen – in allen drei Bären-Apotheken.