Wie lassen sich Wutausbrüche vermeiden?

Keiner möchte unter Kollegen*innen oder im Freundeskreis als Choleriker*in gelten. Wer seine negativen Emotionen nicht im Griff hat und bei der kleinsten Gelegenheit gleich aus der Haut fährt, wird für sein soziales Umfeld zu einem unkontrollierbaren Risiko. Sich selbst im Griff zu haben, bedeutet auch seinen Emotionen weniger ausgeliefert zu sein und zu verstehen, dass diese situationsbedingt schwanken können und von vielen Faktoren abhängig sind. Eltern kennen das von ihren heranwachsenden Kindern. Wenn diese hungrig und müde aus der Schule kommen, sollte man besser keine unnötigen Diskussionen führen. Die Fetzen können dann schon aus völlig nichtigen Gründen fliegen. Später als Erwachsene/r hat man sich vielleicht besser unter Kontrolle, aber trotzdem bleibt ein gewisses Risiko. Körperliches Unwohlsein lässt den Stresspegel und somit Kortisol, Adrenalin und Testosteron ansteigen. Auch Hitze und extreme Kälten können uns ähnlich zusetzen und die Nerven auf die Probe stellen.

Der Trick mit dem Wutzettel
Einfach dem inneren Drang nachzugeben ist meist keine gute Idee, denn wenn die Hormone die Überhand bekommen, ist ausgerechnet die Weitsicht für die Konsequenzen von verbalen Ausrastern blockiert. Wie sich also rechtzeitig abregen oder zu Ersatzhandlungen greifen? Eine asiatische Forschergruppe hat vor Kurzem eine Methode vorgestellt, die hier Abhilfe schaffen könnte. Mit dem japanischen Wutzettel-Trick wird Mittels Stift und Zettel sowie dem abschließenden Schreddern oder Zerknüllen der Zorn zwar nicht im Keim erstickt, aber zumindest nachweislich gelindert. Entscheidend ist vor allem das rituelle Vernichten, dessen was einen so in Rage gebracht hat.

Auspowern als Alternative
Ähnlich funktioniert das Kneten von Stressbällen, das vor allem schneller zu realisieren ist als sich direkt in die Joggingschuhe zu stürzen um sich körperlich abzureagieren. Tipps wie Atemübungen oder Entspannungstraining klingen gut, greifen aber selten kurzfristig aus der Situation heraus. Aufstehen und rausgehen ist eine Möglichkeit um dem Trigger spontan zu entkommen, aber wer rausgeht muss später auch wieder reinkommen. Ehrlichkeit und eine gute Portion Humor können dann helfen.

Trigger identifizieren
Neben dem Umgang mit Stress, einem häufigen Auslöser von Wutanfällen, werden viele Menschen von Ohnmacht, Ungerechtigkeit und Missachtung getriggert. Fühlt man sich falsch beurteilt, angegriffen, unangemessen kritisiert oder bloßgestellt, ist es wichtig sich die Situation anschließend vor Augen zu führen. Liegen also die Ursachen in der eigenen Persönlichkeit, hört man mitunter Untertöne, die so gar nicht adressiert waren. Dann sollte man dem Problem auf den Grund gehen und sich bei wiederkehrenden Aggressionen gegen Menschen aus dem beruflichen oder familiären Umfeld externe Hilfe holen. Ausraster können schlimmstenfalls ein nachträglich klärendes Gespräch verhindern. Streiten ohne Zorn und Verletzung will gelernt sein und ist im sozialen Miteinander unabdingbar.

Kann man Omega-3 überdosieren?

Omega-3-Fettsäuren schützen vor Herz-Kreislauf-Beschwerden, halten die Gefäße fit, lindern Gelenkschmerzen und sind wichtig für den Zellstoffwechsel. Zu viel kann allerdings schädlich und bei Vorerkrankungen sogar gefährlich werden. Omega-3 kommt besonders in Meeresfischen wie Lachs, Makrele und Hering vor sowie in Leinöl, Walnüssen und Meeresalgen. Empfohlen werden zwei Portionen Fisch pro Woche. Omega-3 wird aber oft als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Fischölkapseln zugeführt und gehört inzwischen zu den am häufigsten eingenommenen Nahrungsergänzungsmitteln. Die Analyse aktueller Studien mit insgesamt 80.000 Patienten hat jetzt ein dosisabhängiges Risiko für Herzrhythmusstörungen bzw. Vorhofflimmern bei mehr als 1g bzw. 1000 mg Omega-3 täglich entdeckt.

Vorsicht vor hochdosierten Produkten
Betroffen sind vor allem jene, die bereits unter Herzerkrankungen oder Bluthochdruck leiden sowie eine erhöhte Blutungsneigung aufweisen. Auch Patienten mit hohen Triglyzeridwerten wird häufig geraten, diese durch die Einnahme von Fischölkapseln zu verbessern. Eine tägliche Höchstmenge von Omega-3-Fettsäuren gibt es offiziell bisher nicht.Dies bedeutet, wie bei jedem Medikament, Wirkung und mögliche Nebenwirkungen abzuwägen. Hier ist der Arzt bzw. die Ärztin gefragt eine passende Dosierung zu finden. Vorsichtig sollte man bei hochdosierten Produkten aus dem Internet und deren   Einnahmeempfehlungen sein. Auch so manches Drogerieprodukt ist hier eher kritisch zu bewerten.

Omega-Balance beachten
Eine Standarddosierungsempfehlung wird auch durch das Zusammenspiel von Omega-3 und Omega-6-Fetten im Körper erschwert. Liegen letztere im Körper in größeren Mengen vor, z. B. durch Distel-, Sonnenblumen-, Soja- oder Maiskeimöl, blockiert dies die Verwertung von Omega-3. Man spricht deshalb auch von einer Omega-Balance, die sich aus den vorhandenen ungesättigten Fettsäuren ergibt. Vorsicht ist auch bei sogenannten Omega-Ölen geboten, die überwiegend Omega-6 liefern. Lassen Sie sich bei der Wahl eines Omega-3-Präparats von uns beraten.

Lip Tints – Neuer Look für die Lippen

Wie so viele aktuelle Trends stammt auch dieser mal wieder aus Südkorea. Wer regelmäßig bei den Kosmetik-Stars und Sternchen auf TikTok unterwegs ist, kommt kaum an ihnen vorbei. Egal ob Lip Tints, Lip Stains oder Lip Ink’s, bei all diesen unterschiedlichen Versionen handelt es sich um eine flüssige und haltbare Lippentinte, die wenig gemein hat mit dem altbekannten Lippenstift, der sich nach wenigen Stunden verflüchtigt und gern überall seine Spuren hinterlässt. Die Farbpigmente in Lip Tints sind eher vergleichbar mit Tätowierfarben. Sie bleiben unverändert wo sie sind und das für ca. 6 bis 12 Stunden bzw. bis man sie mit einem öligen Wattepad wieder entfernt. Zum Auftragen gibt’s einen Applikator mit Schwämmchen oder Pinsel. Geübte nehmen einfach die Finger. Aber nicht in jedem Fall ist wirklich drin, was draufsteht. Mancher Hersteller mogelt hier gern ein wenig und verkauft flüssige Lippenstifte oder farbiges Gloss unter der Bezeichnung Tint oder Ink.

Flexibel dem Look anpassen
Wieviel Lip Tint man braucht, hängt davon ab, wie intensiv die Farbe sein soll. Ein einmaliges Auftragen mit einem Hauch von Farbe passt gut zum Nude Look und einem natürlichen Styling. Einen kräftigeren Farbton erreicht man durch doppeltes Auftragen, aber nicht wie sonst üblich von den Konturen zur Mitte hin, sondern von innen nach außen und abschließend die Ränder verblenden bzw. -wischen. Wer es gern exakt mag, kann auch vorher einen Konturenstift nutzen.

Kein Auffrischen nötig
Mit etwas Finger-Übung lässt sich ein Lip Tint auch als farblich perfekt passendes Rouge verwenden. Dies entspricht ja derzeit ganz dem Trend: warum unnötig viele Produkte kaufen, wenn ein Allrounder viel mehr kann. Die Lippen sollten vor dem Auftragen trocken sein, ohne Lip Balm oder andere Pflegestifte. Nur mit wenig Farbe in dünnen Schichten arbeiten und anschließend ein paar Minuten trocknen lassen. Je nach Konsistenz – ob eher matt oder glossy, halten sie meist, was sie versprechen. Je stumpfer die Farbe ist, desto länger hält sie. Sogar beim Essen, Trinken und auch beim Küssen hinterlassen sie keine unerwünschten Spuren. Aber Vorsicht ist bei sehr trockenen rissigen Lippen angesagt. Auch wenn Lip Tints vor allem jetzt im Sommer für Strand und Pool verlockend scheinen, sollte man den enthaltenen UV-Schutz beachten und die Reaktion der Haut nicht ignorieren.

Apotheken-Tipps für die Sommerferien

Die Koffer sind aufgegeben und man sitzt endlich am rechten Platz im Flieger. Auf Langstreckenflügen gönnt man sich zum Auftakt des Urlaubs gern ein Gläschen Sekt. Eine deutsche Forschungsgruppe hat nun jedoch herausgefunden, dass dieser bei niedrigem Luftdruck in großer Höhe das Herz-Kreislauf-System schlafender Passagiere belastet. Die Sauerstoffsättigung liegt hier ohnehin nur noch bei knapp 90 Prozent und sinkt durch den Alkohol noch weiter. Gleichzeitig geht der Puls hoch, da das Herz dies über die höhere Frequenz auszugleichen versucht. Dies betrifft selbst junge gesunde Menschen. Patienten mit Herz- oder Lungenerkrankungen können durch die Wirkung  des Alkohols ernsthafte Probleme bekommen. Herzstillstände sind für 58 Prozent aller Umleitungen von Flugzeugen verantwortlich. Dann doch besser den gerade in luftiger Höhe so beliebten würzigen Tomatensaft trinken, der nebenbei noch das Thromboserisiko senkt.

Reise-Bescheinigungen für Arzneimittel
Vor jedem Urlaub stellt man sich die Frage, welche Medikamente sollte man mitnehmen und was ist bei Reisen ins Ausland dringend nötig. Bei manchen Wirkstoffen gilt es auch den Einfluss von täglicher UV-Strahlung durch ausreichend Sonnenschutz zu beachten. Für chronisch Kranke mit lebensnotwendiger Medikation geht es dabei auch um die nötigen Dokumente, damit es bei der Einreise keine Probleme gibt. Vor allem sogenannte Betäubungsmittel (BTMs) – wozu auch starke Schmerzmittel zählen, müssen durch eine entsprechende Bescheinigung der Arztpraxis belegt werden. Bei Fernreisen am besten mehrsprachig mit Auflistung der Tagesdosis, der Wirkstoffe und der für den Urlaub notwendigen Gesamtmenge. Bei den Mitgliedsstaaten des Schengener Abkommens ist dies klar geregelt, manch andere Länder verbieten die Einfuhr aber komplett. Führt man medizinischen Cannabis mit sich, ist hierfür meist ebenfalls eine Reisebescheinigung nötig. Weitere Infos und Formulare findet man beim BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) unter https://www.bfarm.de/DE/Home/_node.html

Kühlung für Mensch und Pillen
Manche Medikamente reagieren auf hohe Temperaturen und müssen deshalb vor Hitze geschützt werden. Dies gilt insbesondere für Insulin, dass über 30 Grad ausflockt und unbrauchbar wird. Typ-1-Diabetiker müssen im Sommer grundsätzlich genauer auf ihren Blutzuckerspiegel achten. Hohe Temperaturen können die Durchblutung anregen und wer zusätzlich noch sportlich aktiv ist, muss u. U. mit einem plötzlichen Abfall des Blutzuckers rechnen. Dann sind schnell wirksame Kohlehydrate wichtig, um eine Unterzuckerung zu verhindern.

Sommerliche Nebenwirkungen
Wer denkt schon daran, dass auch starkes Schwitzen oder eine Dehydrierung die Wirkung von Medizin beeinträchtigt? Unerwartete Nebenwirkungen, wie Herz-Kreislauf-Beschwerden und Überdosierungen können die Folge sein. Medikamente, die bei sommerlicher Hitze u. U. Probleme machen sind Betablocker, Beruhigungsmittel, Diuretika und Abführmittel sowie Medikamente gegen Depressionen. Aber auch Schmerzmittel in Kombination mit Bluthochdruck können bei hohen Temperaturen gefährlich werden. Besser vor Reiseantritt in der Hausarztpraxis nachfragen oder bei uns vorbeikommen.

Impfempfehlung der STIKO gegen RS-Virus

Seit der Corona-Pandemie infizieren sich in jedem Herbst, oft schon im Spätsommer, überdurchschnittlich viele Kinder und Babys sowie ältere Menschen mit dem gefährlichen RS-Virus. In den letzten Jahren brachte die Welle des hochansteckenden Respiratorischen Synzytial-Virus die Pädiater und Kinderstationen regelmäßig an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres erwischt das Virus laut RKI fast jedes Kind. Je nach Zustand des Immunsystem und Alter des Kindes kann es dann kritisch werden. Jährlich werden hierzulande rund 25.000 Säuglinge in den Krankenhäusern wegen einer RSV-Infektion der unteren Atemwege behandelt. Mitunter konnten gar nicht mehr alle versorgt werden, die eigentlich stationär aufgenommen werden müssten. Weltweit werden Millionen Kinder mit einer RSV-Infektion in Kliniken behandelt, von denen mehr als 100.000 pro Jahr diese nicht überleben. Die meisten Fälle verlaufen aber mild. Die ersten Anzeichen einer Infektion gleichen meist einer gewöhnlichen Erkältung mit Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Fieber.

Andere Länder sind Vorreiter
Eine echte Therapie gegen das RS-Virus gibt es derzeit nicht, lediglich Babys mit einer Herz- oder Lungenerkrankung bekamen bisher eine passive Antikörper-Immunisierung um schwere Verläufe zu verhindern. Diese muss aber monatlich erneuert werden und ist in größerer Anzahl deshalb kaum realisierbar. Seit 2023 gibt es nun einen zweiten Antikörper, der über eine komplette RSV-Saison mit einer Schutzwirkung von ca. 75 Prozent aktiv ist. Diese Zahlen gehen auf Länder zurück, in denen er bereits erfolgreich eingesetzt wurde, wie Spanien, Frankreich und den USA. Außer einer leichten Entzündung der Einstichstelle waren hier kaum Nebenwirkungen registriert. Die Anzahl schwerer Verläufe ist hier aber seither um 70 bis 80 Prozent zurückgegangen.

Erste Empfehlung einer passiven Immunisierung
Die STIKO hat sich deshalb für eine Impfempfehlung des Wirkstoffes Nirsevimab entschieden, der von Sanofi und AstraZeneca gemeinsam unter dem Namen Beyfortus vertrieben wird. Hiermit sollen Säuglinge und Neugeborene während oder vor ihrer ersten RSV-Saison vor schweren Atemwegsinfekten geschützt werden, in der Regel mit einer Impfung im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U2. So ließe sich eine Infektion vom Säuglings- ins Kleinkindalter verschieben, wenn das Immunsystem hierfür besser trainiert ist. Ein Leben lang verhindern kann man sie nicht. Somit wird erstmals eine sofort wirksame passive Immunisierung empfohlen, deren Wirkung nach einer gewissen Zeit den Körper wieder verlassen hat ohne einen bleibenden Immunschutz aufzubauen. Seine Sicherheit entspricht den besonders hohen Anforderungen, die hierzulande für alle Säuglingsimpfstoffe erhoben wird. Der bereits seit 2023 verfügbare aktive Impfstoff gegen das RS-Virus ist nur für Senioren über 60 Jahren sowie Schwangere zugelassen.

Quo vadis deutsche Apotheken-Reform?

Noch vor der parlamentarischen Sommerpause wollte Gesundheitsminister Lauterbach die geplante Apothekenreform verabschieden – an Bundestag und Bundesrat vorbei. Dass es dazu Mitte Juli nicht mehr kam, ist vielleicht der zähen Haushaltsplanung für 2025 geschuldet. Sicher ist, dass der Gegenwind aus den Bundesländern und den Apotheker-Verbänden, nachdem der Referentenentwurf des Apotheken-Reformgesetzes publik wurde, heftiger ausfiel als erwartet. Kritik an dem „größten anzunehmenden Unfall“ für deutsche Apotheken kam sogar von einzelnen SPD-Gesundheitsministern der Länder. In Hessen blieben Ende Juni direkt für zwei Tage die Apothekentüren zu. Doch was beinhaltet die Lauterbachsche Vision einer zukunftsfähigen deutschen Apotheke? In seiner Light-Version wären Apotheker*innen nur noch in der Haupt-Apotheke notwendig, Filialen dürften künftig von PTAs geführt und der pharmazeutische Rat falls nötig per Video eingeholt werden.

Light-Apotheken ohne Beratung
Ähnlich wie bei den angedachten Gesundheitskiosken, die im ländlichen Raum viele der bald nicht mehr vorhandenen Hausarztpraxen ersetzen sollen, würde die Light-Apotheke quasi zum Bestell- und Medikamenten-Abholservice. Auch das Labor für die Herstellung von Rezepturen wäre hier unnötig. Weniger Bremsklotz-Bürokratie wäre dagegen durchaus sinnvoll, auch bei der sehr starren Apotheken-Betriebsordnung. Würde sich diese Vision aber durchsetzen, wäre das der Untergang nicht nur für den aktuell trotz vieler Probleme noch immer hohen Qualitätsstandard. Die noch immer nicht gehobenen Lieferprobleme sind trotz politischer Bemühungen weiterhin an der Tagesordnung. Selbst erfahrene PTAs wären aktuell damit überfordert und wollen sich hier auch nicht als „Apotheken-Lightung“ verheizen lassen. Im Übrigen dürfte sie auch nicht den Notdienst übernehmen, hierfür wäre weiterhin ein/e approbierte/r Apotheker/in nötig.

Ohne Honorarzuwachs keine Perspektive
Schon jetzt ist eine spürbare Folge der vorliegenden Reformpläne die zunehmende Abwanderung von PTAs in die Industrie – zumeist wegen besserer Bezahlung. Die zu erwartenden schlechteren Rahmenbedingungen macht die Suche vieler Apotheken, nach Apotheker*innen für die Nachfolge noch schwieriger. Im Ergebnis schnellen die Zahlen der Apothekenschließungen weiter nach oben – nicht nur auf dem Land. Aber auch junge Apotheker*innen, die ihre Zukunft in der eigenen Apotheke gesehen haben, überlegen jetzt die Reißleine zu ziehen, bevor es zu spät ist, wie beispielsweise Insel-Apotheker, die derzeit noch Helgoland und Pellworm versorgen. Statt ein Licht am Ende des Tunnels zu entzünden, indem die lange überfällige Honorarerhöhung auf den Weg gebracht wird, geht die Politik mittels der neuen Eckdaten mit der Sense gegen die Apotheken vor.

Für mehr Kompetenzen fehlen Fachkräfte
Für die erweiterten Pharmazeutischen Dienstleitungen, sind schon jetzt in vielen Apotheken kaum noch ausreichend Mitarbeiter*innen vorhanden, auch nicht für Lauterbachs liebstes Kind, das Gesundes-Herz-Gesetz, das 2025 eingeführt soll. Kommt es wie geplant, dann folgt auf die Apotheke ohne Apotheker*in früher oder später die Gesundheit ohne Pharmazeuten. Eine Zwei-Klassen-Versorgung ist jedenfalls mit den neuen Möglichkeiten für Apothekenketten- und Light-Versionen absehbar und die gewohnte pharmazeutische Versorgung würde mittelfristig nur noch in städtischen 1A-Lagen gesichert sein. Sicher, neue Konzepte braucht das Land, aber nicht indem man zulasten der Patienten*innen den bislang geltenden Qualitätsanspruch völlig über Bord wirft, denn wo Apotheke dransteht, sollte jeder Kunde*in auch weiterhin eine/n Apotheker*in erwarten können.