Glücklich bei der Arbeit – geht das?

Die meisten denken bei dieser Frage an die optimale Work-Life-Balance. Dabei ist nicht nur die Arbeitszeit entscheidend, wie gut oder schlecht man sich fühlt. Sicher wäre es für jeden am sinnvollsten, das zu tun, was den Neigungen und Fähigkeiten entspricht oder was einen dauerhaft ausfüllt. Aber kann uns etwa nur der Traumjob wirklich glücklich machen? Psychologen und Studien sagen etwas anderes. Auch Corona hat manchen Menschen neue Optionen beschert. Während die einen ganz froh waren die lieben Kollegen*innen nur noch selten zu sehen, fiel anderen sehr schnell zuhause die Decke auf den Kopf. In dieser Schieflage stecken viele Unternehmen jetzt noch fest. Die Einen müssen wieder, aber wollen eigentlich nicht ins Büro und andere würden dagegen lieber öfter ihre Kolleg*innen treffen. Effektiv ist man vor allem dann, wenn einem der Arbeitsalltag entspricht, mit dem man tagtäglich konfrontiert ist. Und das lässt sich eben nicht für alle über einen Kamm scheren.

Sechs Wohlfühlfaktoren
Wer sich wohl fühl, spürt weniger Druck, auch wenn’s mal stressig wird. Dafür spielen neben der Arbeitszeit aber noch andere Faktoren eine Rolle, wie z. B die Kollegen*innen mit denen man auf einer Wellenlänge liegt, ein freundliches und rücksichtsvolles Umfeld, lobende Chefs, ansprechende Räumlichkeiten und nicht zuletzt eine sinnstiftende Arbeit, die genügend Anerkennung erfährt. Gerade hier hakt es gesellschaftlich nicht nur in den pflegenden Berufen. Für andere da zu sein, gibt einem selbst ein gutes Gefühl, erfährt aber vom sozialen Umfeld selten wirklich Anerkennung. Trifft dies auch auf den eigenen Job zu, spielt die Bezahlung meist eine umso größere Rolle. Aber in Unternehmen, wo das Gehalt eher als Schmerzensgeld fungiert, findet man selten gute Laune oder gar glückliche Mitarbeiter*innen.

Montags schon auf Freitag hoffen
Ein gutes Arbeitsklima, ohne nörgelnde Chefs oder Kolleg*innen, denen immer nur Fehler ins Auge springen, macht dagegen eine Menge aus. Wer sogar die Pausen gern miteinander verbringt, anstatt zum Mittagessen allein in den Park zu gehen, fühlt sich eher wohl am Arbeitsplatz und wartet nicht nur darauf, dass der Arbeitstag endlich vorbeigeht. Montags schon die Tage bis zum Wochenende zu zählen, macht weder glücklich noch effektiv. Steckt man in solch einer Sackgasse fest, ist es sinnvoll mit dem/der Chef/fin Veränderungsmöglichkeiten auszuloten. Erwiesenermaßen glücklicher ist nämlich, wer Einfluss nehmen kann auf sein Arbeitsumfeld. Mehr Gestaltungsmöglichkeiten sind gleichzeitig ein Zeichen von Anerkennung, ohne die man im Job nicht auskommt.

Zufriedenheit wirkt gesundheitsfördernd
Auch wenn immer mal wieder jemand das Gegenteil behauptet, das Gehalt allein macht nicht glücklich. Auch eine Gehaltserhöhung schüttet nur kurzfristig Glückhormone aus. Mit mehr Geld bekommt aber meist der Freizeitfaktor eine größere Bedeutung. Wer schon im Job unglücklich ist, will dies wenigstens mit tollen Hobbies oder mehr Zeit für die Familie ausgleichen. Mangelnde Zufriedenheit am Arbeitsplatz schlägt sich übrigens nicht nur auf die Laune nieder, sondern beeinflusst auch die Gesundheit negativ – von Depressionen, über Burnout bis zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Verdauungsproblemen. Zufriedenheit stärkt dagegen das Immunsystem und hält Blutdruck, Hormonhaushalt und Stoffwechsel im Lot. Dienst nach Vorschrift, ohne zu hinterfragen, wie es einem damit geht, schafft man nicht dauerhaft und macht krank.

Nett macht glücklich
Nicht immer hat man die Möglichkeit sich seinen Job so einzurichten, dass er optimal passt. Aber jeder sollte so viel Eigenverantwortung übernehmen, sein Arbeitsumfeld zu überprüfen, ob es der eigenen Persönlichkeit entspricht und wo Gestaltungsmöglichkeiten liegen. Flexibilität ist ein Stichwort, das in den letzten Jahren für viele Berufsgruppen immer wichtiger wird. Gerade durch die zunehmende Digitalisierung sind immer mehr Berufe zumindest zeitweise von Zuhause möglich. Auch die Zufriedenheit, als kleine Schwester des großen Glücks, gibt das gute Gefühl nicht ständig dem grüneren Gras auf der anderen Straßenseite hinterherhechten zu müssen. Glücklicher ist schon, wer sich öfter mal um die Kolleg*innen mit kleinen Nettigkeiten kümmert, das Gespräch sucht, mit dem Typen, mit dem man immer wieder aneinander gerät oder dem neuen Azubi ein positives Feedback gibt. Die meisten Arbeitsplätze geben mehr Spielraum für gute Gefühle als man glaubt.