Rückblick auf den Apotheken-Protesttag
Nichts tun und die Türen geschlossen lassen – so einfach ist ein Streik eben nicht, wenn man etwas erreichen will. Und so begann unsere Planung hierfür schon Wochen vor dem 14.Juni. Es musste Infomaterial für die Kunden/innen besorgt und ausgehängt werden. Über die sozialen Medien wurde rechtzeitig auf den Streiktag und seine Hintergründe aufmerksam gemacht. Verständnis und Resonanz waren groß und nur wenige fragten sich, ob das denn rechtens sei. Ja, auch Apotheken dürfen ihr Grundrecht zum öffentlichen Protestieren ausüben. Die Versorgung durch Notdienstapotheken war gesichert und wir hatten vorab geklärt, wie die streikenden Apotheken diese bei Bedarf unterstützen können. Es fanden vor den drei Bären-Apotheken viele Gespräche statt, die nach wie vor nötig sind um unsere schwierige Situation zu erklären.
Aufklärung ist zwingend
Den meisten Kunden/innen sind unsere Probleme verständlicherweise kaum bewusst. Und solange die Politik und leider auch die Presse weiterhin behaupten, es handle sich nur um Jammern auf hohem Niveau, man hätte schließlich in Coronazeiten genug verdient, kommt die wahre Lage in der breiten Öffentlichkeit nicht an. Die Medien sind hierbei aktuell leider keine Hilfe, wie man an der eher kritischen Berichterstattung des Protesttages erkennen musste. Aus vielen Artikeln konnte man heraushören, dass man diesen für überzogen halte, ohne Kenntnis der Lage.
Einigkeit unter den Apotheken
Neun von zehn Apotheken ließen am Mittwoch, den 14.6.23 die Pforten zu und erklärten den Kunden/innen stattdessen die sich verschärfende Situation. Rund 20.000 Apothekenmitarbeiter/innen gingen in Düsseldorf und Berlin auf die Straße. Wohl kaum jemand hatte mit dieser Resonanz und Einstimmigkeit gerechnet. Vermutlich auch nicht die Berliner Politik, die zwar vorab bei den Medien ihre Stellungnahme abgab, sich aber auf den gut besuchten Demonstrationen und Kundgebungen leider unsichtbar machte.
Politik geht auf Distanz
Der Schachzug, die Zuständigkeit für das anzupassende Apothekenhonorar vom Wirtschaftsministerium zum Gesundheitsministerium zu verschieben, lässt vermuten, dass die nötigen Entscheidungen noch lange auf sich warten lassen. Schließlich bedarf es hierfür einer Gesetzesänderung. Man munkelt also, dass der erfolgreiche erste Protesttag nur ein Anfang war, quasi zum Warmlaufen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach fand es jedenfalls angemessener ein Foto des Protestzuges von hoch oben aus seinem Bürofenster auf Twitter zu posten, als sich auf persönliche Gespräche einzulassen. Oder wie es ein Journalist so treffend beschrieb: „Mehr Distanz geht nicht“. Und wie man inzwischen weiß, ist ihm Protest ohnehin gänzlich egal, er zieht seine Pläne durch.