Apotheken bald ohne Vollzeitkräfte?
Immer öfter sind in deutschen Apotheken nur noch Apothekeninhaber/innen oder Filialleiter/innen echte Vollzeitkräfte. Parallel zum schrumpfenden Bestand an Apotheken, geht auch die Zahl der Mitarbeiter*innen weiter zurück. Die unsicheren Rahmenbedingungen und der tägliche Arbeitsstress treiben viele pharmazeutische Fachkräfte der Pharmaindustrie in die Arme, die oftmals mit besseren Konditionen punkten kann. Den Apotheken bleibt nichts anderes übrig, als auf den Wunsch nach flexiblen und reduzierten Arbeitszeiten mit mehr Teilzeit-Arbeitsverträgen zu reagieren. Bei den komplizierten Wochenplänen müssen aber auch krankheitsbedingte Fehltage und Urlaube aufgefangen werden. Und eine Reduzierung der Öffnungszeiten ist aufgrund der Apotheken-Betriebsordnung nur bedingt möglich. Viele Apotheken im ländlichen Raum könnte man vor einer Schließung bewahren, wenn es hier mehr Spielraum gäbe.
Mehr Arbeit vs. bessere Work-Life-Balance
Der gesamte Gesundheitsbereich gerät durch den Mangel an Pflege- und Fachkräften in Kliniken, Arztpraxen, Pflegeinrichtungen und eben auch Apotheken zusehends in eine gefährliche Schieflage. Gleichzeitig erwarten Arbeitnehmer*innen mehr Entgegenkommen in Sachen Work-Life-Balance. Ist die tägliche Arbeit geprägt von zunehmend höheren Anforderungen und Flexibilität, steigt aber auch der alltägliche Stresspegel. Immer mehr Mitarbeitende wandern ab und die Probleme werden für die, die weitermachen noch größer. Das Qualitätskennzeichen „Sicherer Arbeitsplatz“, lange Zeit gerade in Apotheken und Praxen ein typisches Gütesiegel – rückt in Zeiten des massiven Fachkräftemangels weit in den Hintergrund. Seit 2021 ist die Zahl der Apothekenfachkräfte Jahr für Jahr rückläufig. Dies ist eine echte Zäsur, da bis dahin die Anzahl stetig gestiegen ist, insbesondere bei den Pharmazeutisch-Technischen Assistenten*innen, dem Rückgrat jeder Apotheke. Es liegt aktuell allein bei den Apotheken mit interessanten Angeboten, Fortbildungsmöglichkeiten und einem guten Betriebsklima neue Mitarbeiter*innen zu finden und an sich zu binden. Letztlich zählt dabei vor allem eine gute Lage im städtischen Raum, flexible Arbeitsmöglichkeiten oder auch attraktive berufliche Entwicklungschancen.