Brennnesseln – viel besser als ihr Ruf!
Wohl kaum eine Pflanze genießt ein so negatives Image wie die in Mitteleuropa heimische Brennnessel. Dabei hat sicher jeder schon einmal mit ihren eindrucksvollen Abwehrmechanismen Bekanntschaft gemacht. Ein leichtes Streifen über die Kante ihrer Blätter genügt und ihre Brennhaare brechen und spritzen Histamine und Ameisensäure auf die Haut des Angreifers. Brennende Quaddeln sind die Folge und machen ihrem Namen alle Ehre. Dabei gilt sie als vielseitige Heilpflanze, mit 40 % Eiweiß auch als wertvolles Nahrungsmittel und ergiebige Proteinquelle und nicht zuletzt als eine wichtige Dünge- und Futterpflanze. Höchste Zeit also sich einmal näher mit ihr zu beschäftigen. Im Salat, als Pesto und im Kräutersüppchen findet sie auch den Weg in unsere heimischen Küchen und Rezepte.
Wichtige Inhaltsstoffe sind vor allem Flavonoide wie Rutin, ätherische Öle, die Vitamine B, K, reichlich Vitamin C sowie die Mineralien Kalium, Kalzium, Eisen und Kieselsäure. Die verschiedenen Pflanzenteile wie Blätter, Wurzeln und Samen werden für unterschiedliche Beschwerden eingesetzt. Die jungen Blätter wirken entgiftend, entzündungshemmend und harntreibend bei Gicht, Rheuma und Nesselsucht und lindern Blasen- und Harnwegsentzündungen. Bei einer eingeschränkten Herz- oder Nierenfunktion sollte man Brennnesseltee besser nicht anwenden. Allgemein wird er aus frischen oder getrockneten Blättern zur Blutreinigung, bei Verdauungsbeschwerden und Entschlackungskuren genutzt. Er wirkt außerdem immunstimulierend, schmerzlindernd und krampflösend. Der hohe Eiweißgehalt der Brennnesselsamen machen aus der Pflanze ein heimisches Superfood. Getrocknet kann man sie auf Smoothies, Joghurt oder Müsli geben. Ein Haarwasser aus Brennnesseln soll auch Haarausfall bekämpfen, indem es die Durchblutung der Kopfhaut anregt.
Wenn man Brennnesseln in der Küche verwenden will, sollte man sie abseits von Straßen sammeln und vor dem Verarbeiten mit einem Nudelholz oder in einem Gefrierbeutel platt walzen. Dann kann man die Blätter ungefährdet mit bloßen Händen weiterverarbeiten. Bekannt ist vor allem die Brennnesselsuppe, die zusammen mit Zwiebeln, Kartoffeln, Brühe, Créme Fraîche und Butter im Frühling gegen Frühjahrmüdigkeit hilft. Auch als Spinatersatz kann er schmackhaft eingesetzt werden, ebenso wie im Pesto zusammen mit Wallnüssen, Öl, Salz und Zitrone und als würziger Vitaminkick ergänzen Brennnesselblätter grüne Smoothies. Egal ob gekocht, gedünstet oder püriert, die Brennhaare werden durch das Verarbeiten garantiert unschädlich gemacht.