Das E-Rezept bleibt aktuell eine Herausforderung
Die Anlaufschwierigkeiten bei den E-Rezepten sind aufgrund der täglich steigenden Anzahl noch nicht beseitigt. Die Bären-Apotheken haben in den ersten zwei Monaten seit dem Jahreswechsel fast 30.000 E-Rezepte abgewickelt. Rund 60 Prozent aller bei uns abgegebenen Rezepte waren E-Rezepte. Diese Menge hat uns ziemlich überrascht und täglich mussten wir uns an die neuen Gegebenheiten anpassen. Dazu kommen noch die weiterhin bestehenden Papier-Rezepte für Medizinprodukte, Hilfs- und Betäubungsmittel sowie Privatrezepte, die noch länger nicht von der Digitalisierung erfasst werden. Dadurch müssen neben alten Arbeitsabläufen neue geschaffen werden. Das komplette E-Rezept braucht hinsichtlich Ausstellung, Abrufung und Bearbeitung dabei mehr Zeit als gedacht.
Digital ist nicht automatisch schneller
Diese Anpassung allein wäre kein Problem, hätte man nicht immer wieder mit überlasteten Leitungen und Schnittstellen zu kämpfen. Die Übermittlungen stauten sich vor allem in den Morgenstunden ab 8 Uhr. Waren mehrere Rezepte über eine Karte abzurufen, können mitunter nicht alle angezeigt werden, obwohl die Praxis versichert, sie ausgestellt zu haben. Wir sind regelmäßig im Gespräch mit den umliegenden Arztpraxen, um solche Schwierigkeiten schnell in den Griff zu bekommen. Dies gilt auch für Rezepte mit sogenannten Freitextverordnungen, die zu keinem der aktuell vorgesehenen Muster passen. Hier ist oft telefonische Rücksprache nötig, was auf beiden Seiten zusätzlich Zeit in Anspruch nimmt.
Einfacher via Rezepte-App
Der gegenüber der Gesundheitskarte schnellere Weg verläuft derzeit über die Nutzung der Rezepte-App. Die Gematik-App auf dem Smartphone wird momentan von den Patienten*innen aber noch zu wenig genutzt. Inzwischen sind zahlreiche weitere Rezepte-Apps auf dem Markt, die aber nicht alle sinnvoll sind, da sie u. U. die freie Apothekenwahl behindern. Viele Praxen bitten derzeit die Patienten*innen ihre E-Rezepte über ihre elektronische Gesundheitskarte erst am folgenden Tag in der Apotheke einzulösen. Hintergrund ist die in den Praxen oft genutzte Stapel- bzw. Sammelsignatur der E-Rezepte zum Ende des Tages. Fehlt diese Signatur kann das Rezept in der Apotheke nicht bearbeitet werden.
Gematik reagiert inzwischen
Niemand will Patienten*innen ohne Medikament nach Hause schicken und so versuchen wir immer individuelle Lösungen zu finden. Die derzeit notwendige Technik rund um die Abwicklung des E-Rezeptes ist noch auf zu viele Schnittstellen, Dienstleister und Komponenten angewiesen, die sie in der Masse extrem fehleranfällig macht. Die Apotheken selber haben hier kaum Eingriffsmöglichkeiten. Das Gesundheitsministerium – Mitgesellschafterin der Gematik, die für die Technik des E-Rezepts verantwortlich ist, sieht inzwischen ebenfalls Handlungsbedarf. Wir alle hoffen, dass durch die laufenden technischen Updates sowie eine bessere Zusammenarbeit unter den zahlreichen Beteiligten die Probleme möglichst bald verschwunden sind.