Keine Nahrungsergänzungsmittel für Kinder

Multivitamine gibt es heute als bunte Fruchtgummis, leckere Kaubonbons oder als Getränkepulver – zum Schutz vor Infektionen, für eine optimale Entwicklung oder vermeintlich bessere Schulleistungen. Sogar für Babies sind bereits entsprechende Produkte erhältlich. Aktuelle Untersuchungen zeigen jedoch, dass viele dieser NEMs (Nahrungsergänzungsmittel) gerade für Kleinkinder und Säuglinge eigentlich ungeeignet sind. Kritisch sind nebenzweifelhaften Aufmachungen wie z. B. Bonbondosen und oft unerlaubten Werbebotschaften, vor allem nicht zugelassene Zusatzstoffe. Noch entscheidender war bei den negativen Bewertungen das mögliche Überschreiten der Tageshöchstmengen. Ohnehin ist die passende Dosierung je nach Alter und Gewicht nicht immer leicht zu bestimmen, zumal die Konzentration in den Fruchtgummies schwanken kann.

Riskante Überdosierungen
Viele gute Gründe, die den Eltern raten sollten: lieber Finger weg: Und schon gar nicht ein kleines Kind unbeaufsichtigt mit einer Dose Vitamin-Fruchtgummies allein lassen. Häufig kommt es so zu Überdosierungen, was bei Vitamin A und D sowie Eisen und Folsäure gefährlich werden kann. Bei einem Marktcheck der Verbraucherzentralen lag bei drei Viertel der untersuchten Produkte mindestens ein Vitamin oder Mineralstoff erheblich über dem zugelassenen Referenzwert der Deutsche Gesellschaft für Ernährung für die Altersgruppe der 4 bis 7jährigen.

Kein Gieskannenprinzip
Auch Pädiater*innen warnen vor NEM-Produkten für Säuglinge und Kleinkindern. Bei größeren Kindern ab acht Jahren sollte man die geeignete Dosierung besser mit der behandelnden Praxis besprechen. Bewegung an frischer Luft und abwechslungsreiches Essen sowie die tägliche Portion saisonales Obst sind ausreichend für die optimale Entwicklung eines Kindes. Die tägliche Nährstoffversorgung ist durch eine ausgewogene Ernährung i. d. R. ausreichend und sollte in Einzelfällen und nach Rücksprache mit dem/der Arzt/Ärztin durch Folsäure, Vitamin D oder Eisen in Form von Tabletten ergänzt werden. Solange die ersten Zähne noch nicht mit fluoridierter Zahnpasta geputzt werden, sind außerdem Fluortabletten zur Prophylaxe sinnvoll.

Natürliche Vitamine können mehr
Letztlich können Vitamin-Gummis eine ausgewogene Ernährung nicht ersetzen. Ihnen fehlen viele Spurenelemente und Mineralien sowie wertvolle Ballaststoffe, die in Obst und Gemüse enthalten sind. Die Eltern fungieren gerade bei der Ernährung als wichtige Vorbilder. Auch wenn NEM-Produkte für Kleinkinder grundsätzlich nicht verboten sind und diese auch in den sozialen Medien gern und regelmäßig beworben werden, sollte man Wert legen auf die Versorgung über Obst und Gemüse. Falls Kinder beides total verweigern, sollte man den Ersatz durch Vitamin-Produkte mit uns klären und bei Kindern mit Stoffwechselerkrankungen besser eine Empfehlung vom behandelnden Arzt einholen.