Was hilft gegen Skin-Picking?
Oft taucht mit der beginnenden Pubertät bei jungen Frauen ein Phänomen auf, das Betroffene am liebsten verbergen. Doch das regelmäßige Kratzen, Knibbeln und Quetschen an der Haut – auch Skin Picking genannt, hinterlässt irgendwann seine Spuren. Rötungen, Verkrustungen, Entzündungen und oft auch Narben sind die Folge des Skin Pickings, das erst seit einigen Jahren öffentlich einen Namen bekommen hat. Dermatologen*innen kennen es auch unter dem Fachbegriff Dermatillomanie, der zwanghaften täglichen Suche mit den Fingern nach Hautuneben- oder Unreinheiten im Gesicht, an den Armen oder am Dekolleté. Auch das Zupfen an der Lippe oder das Abkneifen der Nagelhaut gehören in diese Kategorie. Vor allem in stressigen Situationen oder Lebensphasen nimmt es bei Betroffenen zu. Durch das Knibbeln folgt danach stets eine kurze Phase der Entspannung und Stresslinderung. So entsteht ein Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist. Offiziell betrifft es vor allem Frauen. Man geht aber davon aus, dass die Dunkelziffer bei Männern hoch ist.
Picking als festes Ritual im Tagesablauf
Wer regelmäßig knibbelt, erlebt dabei eine innere Auszeit von den Tagesproblemen. Betroffene empfinden es sogar als Trance, in der man die Umgebung nicht mehr wahrnimmt und vor Belastendem flüchtet. Und die meisten haben massive Probleme hiervon wegzukommen. Auch wenn die Folgen irgendwann kaum noch zu verbergen sind, ist das Gefühl es einfach tun zu müssen zu stark. Häufig wird es aber auch zu einem festen Ritual, vor dem Schminken am Morgen, beim Fernsehen oder wenn man aus der Schule oder dem Büro kommt. Erst seit 2013 ist Skin Picking als psychische Zwangsstörung und somit als Therapie bedürftig anerkannt. Da im familiären Umfeld Betroffener häufig weitere „Picker“ zu finden sind, geht man von einer genetischen Veranlagung aus. Nicht selten führt Picking auch zu einer sozialen Isolation, wenn man die optischen Folgen nicht mehr verbergen kann. Manche outen sich inzwischen in öffentlichen Blogs um anderen Betroffenen zu helfen und zu zeigen, dass Picking mehr ist als ein Tick oder eine schlechte Angewohnheit.
Selbstakzeptanz lernen
Was also tun gegen diesen inneren Drang die Haut zu malträtieren? Grundsätzlich funktioniert hier ein Habit-Reversal-Training, also der Einsatz einer Alternativ-Handlung, immer dann, wenn der Drang zum Knibbeln zunimmt, z. B. mit Antistressbällen oder Handarbeiten. Die Ursache für diese Störung, unter der so viele Frauen leiden, liegt meist tief. Oft sind es Perfektionisten*innen, die einen äußeren Makel nicht ertragen und sich eine perfekte Haut wünschen. Meist setzen sie sich massiv unter Druck und nutzen Skin Picking als Möglichkeit zur Selbstregulation und -kontrolle. Aber auch Angstzustände und sogar Depressionen kommen als Auslöser in Frage. Nur die Haut zu behandeln genügt dann nicht. Hilfe gibt es beim Psychotherapeuten*in durch eine kognitive Verhaltenstherapie. In vielen Städten findet man inzwischen auch Selbsthilfegruppen um sich mit anderen auszutauschen. Neben einer Verhaltenstherapie helfen Entspannungsübungen, um Stressphasen leichter zu überstehen.
Alternativen trainieren
Einige Tipps, wie man sich selbst davon abhalten kann sind: als erstes die Auslöser erkennen und am besten vermeiden, so lange wie möglich gegen den Knibbelzwang angehen und dann möglichst eine Hautcreme auftragen. Die Hände in ruhigen kritischen Phasen möglichst mit etwas anderem beschäftigen wie einem Stressball oder Stricken, Häkeln etc. Um Verletzungen und Infektionen zu vermeiden, die Nägel möglichst kurz und sauber halten. Ohnehin ist die Infektionsgefahr bei regelmäßigem Picking groß, denn an den Fingern findet man zahlreiche Keime und Bakterien. An infizierten Wunden, die immer wieder verletzt werden, können sich Hautgeschwüre bilden und auch Narben, die nie wieder ganz verschwinden.
Verständnis statt guter Ratschläge
Angehörige oder Freunde von Skin Pickern sollten wissen, dass ein Satz wie „Lass es doch einfach mal!“ genau das Gegenteil bewirkt. Verständnis, Unterstützung und ein offenes Ohr für mögliche weitere Probleme sind wichtig um die fehlende Eigenliebe wieder aufzubauen. Bestehende oder beginnende Akne – oft ein Auslöser für Skin Picking Disorder, sollte man frühzeitig vom Profi behandeln lassen, wie auch bei uns in der KosmetikPraxis Tübingen.