Wirklich glücklich oder „nur“ zufrieden?

Was wir erstrebenswert finden, hängt oft von der Persönlichkeit ab. Nicht jeder träumt von Wolke 7, manchen ist die alltägliche Zufriedenheit wichtiger als das ganz große Glücksgefühl. Schließlich gilt auch hier: wer hoch steigt, kann tief fallen. Gerade die hormongesteuerten Glücksmomente lassen sich schwerlich gezielt wiederholen und sind im wahrsten Sinne des Wortes eine sehr flüchtige Angelegenheit. Beide Zustände lassen sich durch Hirnscans und Hormonspiegel belegen. Während beim Glücksrausch vor allem Dopamin eine Rolle spielt, kann man bei der langfristig wirkenden Zufriedenheit vor allem Belohnungsstoffe wie Morphium und Endorphine nachweisen. Und das Beste daran: Zufriedenheit ist laut Psychologie erlernbar und somit für jeden erreichbar. Was oft hinderlich ist, ist die Suche nach dem großen Glück, d.h. als erstes sollte man sich von dem grüneren Gras auf der anderen Straßenseite verabschieden.

Die Sichtweise ändern
Um zu mehr Zufriedenheit zu kommen, gilt es die typischen Wenn-dann-Sätze radikal zu eliminieren, die abhängig machen von Dingen, von denen man angeblich zu wenig hat, wie Zeit, Geld, Urlaub, Freunde etc. Genauso oft macht man sich Sorgen oder regt sich auf über Dinge, die man nicht selbst in der Hand hat. All das hindert uns daran zufrieden zu sein. Statt sich über den Stau oder über die Verabredung zu ärgern, die mal wieder zu spät kommt, könnte man sich auch freuen über das Plus an ungeplanter Zeit, die man plötzlich hat. Oder wie der Autor Thomas Friedmann es in seinem Handbuch über die Entschleunigung des 21. Jahrhunderts es formuliert: „Thank you for Beeing late!“. Situationen akzeptieren und das Beste draus zu machen ist offensichtlich eine stabile Basis für Zufriedenheit.

Mehr Dankbarkeit
Daneben findet man in typischen Ratgeberbüchern meist eine ganze Reihe weiterer Rezepte. Viele erinnern eher an Kalendersprüche als an zielführende Ideen. Jeder hat da so seinen individuellen Masterplan. Dabei hilft auch die Wissenschaft mit neuen Regeln zu mehr Lebenszufriedenheit. Gemäß einer der größten Langzeitstudien sind sich die wenigsten Menschen klar darüber, was sie wirklich glücklich machen würde. Bei der Frage nach der Zufriedenheit treffen die meisten schon eher ins Schwarze. Am wichtigsten für rund 90 Prozent aller Deutschen ist die Gesundheit, gefolgt vom sozialen Umfeld sowie Geld und Arbeit. Aber wer ist schon über jeden Tag dankbar und zufrieden an dem man einfach nur gesund ist? Ganz klar, wenn man vorher krank war. Wer kennt das nicht, nach einer Woche Grippe endlich wieder rausgehen zu können oder das erste echte Essen nach einem hartnäckigen Magen-Darm-Infekt.

Positive Psychologie
Doch Zufriedenheit ist eben mehr als die Abwesenheit von Problemen. So hat sich auch die Positive Psychologie entwickelt, die Menschen nicht nur von psychischen Problemen heilen will, sondern Wege aufzeigt, wie man optimistisch und vor allem zufrieden durchs Leben geht. Wesentlich ist dabei das Gefühl sein Leben selbst zu steuern und Dinge tun zu können, die einen erfüllen. Eben zufrieden machen ohne ständig auf der Suche nach mehr zu sein. Höher, schneller, weiter ist für Sportler*innen ein wichtiger Antrieb. Alle anderen frustriert das tägliche Aufpeitschen eher. Zufriedenheit basiert auf einer positiven Grundstimmung, die dafür sorgt, dass man Probleme besser meistert, Menschen und Situationen leichter akzeptiert – vor allem sich selbst mit seinen Stärken und Schwächen. Und der aktuelle World Happiness Report zeigt einmal mehr, dass Geld eben nicht zwingend zufrieden macht. Wesentlich sind Dinge, wie soziale Bindungen, persönliche Unabhängigkeit und Zeit in der Natur. Leider entfernt sich Deutschland hier immer weiter von den vorderen Plätzen, auf denen wiedermal die Skandinavier zu finden sind.