Die Wegwarte – himmelblauer Kaffeeersatz!

Sie darf in keiner Blumenuhr fehlen und war 2020 sogar Heilpflanze des Jahres. Die blauen, manchmal auch rosa oder weißen Blüten der Wegwarte öffnen sich bei Sonnenaufgang und schließen sich pünktlich zur Mittagszeit. Wenn man an den Wegesrändern, Böschungen oder Äckern nach ihr Ausschau hält, hat man es deshalb am Morgen sehr viel leichter. Sie ist in Mitteleuropa eine weitverbreitete und eher anspruchslose Nutz- und Heilpflanze. Ihre gezackten spitzen Blätter erinnern an den Löwenzahn. Im Frühjahr – vor der ersten Blüte im Juni, lassen sich diese am besten in würzigen Wildkräutersalaten verarbeiten. Später entwickeln sich immer mehr ihrer ausgeprägten Bitterstoffe. Sie sind es auch, die sie schon in der Antike zu einer bei Verdauungsbeschwerden viel genutzten Heilpflanze machten. Sie wirken positiv auf Galle, Leber und Milz, bei Appetitlosigkeit und als Kompressen auch bei Hautproblemen und Ekzemen sowie zur Wundheilung. Die Wegwarte – auch Zicchorie genannt, lässt sich komplett nutzen. Neben den Blättern kann man seine Stängel, einige Zeit gewässert, auch als Spinatersatz kochen.

Für den Ersatzkaffee benötigt man die Wurzeln, die zerkleinert zusammen mit Zucker in einer fettfreien Pfanne geröstet und anschließend abgekühlt gemahlen werden. Man kann ihn auch als gesunde Beigabe zum Bohnen- oder Milchkaffee nutzen. In der Nachkriegszeit nannte man den Zichorienkaffee abschätzig Muckefuck. Dabei übersah man seine ausleitende und anregende Wirkung auf Stoffwechsel und Verdauung, die sich gerade für eine entgiftende Frühjahrskur sehr gut eignet. Die stark inulinhaltigen Wurzeln machen die Wegwarte auch für Diabetiker zu einer wertvollen Heilpflanze. Mit ihren Bitterstoffen steht sie übrigens in enger Verwandtschaft zu den Bittergemüsesorten Chicoree, Radicchio sowie der Endivie. Daneben enthält sie wichtige Gerbstoffe, Flavonoide und Schleimstoffe wie die dem Heparin ähnlichen Pentosanen, die die Blutgerinnung hemmen. Wegwarten spielen auch in der Bachblüten-Therapie als achte Pflanze eine wichtige Rolle. Hier gilt sie auf der seelischen Ebene als Helferin gegen negative Stimmungen und Gefühle.

Wie funktionieren eigentlich Kinesio-Tapes?

Jetzt sieht man sie wieder häufig: die farbigen Tapes an vielen Joggerbeinen. Ob Kinesio-, Physio- oder Sporttape, es handelt es sich um die gleichen elastischen Klebebänder. Ihre Dehnbarkeit entspricht der unserer Haut und sie sollen Entzündungen, Verletzungen und Verspannungen reduzieren ohne die Beweglichkeit von Muskeln und Gelenken einzuschränken. Ein japanischer Chiropraktiker entdeckte diesen Effekt Anfang der 70er Jahre. Bei Bewegung erreicht das Klebetape eine Verschiebung der Haut gegen das darunterliegende Gewebe. Der Reiz aktiviert die Rezeptoren, die für die Muskelspannung und für die Weiterleitung von Schmerz und Temperatur zuständig sind. Durchblutung, Lymphfluss und Nerventätigkeit werden angeregt und die Selbstheilung gefördert. Dieser Effekt hilft bei Sportverletzungen, Überbelastung sowie Verhärtungen und wird inzwischen vielfach genutzt. Aber kann man auch als Laie die Tapes richtig platzieren und was bedeuten die unterschiedlichen Farben?

Bei allen Farben handelt es sich um dasselbe Material. Blau und Grün gelten als kühlend, Gelb, Rot und Pink eher als wärmend. Schwarze Tapes sieht man oft bei Profisportlern. Letztlich ist es reine Geschmackssache. Zum richtigen Platzieren hilft es den Muskelverlauf zu kennen. Die Haut muss unverletzt und fettfrei sein, die Haare entfernt und das Tape an allen Ecken mit einer Schere abgerundet sein. Leichte Verspannungen kann man im Muskelverlauf selbst kleben. Bei komplexen Verletzungen oder Schwellungen auch im Gelenkbereich ist es sinnvoll die Tapes von einem Profi kleben zu lassen. Die Tapes müssen mit leichtem Zug auf den gespannten Muskel aufgebracht und geglättet werden. Bei Entspannung sollten sich dann Falten bilden. Bleibt es glatt, ist es zu straff und der Blutfluss wird verlangsamt. Sporttapes sind wasserfest, überstehen also auch Schwitzen und Duschen und halten einige Tage. Lösen sich die Ränder, verliert es seine Wirkung. Bei Kribbeln oder Taubheit das Tape besser entfernen. Für Pflaster-Allergiker gibt es anti-allergene Tapes.

 

Silikone in der Kosmetik und ihre Wirkung!

Silikone kennen die meisten vor allem von Haarpflegeprodukten. Daneben findet man sie in täglichen Haushaltshelfern wie Wasch- und Reinigungsmitteln, aber auch in Bodylotions, Hautcremes, Lippenstiften, Duschgel, im Sonnenschutz oder der Mascara. Auch wenn sie keinerlei pflegende Wirkung haben, nutzt sie die Kosmetikindustrie gern, um Produkte geschmeidig, besser deckend und leichter auftragbar zu machen. Dieser Kunststoff, der aus Erdöl gewonnen wird, wirkt beispielsweise im Haar wie ein Füllstoff zum Kitten um die Haare voller und glänzender zu machen. Silikone sind rein synthetische Polymere, leicht herzustellen, kostengünstig und lange haltbar, aber schwer abbaubar, umweltbelastend und gerade aus den Haaren schwer wieder heraus zu bekommen. Sie sind meist nicht wasserlöslich. Dann braucht man spezielle Shampoos um sie wieder los zu werden. Leicht vorstellbar, wenn man bedenkt, wo Silikon im Haushalt sonst eingesetzt wird. Jeder kennt es als Fugendichtmittel in Bädern und Küchen oder als Antihaft-Backformen. Nichts bleibt haften, Hitze kann ihm nichts anhaben und es ist so ziemlich unkaputtbar. Man findet es übrigens auch häufig in den inzwischen beliebten Menstruationstassen.

Aber was soll es auf der Haut? In Lippenstiften ist Silikonöl oft für den Long-Lasting-Effekt zuständig, in der wasserfesten Mascara fürs Abperlen und bei Anti-Falten-Cremes nutz man den Fülleffekt. Die Oberfläche wird glatter, geschmeidiger und wirkt jünger, denn es zieht nicht ein, sondern verbleibt auf der Oberfläche. Der erste Eindruck ist dadurch natürlich positiv, aber langfristig schadet es mehr, als dass es hilft. Basis-Silikonöle oder Dimethicone sind es vor allem, die in der Kritik stehen. Sie legen sich wie ein Film auf die Haut, behindern den Sauerstoff- und Wasseraustausch und stören die hauteigenen Regenerationsprozesse. Auch Pflegewirkstoffe können nicht mehr ungehindert in die Haut eindringen.

Als Gesundheitsrisiko wurden sie bisher nicht eingestuft, für die Umwelt sind sie jedoch ein echtes Problem, denn sie sind nicht biologisch abbaubar. Große Mengen gelangen in die Abwässer. Kläranlagen können sie nicht herausfiltern und so belasten sie langfristig Grund- und Trinkwasser und somit auch unsere natürlichen Lebensmittel. Allerdings wurde die Silikonverbindung D4, die die Fortpflanzungsfähigkeit beeinflusst sowie D5 in der Kosmetik inzwischen in der EU ab bestimmten Mengen verboten. Was sie jedoch in unserem Nahrungskreislauf anrichten, ist noch nicht geklärt.

Wer auf all das verzichten will, greift zu Naturkosmetikprodukten mit Zertifikat und dem Hinweis „Silikonfrei“. Die Alternativen zu Silikon sind hier pflanzliche Öle und Extrakte. Wer Produkte mit Silikonen vermeiden will, sollte auf Inhaltsstoffe achten, die auf -icone und -iloxane enden. Bei einigen Kosmetikbloggern und Influencern findet man im Web Statements, die den Ruf der Silikone retten wollen. Sogar heilen, schützen und pflegen sollen sie. Letztlich gilt auch hier vermutlich das Prinzip „Die Menge macht das Gift“. Ein zu viel an Kunststoff auf der Haut, im Haar, in Nahrungsmitteln, im Wasser und in der Umwelt kann nun mal nicht gut sein. Grundsätzlich gilt: Silikone sind zwar nicht giftig, aber schwer abbaubar und haben nur einen kurzfristigen Effekt. Schon der Umwelt zuliebe sollte man ihren Gebrauch reduzieren und besonders bei problematischer Haut auf Naturkosmetikprodukte umsteigen.

Vor Long-Covid ist kaum jemand geschützt!

Die reine Infektionsphase ist bei Covid-19 in der Regel nach zwei Wochen vorbei. Doch viele Patienten sind dann noch lange nicht gesund oder voll belastbar. Die Spätfolgen bemerken manche erst Monate später. Die Bezeichnung Long-Covid stammt von Medizinern, die rund ein Jahr nach dem Ausbruch der Pandemie bei immer mehr Genesenen ähnliche Symptome feststellten. Und dies selbst bei Patienten, die während der Infektion nur sehr leichte Beschwerden hatten und nicht nur bei jenen, die auf den Intensivstationen behandelt werden mussten. Man geht inzwischen davon aus, dass Post-Covid oder Long-Covid 10 bis 20 Prozent aller Corona-Patienten treffen kann. Dieses spezielle Krankheitsbild ist Folge einer umfassenden Systemerkrankung, die jede Zelle und jedes Organ betrifft, wie man sie beispielsweise auch bei einer schweren Blutvergiftung kennt.

Je mehr Symptome während der akuten Infektionsphase aufgetreten sind, desto höher ist das Risiko später Long-Covid-Beschwerden zu entwickeln, so der aktuelle Forschungsstand. Eine chinesische Studie vom Februar 2021 zeigt, dass Schwersterkrankte sogar zu 50 Prozent auch sechs Monate nach ihrer Genesung nicht Vollzeit arbeiten konnten. 22 Prozent waren sogar als arbeitsunfähig einzustufen. Diese Patienten litten vor allem an Müdigkeit, Muskelschwäche und Atemnot, was auch durch die lange intensivmedizinische Behandlung zu erklären ist. Dazu kommen Berichte von langfristigen Problemen mit Lunge, Nieren, Herz, Gehirn und Nervenzellen. Trat die Infektion bei mehreren Personen innerhalb einer Familie auf, findet man bei den Long-Covid-Symptomen komplett unterschiedliche Ausprägungen und Symptome, von nur vorrübergehend leichten Beschwerden bis zu schwersten Belastungsstörungen.

Noch immer kann man die Ursache der häufig auftretenden neurologischen Probleme nicht wirklich identifizieren. Die Suche bleibt in der Regel ohne konkretes Ergebnis, so dass Betroffene meist nicht wissen, wie sie mit ihrer bleiernen Müdigkeit, der Watte im Kopf, dem plötzlichen Schwindel und den Konzentrationsstörungen umgehen sollen. Die Beschwerden ähneln teilweise denen einer frühen Demenz. Bei manchen können diese nach einigen Wochen oder Monaten wieder verschwinden, bei einigen werden sie aber auch chronisch. Im besten Fall wenden sich betroffene Patienten an ihren Hausarzt und werden an eine Reha-Kliniken oder -Ambulanz vermittelt. Es ist aber zu befürchten, dass viele unerkannt oder unbehandelt bleiben. So kann sich auch ein langfristig schwer behandelbares chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS) ausbilden.

Bei vorrübergehenden Störungen der Belastungsintoleranz empfiehlt es sich besser nicht über die aktuellen körperlichen Grenzen hinauszugehen. Mediziner nennen dies Vorgehen Pacing. Symptome wie der sogenannte Brainfog, wenn die Patienten sich im Kopf wie vernebelt fühlen, können ebenso auftreten wie anhaltende Depressionen. Selbst Gelenkschmerzen, Bluthochdruck oder verstärkter Herzschlag können noch Monate nach der Genesung vorkommen. Manche Patienten fühlen sich wie in einer ständigen Achterbahnfahrt, andere beschreiben Long-Covid ironisch auch als Adventskalender, der täglich neue Symptome bereithält.

Immer mehr Reha-Kliniken begleiten inzwischen Long-Covid-Patienten auf dem Weg in ein normales Leben. Hier setzt man vor allem auf Atem-, Koordinations- und Kraftübungen kombiniert mit Entspannungstherapien und Hirnleistungstraining. Gerade jüngere Patienten zwischen 20 und 50 können aber sogar nach erfolgter Reha nicht in ihre alten Jobs zurück und müssen sich beruflich umorientieren. Manche Mediziner stufen Long-Covid auch als Autoimmunstörung ein, die vor allem bei jüngeren Frauen und im mittleren Alter auftrete. Als Begründung wird hier ein bei Frauen oft aktiveres Immunsystem angeführt, das gleichzeitig auch schneller überreagiert. Laut RKI galten Ende März 2021 ca. 2,4 Mio. Menschen in Deutschland als von der Infektion genesen, von denen leiden derzeit etwa 10 Prozent, also 240.000 Menschen an den Spätfolgen.