Heilkräuter

Mädesüß – der unbekannte Schmerzstiller!

Wie dies schon bei den Druiden in der Antike bekannte Kraut zu seinem Namen kam, ist unklar. Auch wenn es so klingt als ob es etwas mit süßen Mädels zu tun hätte, geht der Name vermutlich eher auf den Honigwein Met zurück, der früher mit Mädesüß gewürzt bzw. gesüßt wurde oder weil die Blüten des Mädesüß einfach süß riechen. Auch wenn nur noch wenige die Pflanze kennen, die in Europa und Nordamerika an Bachufern und auf feuchten Wiesen anzutreffen ist, hat sie gerade jetzt zur Erkältungszeit einiges zu bieten. Ähnlich wie der Salbei wirkt auch das Mädesüß durch seine Gerbstoffe adstringierend auf die Schleimhäute, d.h. es zieht die Schleimhäute zusammen, ist daneben aber auch entzündungshemmend und fiebersenkend. Wie Holunder und Lindenblüten hat das Mädesüß schweißtreibende Eigenschaften und eignet sich deshalb als Tee auch gut zur unterstützenden Behandlung von Erkältungskrankheiten oder als Vorbeugung gegen einen beginnenden grippalen Infekt. Die getrockneten Blüten und Blätter bekommt man in der Apotheke oder als fertigen Erkältungstee. Mehr als drei Tassen am Tag sollte man aber nicht trinken.

Daneben hat man es in der Volksmedizin auch bei Gicht, sowie Blasen- und Nierenleiden und gegen Kopfschmerzen eingesetzt. Hauptsächlich bekannt ist das Mädesüß für den enthaltenen Wirkstoff Salicylsäure. 1839 wurde aus ihr erstmals die Spiersäure oder auch Salicylsäure gewonnen, die mit ihrer schmerzlindernden und entzündungshemmenden Wirkung vor allem gegen Gelenkrheuma verwendet wurde. Später hat man die synthetische magenfreundlichere Acetylsalicylsäure hieraus entwickelt. Für Menschen, die auf Salicylate allergisch reagieren, ist Mädesüß deshalb ungeeignet. Auch Asthmatiker und Schwangere sollten es eher meiden. Als Kräuterbeigabe wirkt es in einem heißen Gesichtsdampfbad gegen Akne und Hautunreinheiten. Die Pflanzenteile dürfen allerdings nicht gekocht werden.

In der Küche wird es wegen seines feinherben Geschmacks vor allem zum Aromatisieren von süßen Getränken und Gelees verwendet. Auch Früchtekompott geben die Blüten des Mädesüß eine dezente Würze. Die Blätter kann man auch im Salat oder als Würzkraut für Fisch- und Wildgerichte einsetzen. In der belgischen und französischen Küche nutzt man es öfter für Desserts, da es Völlegefühl und Sodbrennen lindert.

Spitzwegerich – lindert Mückenstiche und Hustenattacken!

Der unscheinbare Spitzwegerich ist fast überall an Wald- und Wiesenrändern zu finden. Er gilt als bewährte Heilpflanze und war 2014 sogar Arzneipflanze des Jahres. An warmen Herbsttagen findet man ihn noch bis in den Oktober hinein. Die Samen der Blüten kann man sogar jetzt noch sammeln und trocknen. Sie schmecken leicht nussig und lassen sich gepresst zu Wegerichöl verarbeiten. Auch die Knospen sind essbar, solange sie noch grün sind. Sie erinnern geschmacklich an Champignons. Die schmalen langen Blätter sollte man eher im Frühjahr verarbeiten so lange die Pflanze noch nicht geblüht hat. Sie eignen sich frisch aber auch als Salatbeigabe und gekocht als Spinatersatz oder Suppe.

Als Heilpflanze ist vor allem seine Wirkung bei Husten und Bronchitis bekannt. Hierfür brüht man entweder einen Tee auf oder kocht die Blätter zum Inhalieren zu einem Aufguss auf. Für einen Hustensirup legt man frische Blätter in Honig ein und lässt ihn gut verschlossen drei Monate stehen. Daneben lindert Spitzwegerich aber auch Insektenstiche. Wer also im Wald von einer Mücke erwischt wird, muss nur nach dem Wegerich Ausschau halten. Dann die Blätter zerreiben und auf den juckenden Stich drücken. Neben dem Juckreiz reduziert er so auch Schwellungen und wirkt außerdem antibakteriell.

Schon seit der Antike hat man ihn zum Reinigen und Heilen von Wunden benutzt. Heute verwendet man ihn vor allem bei Atemwegserkrankungen, bei Entzündungen der Mundschleimhaut sowie bei Akne und Hautproblemen. Seine medizinische Wirkung basiert auf seinen breitgefächerten Inhaltsstoffen wie Gerb- und Bitterstoffen, Schleimstoffen, Glykosiden, Kieselsäure, Kalium, Zink, Flavonoiden sowie Vitamin B und C. Diese Kombination wirkt sowohl abwehrsteigernd als auch antibakteriell.

Giersch – ein gesunder Ersatz für Spinat oder Petersilie!

Dem Hobbygärtner ist er ein echter Dorn im Auge, denn den Giersch auch Geißfuß genannt findet man häufig als Unkraut im Garten. Er wuchert gern, liebt es schattig und feucht und lässt sich wegen seiner unterirdischen Triebe nur schwer bekämpfen. Seine weiße Doldenblüte ist mit bis zu einem Meter Höhe auf Wiesen, an Bachläufen und im Wald kaum zu übersehen. Er blüht von Mai bis September und kann durch seinen dreikantigen gefurchten Stängel von anderen giftigen Doldenblütlern wie dem Schierling und dem Bärenklau unterschieden werden. Seine Blätter sind spitz, leicht behaart und die Ränder gezähnt. Hat man ihn sicher bestimmt kann man ihn für Salate, als Spinat oder auch Pesto verwenden. Er gilt als entsäuernd und entwässernd und wird schon von alters her gegen Gicht, Arthrose und Rheuma eingesetzt. Daneben wirkt er auch krampflösend, entgiftend und blutreinigend und hilft als Tee gegen Blasenentzündung oder -reizung. Zerstoßene Blätter oder Umschläge lindern als Auflage schmerzhafte Mückenstiche, einen leichten Sonnenbrand und auch Hämorrrhoiden.

Frisch gepflückt kann man die Blüten und jungen Blätter im Salat roh verwenden. Ältere Blätter sollten gekocht und die Stängel wegen des hohen Kumarin-Gehaltes und seiner bitteren Note besser entfernt werden. Seine pikante Note erinnert roh an Petersilie, gekocht an Spinat. Seine wichtigsten Inhaltsstoffe sind Kalium, Magnesium, Calcium, Mangan, Zink und Eisen. Er enthält aber auch reichlich Vitamin A und C – mehr als beispielsweise ein Kopfsalat oder eine Zitrone. Er wird als Wildgemüse auch gern mit Brennnesseln und Löwenzahn kombiniert und für Cremesuppen genutzt. Als Ersatz für Petersilie kann man ihn  im Bulgur- oder Kichererbsensalat oder in Semmelknödeln nutzen. Aber auch grüne Smoothies bekommen durch den Giersch eine besondere Würze.

Salbei – typisch mediterran und ideal für den Rachen!

In der mediterranen Küche begegnet uns der Salbei häufig. Er ist durch sein typisch würziges Aroma aber nicht nur bei Hobbyköchen beliebt, sondern mit seinen mehr als 60 Inhaltsstoffen auch eine wertvolle Heilpflanze. Die weichen leicht pelzigen Blätter des Salbeis haben frisch oder getrocknet eine leicht bittere Note und treffen nicht jedermanns Geschmack. Dabei gilt der Salbei officinalis als vielseitig heilend, was schon der Name verrät. Denn den Zusatz „officinalis“ tragen nur Heilpflanzen mit einem großen Wirkstoffspektrum. Officin wurden früher die Apotheken genannt. Schon seit dem Mittelalter erforschten Ärzte und Apotheker die Kräfte dieser weit verbreiteten Mittelmeerpflanze. Der Echte Salbei durfte deshalb in keinem Klostergarten fehlen. Aber auch im Topf kann man ihn gut ziehen. Er mag es sonnig, geschützt und nicht zu feucht. Kurz vor der Blütezeit sind seine Blätter am aromatischsten. Man kann sie frisch verarbeiten, als Bündel trocknen oder auch einfrieren.

Am bekanntesten ist vermutlich seine entzündungshemmende und beruhigende Wirkung auf Rachen und Schleimhäute. Bei Husten und Heiserkeit wird er als Tee oder Gurgellösung eingesetzt. Mit seinen ätherischen Ölen und Bitterstoffen wirkt er außerdem im Mundraum desinfizierend und gut gegen Zahnfleischentzündungen. In warmer Milch hilft er vor dem Einschlafen gegen den Husten. Kombiniert mit Honig kann man ihn auch direkt als Hustensaft verwenden. Schwangere und stillende Mütter sollten aber besser zu Alternativen greifen, da Salbei milchreduzierend wirkt.

Als Tee kann Salbei aber noch mehr. Lässt man ihn länger ziehen (ca. 10 Min.) hilft er bei Verdauungsproblemen wie Blähungen und Völlegefühl sowie Magenschmerzen. Kalt sollte man ihn bei starkem Schwitzen oder in den Wechseljahren trinken. Gegen Fußschweiß hilft auch ein Fußbad mit Salbeiblättern. Daneben ist Salbei reich an Kalzium, Kalium, Magnesium und Eisen sowie Vitamin C und B3. Er wirkt sich positiv auf den Blutzuckerspiegel aus und hilft Müttern beim Abstillen. Aber auch zur Steigerung der Konzentration und für einen wachen Geist hat man Salbei schon bei den alten Griechen verwendet. Und sogar zur Köperpflege, als Deo, bei Hautentzündungen oder Pilzbefall kann man Salbei als Lotion im Pumpzerstäuber einsetzen. Schon Paracelsus stellte im 16. Jahrhundert deshalb fest: „Hast du Salbei im Garten, müssen die Ärzte warten.“

Er lässt sich auch in der Küche vielseitig nutzen, z. B. in der Kombination mit Fleisch oder zu Nudeln. Hierfür brät man ihn am besten in Olivenöl und kombiniert ihn mit Butter, Zitronensaft und Parmesan. Beim berühmten Saltimbocca gibt man die frischen Blätter zusammen mit Parmaschinken vor dem Braten in die Kalbsschnitzel. Für mediterrane Kräutermischungen sollte man ihn getrocknet verwenden.

Waldmeister – für Bowle, Tee und Götterspeise!

Gerade jetzt im Sommer wird er gerne für die Bowle, Berliner Weiße oder für die Kinderparty in der Götterspeise genutzt. Waldmeister kann aber noch mehr, als als Sirup Süßspeisen und Getränke grün färben und aromatisieren. Für die Farbe und das besondere Aroma ist der Inhaltsstoff Cumarin verantwortlich, der in größeren Mengen Kopfschmerzen und Leberbeschwerden verursachen kann. Deshalb sind in Fertigprodukten, die Waldmeister enthalten, Höchstwerte vorgegeben. Die meisten typischen Waldmeisterlebensmittel wie Brausepulver und Wackelpudding enthalten deshalb nur künstliche Aromen. Bei gelegentlichem Verzehr ist Cumarin aber unbedenklich, allerdings rät man Schwangeren grundsätzlich von Waldmeister ab. Wer ihn selbst sammeln möchte, findet ihn in bei uns noch bis Juli vor allem in feuchten Laub- und Buchenwäldern. Typisch sind für ihn die meist achtblättrigen Quirle mit kleinen weißen aromatisch duftenden Blüten. Das typische Waldmeisteraroma von Blättern und Blüten entwickelt sich aber erst beim Welken. Für Süßspeisen sammelt man das Kraut schon vor der Blüte. Das angewelkte Kraut wird hierfür für 6 bis 12 Stunden in Milch, Saft, Waser oder Wein eingelegt und danach entfernt. Die Flüssigkeit hat dann das Aroma aufgenommen und kann weiterverarbeitet werden.

Als Tee finden sowohl Blätter und Stängel als auch die Blüten Verwendung. Er lindert durch die Wirkstoffe Cumarin, Asperulosid sowie Gerb- unter Bitterstoffe Migräne, Kopfschmerzen, Angstzustände, Herzrasen sowie Magen- und Darmkrämpfe. Wegen des hohen Gehaltes an Cumarin sollten nicht mehr als 2 Tassen Tee täglich getrunken werden. Heilende Wirkung bei Kopfschmerzen hat auch das leicht gequetschte und auf die Stirn gelegte Kraut. Waldmeistertee wirkt entzündungshemmend, gefäßerweiternd, beruhigend und nervenstärkend. Äußerlich wird er als Wickel auch für die Heilung von Brand- und Schürfwunden eingesetzt. Für eine aromatische Waldmeisterbowle oder -limo hängt man am besten ein Sträußchen kopfüber für 15 – 30 Minuten in die Bowle und lässt die Enden rausstehen. So verhindert man, dass sich zu viel Cumarin aus den Stängeln in der Flüssigkeit verteilt. Getrocknet hat er als Waldmeisterkissen außerdem eine beruhigende und schlaffördernde Wirkung – ähnlich wie Lavendel. Und eben wie dieser vertreibt er auch Motten aus den Kleiderschränken

Rauke oder Rucola – würzig und gesund!

Spätestens seit den 80er Jahren, als die gehobene italienische Küche bei uns Einzug gehalten hat, sind wir an Rucola als aromatische Beigabe zu Salaten, Pasta, Tramezzinis oder als Pesto gewöhnt. Dabei kannte man die gute alte Rauke als essbares Wildkraut schon zu Zeiten Hildegard von Bingens. Vor allem der hohe Anteil an Senfölen macht ihn so würzig und gleichzeitig gesund. Denn neben viel Vitamin A, B, C, E und K sowie diversen Mineralstoffen wirken die wertvollen sekundären Pflanzenstoffe antibakteriell, antiviral und stärken so das Immunsystem. Auch der hohe Anteil an Folsäure macht Rauke zum heimischen Superfood, das die Zellteilung unterstützt. Seine B-Vitamine optimieren den Stoffwechsel und Vitamin K sorgt für gesunde Knochen und ein leistungsfähiges Gehirn.

Rauke wirkt außerdem harntreibend, verdauungsfördernd und appetitanregend und die alten Griechen hielten sie für ein Aphrodisiakum. Das enthaltene Betacarotin gilt als wichtiges Antioxidans und macht freie Radikale unschädlich. Seine würzige Note stammt wie bei anderen Vertretern der Kreuzblütler, z. B. Radieschen, Kresse und Meerrettich, von den Glucosinolaten, die sich beim Zerkleinern in Senföl verwandeln. Besonders aromatisch schmeckt er im Sommer, wenn er im Freiland wachsen kann.

Aber Vorsicht, Rucola sollte man nur in Maßen genießen, denn mit seinem hohen Anteil an Nitrat, kann er in größeren Mengen gefährlich werden. Dies gilt vor allem für Kleinkinder und Säuglinge. Um seine gesunde Wirkung zu erhalten isst man ihn roh und möglichst frisch und entfernt die Blattstiele, die am meisten Nitrat enthalten. Diese Stickstoffverbindung benötigt die Pflanze zum Wachsen. Es ist ein natürlicher Bestandteil des Bodens und kommt auch in vielen Düngemitteln vor. Im Körper entstehen hieraus Nitrosamine, die als krebserregend gelten. Vitamin C reduziert diesen Effekt, weshalb man dem Dressing zum Rucola am besten etwas Zitronensaft beimischt oder Sonnenblumen- oder Rapsöl verwendet, die viel Vitamin E enthalten – wie Vitamin C ebenfalls ein Nitratkiller.