Impfquoten steigen hierzulande nur langsam!
Die aktuellen Impfquoten der Stadt- und Landkreise werden seit Juni regelmäßig vom Gesundheitsministerium des Landes veröffentlicht. Hiermit will man nicht nur mehr Transparenz schaffen, sondern auch die Impfstoffverteilung gerechter gestalten. Der Landkreis Tübingen lag Ende Juli ziemlich weit vorn mit einer Quote der Einmal-Geimpften von knapp unter 61 % und wurde damit nur von Heidelberg und Baden-Baden überholt. Die Quote der Vollständig-Geimpften lag aber noch verhältnismäßig niedrig bei erst 49 %. Schon im Laufe des Junis hatte sich abgezeichnet, dass immer häufiger Termine für Zweit-Impfungen nicht wahrgenommen wurden und dass obwohl nachweislich eine einzige Impfung nur einen Impfschutz von etwas mehr als 40 % bedeutet, vom Einmal-Impfstoff von Johnson & Johnson abgesehen. Wer schon A gesagt hat, sollte also unbedingt auch B sagen, zumal seit Juli für alle Impfwillige über 16 Jahren genügend Impfstoff vorhanden ist und es deshalb keine Probleme mehr gibt auch über die Hausarztpraxen Termine zu bekommen. Das Ziel müsse sein, bis zum Herbst, wenn die Infektionszahlen ohnehin wieder steigen, eine Impfquote von mehr als 70 Prozent zu erreichen.
Die ursprünglich angepeilten 90 Prozent sehen viele Mediziner inzwischen aber als unrealistisch an. Gerade die neue aggressivere Virusmutation Delta, die sich inzwischen auch in Europa durchsetzt, fordere laut RKI allerdings eine Impfquote von mindestens 85 Prozent unter den 12 – 59jährigen um die nötige Herdenimmunität zu erreichen. Ob die aktuelle Impfbereitschaft dies hergibt, bleibt fraglich. Um eine mögliche vierte Welle im Herbst einzudämmen ist sie aber nötig. Besonders die Jüngeren scheinen seit den Sommermonaten impfmüde geworden zu sein. Bei den weitläufigen bundesweiten Öffnungen rückte die Impfnotwendigkeit zunehmend in den Hintergrund. Aber wie zu erwarten war und sich auch an anderen europäischen Nachbarländern ablesen lässt, steigt seit Mitte Juli auch hierzulande die 7-Tage-Inzidenz. Ob es nach den Ferien dann wirklich noch die von manchen Politikern geforderten kreativen Impfangebote braucht, ist die Frage.