Ist Melatonin als Schlafmittel ungefährlich?

Ein gesunder Schlaf ist wesentlich für Regeneration, Stressabbau und Entspannung. Der Leidensdruck ist bei Menschen mit Ein- oder Durchschlafstörungen entsprechend hoch. Während der Pandemie haben diese noch zugenommen. Betroffene greifen gern zu frei verkäuflichen Präparaten, die weniger Probleme wie Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen oder Abhängigkeit signalisieren als verschreibungspflichtige Mittel. Doch wie sieht es bei Melatonin als Spray, Drink oder Kapseln aus, die seit einigen Jahren immer mehr genutzt werden? Meist sind sie als Nahrungsergänzungsmittel angeboten und so weder geprüft noch zugelassen. Laut Studien hilft es vor allem bei Jetlags und häufigen Schichtwechseln. Bei chronischen Schlafstörungen ist die Wirkung unklar, grundsätzlich hilft es nur etwa bei jedem Zweiten. Vorsicht ist auch bei Kindern und Jugendlichen geboten, denn Melatonin sollte erst ab 18 Jahren eingenommen werden. Wie Melatonin sich auf die Hormonlage in der Pubertät auswirkt, ist nicht sicher. Auch Studien zur langfristigen Einnahme gibt es bisher nicht. Höher dosierte Präparate mit mehr als 1 mg sind verschreibungspflichtig

Überdosierungen möglich
Melatonin wird als körpereigenes Hormon in der Zirbeldrüse gebildet und steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus indem es am Abend den Stoffwechsel runterfährt. Bei Menschen über 55 ist es oft nicht ausreichend vorhanden. In diesem Alter ist bei Einnahme kurz vorm Schlafengehen der größte Effekt nachweisbar. Mögliche Nebenwirkungen sind bei Überdosierung oder zu häufiger Einnahme Kopfschmerzen und Verstimmungen. Bestehende Depressionen können durch Melatonin sogar verstärkt werden. Auch Epileptiker und Patienten mit Autoimmunstörungen sollten vorsichtig bei der Einnahme sein. Wechselwirkungen sind vor allem bei Beruhigungsmitteln sowie anderen Hormonen möglich. Gerade bei chronischen Schlafstörungen ist die Schlafhygiene ein wichtiger Aspekt. Schlafmittel sind nur eine kurzfristige Lösung. Sie sollten mit Entspannungstechniken oder einer Verhaltenstherapie kombiniert bzw. ersetzt werden.