Weiterbildung in der Bären-Apotheke

Nicht immer sind Arbeitgeber/innen glücklich über die Fortbildungswünsche ihrer Mitarbeiter/innen. In der Regel muss man hierfür freigestellt werden und fällt für ein oder zwei Wochen aus. Und dies auch öfter und regelmäßig, wenn es dabei um umfassende Wissensaneignung geht und nicht „nur“ darum, bestehende Qualifikationen auf den neuesten Stand zu bringen, wie es gerade im pharmazeutischen Bereich häufig notwendig ist. Aber auch spezielle Beratungsschwerpunkte, die optimale Kundenansprache und allgemein die interne oder externe Kommunikation gehören immer mal wieder auf den Prüfstand. Nicht zu vergessen das Thema Qualitätsmanagement, das regelmäßig eine neue Zertifizierung braucht. Immer öfter finden Fortbildungen aber auch als Online-Schulungen nach Feierabend statt.

Breites Themenspektrum
Daneben findet man aber auch Weiterbildungen, die erheblich über die bereits bestehenden Kompetenzen hinausgehen und eine echte berufliche Horizonterweiterung darstellen. Im Apothekenbereich gehören hierzu für Pharmazeutisch technische Assistent/innen vor allem die Themen Hautanalyse, -pflege und Kosmetik. Daneben sind auch zusätzliche Beratungsschwerpunkte wie Naturheilmittel und Homöopathie beliebt. Als Zusatzqualifikationen immer wichtiger werden die Bereiche Ernährung, Darm und Immunsystem. Wer sein Wissen und seine berufliche Ausrichtung aufstocken will, wird hierbei von der Bären-Apotheke immer unterstützt.

Von Ernährungs- bis Stillberatung
An so manchem/r Bären-Apotheken-Mitarbeiter/in kann man die bislang vielfältig genutzten Möglichkeiten ablesen, ob in Richtung Kosmetik und Hautpflege (siehe unsere KosmetikPraxis Tübingen) oder auch die Schwerpunkt-Beratung für Stillende und junge Mütter. Sogar eine regelmäßige Krabbelgruppe wurde bei der Bären-Apotheke Tübingen eingerichtet. Neben der Ernährungsberatung wurde hier auch schon die Weiterbildung für Haustier-Medikation und -ernährung genutzt. Für Apotheker/innen werden neben Management- und Führungs-Qualifikationen auch Fortbildungen zu neuen pharmazeutischen Dienstleistungen wie z. B. der Polimedikation angeregt. Typische „Bären-Profile“ unserer Mitarbeiter/innen findet man neben aktuellen Stellengesuchen in Kürze auch unter /stellenangebote/

Streit um Nahrungsergänzungsmittel

Alle Jahre wieder wird von unterschiedlichen Seiten die Sinnhaftigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln in Frage gestellt. Vitamine und Mineralstoffe sind Teil unserer täglichen Ernährung und im Idealfall wird unser Mindestbedarf hierüber gedeckt. Allerdings ist dieser abhängig von Geschlecht, Alter, Wachstumsphasen sowie der Lebenssituation. Bei Frauen verändert er sich mitunter sogar mit dem Monatszyklus und nicht zuletzt durch Schwangerschaft und Stillzeit. Ein erhöhter Verbrauch ergibt sich auch bei Leistungssportlern, in Stress- und Entwicklungsphasen, bei chronisch Kranken oder im Alter. Ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung hat also zumindest phasenweise einen größeren Bedarf, der gar nicht so leicht durch Lebensmittel zu decken ist.

Empfindliche Vitamine
Hier tut sich das nächste Problem auf. Wohl die wenigsten haben beim Einkauf von Lebensmitteln eine Liste im Kopf, welche Vitamine und Spurenelement worin enthalten sind. Dies allein würde aber auch noch nicht reichen, denn durch falsche Garmethoden oder Lagerungen können diese reduziert werden oder sogar verschwinden. Obst und Gemüse entweder zu lange in oder auch außerhalb der Kühlung zu lagern kann Vitamine reduzieren. Alles in allem eine komplexe Angelegenheit, die schwerlich mit simplen Regeln abgehakt ist.

Viel hilft nicht viel
Ernährungswissenschaftler/innen kennen sich damit aus und auch jede Menge Ratgeber kann man zur Hilfe nehmen. Aber in den Drogeriemärkten stehen nun mal meterlange Regale voll mit Vitaminen von A bis Z, mit Mineralien, Spurenelementen und Enzymen, teilweise untereinander kombiniert, die zu unserem individuellen und täglichen Bedarf passen sollen. Bei der Dosierung legen die Hersteller i. d. R. einen Durchschnittsmann mittleren Alters zugrunde, quasi Otto Normalverbraucher und geht bei den Verzehrempfehlungen von Bedarfswerten aus, die oft sogar unter Fachleuten als strittig oder auch überholt gelten. Unser Stoffwechsel und damit die Verarbeitung von Vitaminen und Mineralien unterliegt aber individuellen Maßgaben.

Schwankender Bedarf
Wer im Büro arbeitet, hat beispielsweise einen ganz anderen Vitamin-D-Bedarf als ein/e Gärtner/in. Und eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern braucht bei ihrem Stresslevel mehr Nervenvitamin B12 als so mancher andere – Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Nicht zu vergessen sind versteckte Erkrankungen, die für einen erhöhten Bedarf bzw. eine erschwerte Aufnahme sorgen können. Gerade viele chronische Darmerkrankungen gehören in diese Kategorie. Aber auch Stoffwechselbeschwerden wie Diabetes oder Schilddrüsenprobleme verursachen oft einen individuellen Vitaminmangel.

Risiken sind oft unklar
Warnungen vor unkontrollierter Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sind berechtigt, wenn man bedenkt, dass diese anders als Medikamente nicht kontrolliert werden, weil sie bislang als Lebensmittel gelten. Wer zu viele nimmt, ist quasi selber schuld. Und das gilt auch bei langfristiger Einlagerung in einzelnen Organen wie Leber, Nieren oder Knochen, einer möglichen Überdosierung sowie Wechselwirkungen. Wer regelmäßig Medikamente benötigt, sollte die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln unbedingt mit dem/der Arzt/Ärztin absprechen.

Beratung tut Not
In Apotheken bekommt man zu Nahrungsergänzungsmitteln die nötige Beratung, auch zur Dosierung, Risikos und Wechselwirkungen. Auf Verdacht oder zur Vorbeugung zu Vitaminpillen zu greifen ist selten ratsam. Besser vorher den Vitamin- und Mineralstoff-Status vom Arzt prüfen lassen. Dann weiß man beim Einkaufen auch, welche Lebensmittel besonders sinnvoll sind und welche u. U. nicht. Und wer auf der sicheren Seite sein will, nimmt sich die Zeit für eine Ernährungsberatung. Grundsätzlich lässt sich eine schlechte unausgewogene Ernährung mit viel Fastfood, industriell verarbeiteten Produkten und zu wenig Obst und Gemüse durch Nahrungsergänzungsmittel nicht ausgleichen.

Rückblick auf den Apotheken-Protesttag

Nichts tun und die Türen geschlossen lassen – so einfach ist ein Streik eben nicht, wenn man etwas erreichen will. Und so begann unsere Planung hierfür schon Wochen vor dem 14.Juni. Es musste Infomaterial für die Kunden/innen besorgt und ausgehängt werden. Über die sozialen Medien wurde rechtzeitig auf den Streiktag und seine Hintergründe aufmerksam gemacht. Verständnis und Resonanz waren groß und nur wenige fragten sich, ob das denn rechtens sei. Ja, auch Apotheken dürfen ihr Grundrecht zum öffentlichen Protestieren ausüben. Die Versorgung durch Notdienstapotheken war gesichert und wir hatten vorab geklärt, wie die streikenden Apotheken diese bei Bedarf unterstützen können. Es fanden vor den drei Bären-Apotheken viele Gespräche statt, die nach wie vor nötig sind um unsere schwierige Situation zu erklären.

Aufklärung ist zwingend
Den meisten Kunden/innen sind unsere Probleme verständlicherweise kaum bewusst. Und solange die Politik und leider auch die Presse weiterhin behaupten, es handle sich nur um Jammern auf hohem Niveau, man hätte schließlich in Coronazeiten genug verdient, kommt die wahre Lage in der breiten Öffentlichkeit nicht an. Die Medien sind hierbei aktuell leider keine Hilfe, wie man an der eher kritischen Berichterstattung des Protesttages erkennen musste. Aus vielen Artikeln konnte man heraushören, dass man diesen für überzogen halte, ohne Kenntnis der Lage.

Einigkeit unter den Apotheken
Neun von zehn Apotheken ließen am Mittwoch, den 14.6.23 die Pforten zu und erklärten den Kunden/innen stattdessen die sich verschärfende Situation. Rund 20.000 Apothekenmitarbeiter/innen gingen in Düsseldorf und Berlin auf die Straße. Wohl kaum jemand hatte mit dieser Resonanz und Einstimmigkeit gerechnet. Vermutlich auch nicht die Berliner Politik, die zwar vorab bei den Medien ihre Stellungnahme abgab, sich aber auf den gut besuchten Demonstrationen und Kundgebungen leider unsichtbar machte.

Politik geht auf Distanz
Der Schachzug, die Zuständigkeit für das anzupassende Apothekenhonorar vom Wirtschaftsministerium zum Gesundheitsministerium zu verschieben, lässt vermuten, dass die nötigen Entscheidungen noch lange auf sich warten lassen. Schließlich bedarf es hierfür einer Gesetzesänderung. Man munkelt also, dass der erfolgreiche erste Protesttag nur ein Anfang war, quasi zum Warmlaufen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach fand es jedenfalls angemessener ein Foto des Protestzuges von hoch oben aus seinem Bürofenster auf Twitter zu posten, als sich auf persönliche Gespräche einzulassen. Oder wie es ein Journalist so treffend beschrieb: „Mehr Distanz geht nicht“. Und wie man inzwischen weiß, ist ihm Protest ohnehin gänzlich egal, er zieht seine Pläne durch.

Die Bären-Apotheken brauchen Verstärkung

Approbierte Apotheker*innen haben schon seit Jahren die freie Wahl des Arbeitgebers. Kaum eine Apotheke, die nicht auf der Suche ist nach neuen Mitarbeiter*innen und das obwohl noch nie so viele Apotheken die Pforten schließen mussten wie 2022. Aber egal ob PTA, PKA oder Approbierte – freigestellte Mitarbeiter haben im Handumdrehen einen neuen Arbeitsvertrag. Auch die Bären-Apotheke ist trotz ihres guten Rufs als ausbildende Apotheke und den regelmäßigen Praktikant*innen wieder auf der Suche nach Apotheker*innen. Alle drei Bären-Apotheken in Herrenberg, Rottenburg und Tübingen brauchen ab Juli dringend Verstärkung. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht bei allen drei Teams schon lange die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Während man in anderen Branchen gerade erst die Diskussion über eine Vier-Tage-Woche anregt, gehört diese in der Bären-Apotheke meist schon zum Standard. Flexible Arbeitszeiten sind aber nur durch die große Zahl an Mitarbeiter*innen durchgängig möglich. Auch deshalb brauchen wir rechtzeitig tatkräftige Unterstützung.

Wiedereinstieg nach Babypause
Auch bei einem Wiedereinstieg in den Beruf bekommt man bei uns die nötige Unterstützung, um entstandene Wissenslücken schnell in den Griff zu kriegen. Unsere Apotheken-Teams sind bekannt für das kollegiale Miteinander und den Teamgeist, der die tägliche Arbeit prägt und trägt. Gegenseitige Toleranz gehört in unseren kulturell bunt gemischten Teams ohnehin zum Arbeitsalltag. So kann der Beruf ganz nebenbei sogar Horizont erweiternd wirken. Auch anstrengende Tage meistert man bei uns mit guter Laune. Sie fühlen sich nicht selbst angesprochen, kennen aber jemanden, der dringend Veränderung braucht oder auch einen kleinen Ansporn den Beruf wiederaufzunehmen? Dann geben Sie doch einfach unsere Anfrage weiter. Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert besser, als man oft glaubt. Auch über die üblichen Social-Media-Kanäle, die die Bären-Apotheke ohnehin nutzt, verbreiten wir unsere Suche nach neuen Mitarbeiter*innen.

Starre Regeln vs. Mitarbeiterschwund
Ohne approbierte Apotheker*innen geht in Apotheken fast nichts und so manche Apotheke im ländlichen Raum musste schon schließen, will sich kein approbierter Apotheker fand. Auch deshalb stehen hier viele Inhaber länger hinter dem Tresen als ihnen lieb ist oder sie eigentlich im hohen Alter noch allein stemmen können. Denn auch die starren Regeln für die Öffnungszeiten werden in diesem Jahr erstmals in einigen Bundesländern gelockert. Hier gilt gemäß der Apothekenbetriebsordnung sonst nur ganz oder gar nicht, inkl. der Not-, Sonn- und Feiertagsdienste. Bei einer schrumpfenden Anzahl an Apotheken stehen diese für die bestehenden Apotheken noch öfter an als früher. Nicht erst jetzt wären hier, wie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen auch, Reformen notwendig damit ein/e ausfallende/r Mitarbeiter/in nicht gleich existenzbedrohend wird.

Homöopathie als festes Beratungsangebot

Mit schöner Regelmäßigkeit findet in den Medien die Homöopathie als Aufreger-Thema ihren Platz. Der letzte Auslöser war zum Jahresanfang ein gutgemeinter Rat der Vorsitzenden des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte. Diese hatte homöopathisch tätigen Arztpraxen empfohlen, statt der fehlenden Fieber senkenden Mittel, Globuli zu empfehlen. Natürlich ergänzt mit der Einschränkung, dass nicht alle Erkrankungen durch Homöopathie behandelbar seien. Ungefähr zeitgleich verkündete die AOK Plus in Sachsen und Thüringen Homöopathie-Behandlungen künftig nur noch im Rahmen des Bonusprogramms oder eines Zusatztarifs zu erstatten. Und dies tue man aufgrund der immer wieder gesellschaftlich geführten Diskussionen. Genau diese konnte man in den folgenden Wochen in den Medien mehr oder minder aufgeregt miterleben.

Evidenz contra Anthroposophie
Der Marktforscher aposcope hat deshalb in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Arzneimittelhersteller eine Umfrage unter Apotheker*innen gestartet um zu klären, ob homöopathische Mittel weiterhin in Apotheken angeboten werden sollten. Es gab bereits einzelne Apotheke, die dies künftig nicht mehr tun wollten und erwarteten, dass sich ihre Standeskollegen und -kolleginnen einer solchen konsequent evidenzbasierten Haltung anschließen. Die Befragung von 150 Apotheker*innen und 150 PTAs im April dieses Jahres durch aposcope hat allerdings ein anderes Bild ergeben.

Umfragen stützen den Bedarf
Drei Viertel aller Befragten meinten, die „Homöopathie gehöre weiterhin in die Apotheke“. Besonders wichtig sei dies aufgrund des hohen Beratungsbedarf bei homöopathischen Mitteln. Wie auch anthroposophische Arzneimittel enthalten diese in der Packungsbeilage keine Indikations- oder Anwendungsempfehlungen. Viele PTAs, besonders die jüngeren, würden sich sogar mehr Fortbildung in diesem Bereich wünschen. Gegenüber der letzten Umfrage vor drei Jahren haben sich die Antworten kaum verändert. D. h. auch die Nachfrage in den Apotheken ist trotz der immer mal wieder auftretenden negativen Medienberichte ungebrochen. Besonders häufig geht es den Apotheken-Kund*innen dabei um die Themen Nervosität, Unruhe, Schlafstörungen und Erkältungssymptome

Politik beschönigt weiterhin Lieferengpässe

Unser Bundesgesundheitsminister hat es zum Jahresanfang getan und der Gesundheitsminister von NRW wieder Mitte Mai – beide haben die weiter zunehmenden Lieferengpässe zahlreicher Medikamente klein geredet. Man sei über den Berg oder das Schlimmste sei überstanden, dabei steigt die Anzahl der gar nicht oder nur sehr eingeschränkt lieferbaren Mittel noch immer. Die Politik greift offenbar nach jedem Strohhalm positiver Meldungen, die mitunter aus der Pharmaindustrie oder vom Großhandel zu hören sind. Schade nur, wenn gerade diese dann sofort wieder dementiert werden – so wie bei Karl-Josef Laumann und Noweda. Oder wie bei Karl Lauterbach und den Kinderärzten, die im Januar angeblich Entwarnung gegeben hatten. Es kann durchaus vorkommen, dass einzelne Medikamente vorrübergehend regional begrenzt wieder verfügbar sind. Dies hat aber momentan wenig mit einer grundsätzlichen Entspannung zu tun.

Das ALBVVG soll‘s richten
Die Politik steht massiv unter Druck dieses mitunter sogar lebensbedrohliche Problem zu lösen. Nur leider gibt es kein kurzfristig wirkendes Pauschalrezept. Dies gilt auch für den jetzt vorliegenden Entwurf des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz, kurz ALBVVG, der vom Bundesrat Mitte Mai kritisch geprüft und Nachbesserung gefordert wurde. Das angestrebte neue Gesetz wird wenig an den strukturell bedingten Schwierigkeiten des Gesundheitssystems ändern, dass sich seit Jahren kaputtspart. Wenn bei der Arzneimittelherstellung nur noch der Billigste gewinnt, steigen die anderen Hersteller aus, wenn sich die Produktion hierzulande nicht mehr rentiert.

Ein europäisches Problem
Karl Lauterbach hat Anfang Mai außerdem darauf hingewiesen, dass man eine gesamteuropäische Lösung brauche. Was in der Regel so viel heißt wie, man könne das Problem allein nur schwer oder gar nicht in den Griff kriegen. Die Bundesländer Bayern und NRW haben inzwischen gefordert, den Großhandel in die Pflicht zu nehmen und umfangreiche Vorratshaltung zu betreiben. Letztlich bedeutet dies aber nur, die auf dem Weltmarkt insgesamt zu geringen Mengen umzuverteilen. Wenn dann zu bestimmten Jahreszeiten einzelne Medikamentengruppen verstärkt nachgefragt werden, tritt plötzlich auch ein Engpass bei Mitteln auf, die bisher gar nicht auf der Liste standen, so wie z. B. seit dem Frühjahr verschreibungspflichtige Heuschnupfen- und Asthmamittel, die laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte voraussichtlich erst im Herbst wieder ausreichend verfügbar sein werden. Für Patient*innen bedeutet dies weiterhin, bloß nicht krank werden, wenn alle krank sind.

Bei medizinischem Cannabis bleibt alles beim Alten

Mitte April hatte man, wie von der Ampelkoalition angekündigt, mit einer weitreichenden Cannabis-Freigabegerechnet.Doch durch die vom EuGH geforderte Nachbesserung wurde die neue Cannabis-Verordnung weitgehend reduziert. Was die Apotheken angeht, beschränkt sich die Abgabe auf die bereits seit Jahren etablierte Versorgung chronisch Kranker, also jener, die ohnehin per BtM-Rezept Zugang zu THC-haltigen Cannabinoiden haben. Je nach Indikation bekommen Schwerkranke medizinisches Cannabis zur Schmerzlinderung gegen Tumorschmerzen, bei Multiple Sklerose, Fibromyalgie, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, während der Chemotherapie oder beim Tourette-Syndrom. Bei einer Neuverordnung erfolgt i. d. R. ein ausführliches Beratungsgespräch in der Apotheke.

Dosis sensibel anpassen
Nach dem Prinzip „start low – go slow“ beginnt man mit einer möglichst niedrigen Dosierung unter engmaschiger Kontrolle. Nicht immer wird sofort die erhoffte Wirkung erreicht oder es kommt sogar zu störenden Nebenwirkungen. Dosis und Einnahmefrequenz müssen dann verändert oder neben THC auch CBD verabreicht werden. Die Bären-Apotheke Herrenberg ist schon seit einigen Jahren hierauf spezialisiert und als Cannabis-führende Apotheke zugelassen. CBD-Tropfen und Öle aus Nutzhanfsamen (mit weniger al 0,2 % THC) unterliegen innerhalb der EU nach wie vor keinen Beschränkungen, denn sie gelten nicht als Rauschmittel.

Corona-Impfung in Apotheken ungewiss

Noch Anfang des Jahres sah es so aus, als würde eine Impfung durch die Apotheken weiterhin zum alltäglichen Standard gehören. Dies hat sich aufgrund der aktuellen politischen Entscheidungen schon wieder geändert. Mitte April wurde die Corona-Impfung in die reguläre Gesundheitsversorgung durch die Arztpraxen überführt. Die notwendige Empfehlung für die künftigen Schutzimpfungsrichtlinien wird derzeit von der Stiko, der ständigen Impfkommission, festgelegt. Zurzeit entscheidet die Arztpraxis über die notwenige Indikation für den Impfschutz. Corona-Impfungen sind in der Apotheke momentan nur noch für Selbstzahler möglich. Das heißt, theoretisch können wir weiterhin impfen, faktisch finden sie aber nur noch in Einzelfällen statt, denn die neue Vergütung bei Kassenpatienten*innen ist für die Apotheken noch nicht abschließend geregelt.

Impfungen ab Herbst
Der Trend zu sogenannten niederschwelligen, also vereinfachten Impfangeboten wird somit wieder gestoppt. Vor allem wenn eine Situation eintritt, die die Impfungen auf breiter Front nötig macht, wären die Apotheken wieder gefragt. Aktuell können sich die Apotheken nach jetzigem Stand vor allem für die saisonalen Grippeimpfungen ab Herbst bereithalten und müssen in Sachen Corona-Impfung noch abwarten. Wann und ob wir über den Online-Impfomizer mit Impfterminen wieder starten können, werden die kommenden Monate zeigen. Wir informieren Sie rechtzeitig über unsere Online-Medien und natürlich direkt in den Bären-Apotheken.

Lieferengpässe fordern Apotheken weiterhin

Apotheken kämpfen bundesweit mit den Lieferengpässen einiger Hundert Medikamente und dies sowohl bei rezeptpflichtigen, als auch frei verkäuflichen Mitteln. Auch für die Apotheken-Mitarbeiter*innen ist das eine schwer erträgliche Situation, denn schließlich will man den Kunden*innen helfen, vor allem bei wichtigen Medikamenten wie z. B. Antibiotika, Blutdrucksenkern oder Schilddrüsenpräparaten. Im schlimmsten Fall muss man jemanden mit dem Rezept zur Praxis zurückschicken, denn der Rahmen, in dem ein anderes Mittel abgeben werden darf, ist trotz der Lieferprobleme eng gesteckt. Um solche Fälle zu vermeiden, liefern wir z. B. den kooperierenden Kinderarzt-Praxen täglich aktualisierte Listen der gerade verfügbaren Antibiotikasäfte. Für die Beratung in der Apotheke bedeutet dies oft viel Geduld seitens der Kunden sowie Aufklärung unsererseits. Muss man auf einen anderen Wirkstoff oder eine andere Wirkstoffmenge ausweichen, ist die Rücksprache mit der Praxis erforderlich. Auch bei den normalen oralen Antibiotika stimmen wir uns mit den verschreibenden Praxen ab. Wird eine neues Rezept nötig, lassen wir dies meist direkt durch unseren Boten abholen oder es uns per Post schicken.

Ohne Kooperationen geht es nicht
Daneben betreffen die Lieferengpässe leider inzwischen auch Diabetiker. Eigentlich sind ausreichende Mengen der meisten Mittel vorhanden, wären da nicht diverse Promis und Influencer, die plötzlich einen Hype lostreten und Diabetesmittel zum Abnehmen propagieren. Hier tauschen wir uns ebenfalls mit den behandelnden Diabetes-Praxen aus und informieren über die derzeit verfügbaren Präparate. Alle Apotheken sind dabei in diesen schwierigen Zeiten auf die Mithilfe der Praxen angewiesen, was im Umkreis der drei Bären-Apotheken in der Regel gut funktioniert. Das tägliche Faxen aktualisierter Listen gehört mittlerweile schon zum Alltag, um die Kunden*innen nicht mit leeren Händen nach Hause schicken zu müssen. Weder die Apotheken noch die Mediziner*innen sind für die aktuelle Situation verantwortlich, trotzdem müssen wir sie ausbaden.

Täglich ist Verständnis gefragt
Auch das Verständnis der Kunde*innen ist häufig gefragt. Im Einzelfall braucht es Geduld und Flexibilität, wenn man auf alternative Wirkstoffe oder auch nur andere Verpackungsgrößen ausweichen muss, was mitunter zu höheren Zuzahlungen führt. Die Therapie bleibt dabei aber in jedem Fall dieselbe wie verordnet. Auf all die bürokratischen Regelungen und Umwege haben wir leider keinen Einfluss. Auch wir wünschen uns die Zeit zurück, als man für jedes Rezept, einfach das Mittel bekam, das verordnet wurde.

Schwierige Notdienstversorgung
Ähnlich müssen wir mit den Kliniken kooperieren, wenn es darum geht die Kunde*innen während der Notdienstzeiten zu versorgen. Wir versuchen derzeit uns entsprechend vorrausschauend zu bevorraten, auch mit verschreibungspflichtigen Medikamenten. Ist trotzdem ein Mittel bei uns nicht verfügbar, können wir über spezielle interne Telefonnummern die Notfall-Praxen kontaktieren und ein neues Rezept für einen Alternativ-Wirkstoff anfragen. Um all diese schwierigen Situationen im Sinne der Patienten*innen gut zu bewerkstelligen, hat die Bären-Apotheke inzwischen auch das Warenlager erheblich aufgestockt, was in früheren Zeiten völlig unüblich und unnötig war. Doch die Politik und die Lieferproblematik fordern dies derzeit.

Aufklärung bei gefährlichen Wechselwirkungen

Vor allem für chronisch Kranke sowie Senioren steigt die Anzahl der täglich verordneten Medikamente mit zunehmendem Alter an. Schon jetzt nehmen Patienten ab 65 durchschnittlich fünf Präparate täglich ein. Bei den über 75jährigen sind es acht und mehr. Aber nur selten können Patienten*innen auf ausführliche Medikationspläne, inklusive eines Nebenwirkungs- und Interaktionschecks zurückgreifen. Wie dringend nötig diese sind, zeigen aktuelle Zahlen zu Krankenhauseinweisungen aufgrund unerwünschter Arzneimittelwirkungen. Hiervon sterben in deutschen Krankenhäusern rund 25.000 Menschen pro Jahr, deutlich mehr als im Straßenverkehr verunglücken. Ausführliche Beratungen würden diese alarmierende Zahl drastisch reduzieren.

Medikationspläne geben Aufschluss
Gravierende Wechselwirkungen zwischen häufig verschriebenen Mitteln wie Schlafmitteln, Betablockern, Antibiotika, Protonenpumpenhemmern zur Reduzierung der Magensäure sowie Antidepressiva und Neuroleptika mit freiverkäuflichen Präparaten wie Schmerzmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln könnten hierdurch leicht geklärt und verhindert werden. Oftmals erfahren Patienten*innen rein zufällig von den täglichen Risiken, die sie eingehen, auch wenn man Tabletten vergisst oder verspätet zusammen mit anderen Mitteln einnimmt. Die Betreuung durch mehrere Praxen macht eine gefahrlose Medikation für den einzelnen nicht einfacher. Im Zweifelsfall ist der Weg zur Apotheke der Kürzere. Auch deshalb stehen diese seit einigen Monaten für eine spezielle Medikationsanalyse bei Polymedikation zur Verfügung. Ziel ist es, die bundeseinheitlichen Medikationspläne umzusetzen und auf den aktuellen Stand zu bringen, um mögliche Neben- und Wechselwirkungen aufzudecken.

Dosis dem Alter anpassen
Bei älteren Patienten*innen geht es häufig um die Höhe der Dosierung, die je nach Alter angepasst werden müsste. Die aktuelle Priscusliste weist zahlreiche Medikamente auf, die im Alter entweder nicht mehr geeignet sind oder in der Dosierung und/oder Einnahmedauer reduziert werden müssten. Vor allem die Veränderung von Wasser- und Fettanteilen sowie der Muskelmasse im Körper wirkt sich auf die Wirkweise und -dauer verschiedener Wirkstoffe aus. Die mit zunehmendem Alter nachlassenden Funktionen von Leber und Nieren machen sich beim Abbau von Medikamenten ebenfalls bemerkbar. Eine entsprechende Medikationsberatung bietet auch die Bären-Apotheke nach Terminvereinbarung an.