Apotheken-Tipps für die Sommerferien

Die Koffer sind aufgegeben und man sitzt endlich am rechten Platz im Flieger. Auf Langstreckenflügen gönnt man sich zum Auftakt des Urlaubs gern ein Gläschen Sekt. Eine deutsche Forschungsgruppe hat nun jedoch herausgefunden, dass dieser bei niedrigem Luftdruck in großer Höhe das Herz-Kreislauf-System schlafender Passagiere belastet. Die Sauerstoffsättigung liegt hier ohnehin nur noch bei knapp 90 Prozent und sinkt durch den Alkohol noch weiter. Gleichzeitig geht der Puls hoch, da das Herz dies über die höhere Frequenz auszugleichen versucht. Dies betrifft selbst junge gesunde Menschen. Patienten mit Herz- oder Lungenerkrankungen können durch die Wirkung  des Alkohols ernsthafte Probleme bekommen. Herzstillstände sind für 58 Prozent aller Umleitungen von Flugzeugen verantwortlich. Dann doch besser den gerade in luftiger Höhe so beliebten würzigen Tomatensaft trinken, der nebenbei noch das Thromboserisiko senkt.

Reise-Bescheinigungen für Arzneimittel
Vor jedem Urlaub stellt man sich die Frage, welche Medikamente sollte man mitnehmen und was ist bei Reisen ins Ausland dringend nötig. Bei manchen Wirkstoffen gilt es auch den Einfluss von täglicher UV-Strahlung durch ausreichend Sonnenschutz zu beachten. Für chronisch Kranke mit lebensnotwendiger Medikation geht es dabei auch um die nötigen Dokumente, damit es bei der Einreise keine Probleme gibt. Vor allem sogenannte Betäubungsmittel (BTMs) – wozu auch starke Schmerzmittel zählen, müssen durch eine entsprechende Bescheinigung der Arztpraxis belegt werden. Bei Fernreisen am besten mehrsprachig mit Auflistung der Tagesdosis, der Wirkstoffe und der für den Urlaub notwendigen Gesamtmenge. Bei den Mitgliedsstaaten des Schengener Abkommens ist dies klar geregelt, manch andere Länder verbieten die Einfuhr aber komplett. Führt man medizinischen Cannabis mit sich, ist hierfür meist ebenfalls eine Reisebescheinigung nötig. Weitere Infos und Formulare findet man beim BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) unter https://www.bfarm.de/DE/Home/_node.html

Kühlung für Mensch und Pillen
Manche Medikamente reagieren auf hohe Temperaturen und müssen deshalb vor Hitze geschützt werden. Dies gilt insbesondere für Insulin, dass über 30 Grad ausflockt und unbrauchbar wird. Typ-1-Diabetiker müssen im Sommer grundsätzlich genauer auf ihren Blutzuckerspiegel achten. Hohe Temperaturen können die Durchblutung anregen und wer zusätzlich noch sportlich aktiv ist, muss u. U. mit einem plötzlichen Abfall des Blutzuckers rechnen. Dann sind schnell wirksame Kohlehydrate wichtig, um eine Unterzuckerung zu verhindern.

Sommerliche Nebenwirkungen
Wer denkt schon daran, dass auch starkes Schwitzen oder eine Dehydrierung die Wirkung von Medizin beeinträchtigt? Unerwartete Nebenwirkungen, wie Herz-Kreislauf-Beschwerden und Überdosierungen können die Folge sein. Medikamente, die bei sommerlicher Hitze u. U. Probleme machen sind Betablocker, Beruhigungsmittel, Diuretika und Abführmittel sowie Medikamente gegen Depressionen. Aber auch Schmerzmittel in Kombination mit Bluthochdruck können bei hohen Temperaturen gefährlich werden. Besser vor Reiseantritt in der Hausarztpraxis nachfragen oder bei uns vorbeikommen.

Impfempfehlung der STIKO gegen RS-Virus

Seit der Corona-Pandemie infizieren sich in jedem Herbst, oft schon im Spätsommer, überdurchschnittlich viele Kinder und Babys sowie ältere Menschen mit dem gefährlichen RS-Virus. In den letzten Jahren brachte die Welle des hochansteckenden Respiratorischen Synzytial-Virus die Pädiater und Kinderstationen regelmäßig an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres erwischt das Virus laut RKI fast jedes Kind. Je nach Zustand des Immunsystem und Alter des Kindes kann es dann kritisch werden. Jährlich werden hierzulande rund 25.000 Säuglinge in den Krankenhäusern wegen einer RSV-Infektion der unteren Atemwege behandelt. Mitunter konnten gar nicht mehr alle versorgt werden, die eigentlich stationär aufgenommen werden müssten. Weltweit werden Millionen Kinder mit einer RSV-Infektion in Kliniken behandelt, von denen mehr als 100.000 pro Jahr diese nicht überleben. Die meisten Fälle verlaufen aber mild. Die ersten Anzeichen einer Infektion gleichen meist einer gewöhnlichen Erkältung mit Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Fieber.

Andere Länder sind Vorreiter
Eine echte Therapie gegen das RS-Virus gibt es derzeit nicht, lediglich Babys mit einer Herz- oder Lungenerkrankung bekamen bisher eine passive Antikörper-Immunisierung um schwere Verläufe zu verhindern. Diese muss aber monatlich erneuert werden und ist in größerer Anzahl deshalb kaum realisierbar. Seit 2023 gibt es nun einen zweiten Antikörper, der über eine komplette RSV-Saison mit einer Schutzwirkung von ca. 75 Prozent aktiv ist. Diese Zahlen gehen auf Länder zurück, in denen er bereits erfolgreich eingesetzt wurde, wie Spanien, Frankreich und den USA. Außer einer leichten Entzündung der Einstichstelle waren hier kaum Nebenwirkungen registriert. Die Anzahl schwerer Verläufe ist hier aber seither um 70 bis 80 Prozent zurückgegangen.

Erste Empfehlung einer passiven Immunisierung
Die STIKO hat sich deshalb für eine Impfempfehlung des Wirkstoffes Nirsevimab entschieden, der von Sanofi und AstraZeneca gemeinsam unter dem Namen Beyfortus vertrieben wird. Hiermit sollen Säuglinge und Neugeborene während oder vor ihrer ersten RSV-Saison vor schweren Atemwegsinfekten geschützt werden, in der Regel mit einer Impfung im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U2. So ließe sich eine Infektion vom Säuglings- ins Kleinkindalter verschieben, wenn das Immunsystem hierfür besser trainiert ist. Ein Leben lang verhindern kann man sie nicht. Somit wird erstmals eine sofort wirksame passive Immunisierung empfohlen, deren Wirkung nach einer gewissen Zeit den Körper wieder verlassen hat ohne einen bleibenden Immunschutz aufzubauen. Seine Sicherheit entspricht den besonders hohen Anforderungen, die hierzulande für alle Säuglingsimpfstoffe erhoben wird. Der bereits seit 2023 verfügbare aktive Impfstoff gegen das RS-Virus ist nur für Senioren über 60 Jahren sowie Schwangere zugelassen.

Quo vadis deutsche Apotheken-Reform?

Noch vor der parlamentarischen Sommerpause wollte Gesundheitsminister Lauterbach die geplante Apothekenreform verabschieden – an Bundestag und Bundesrat vorbei. Dass es dazu Mitte Juli nicht mehr kam, ist vielleicht der zähen Haushaltsplanung für 2025 geschuldet. Sicher ist, dass der Gegenwind aus den Bundesländern und den Apotheker-Verbänden, nachdem der Referentenentwurf des Apotheken-Reformgesetzes publik wurde, heftiger ausfiel als erwartet. Kritik an dem „größten anzunehmenden Unfall“ für deutsche Apotheken kam sogar von einzelnen SPD-Gesundheitsministern der Länder. In Hessen blieben Ende Juni direkt für zwei Tage die Apothekentüren zu. Doch was beinhaltet die Lauterbachsche Vision einer zukunftsfähigen deutschen Apotheke? In seiner Light-Version wären Apotheker*innen nur noch in der Haupt-Apotheke notwendig, Filialen dürften künftig von PTAs geführt und der pharmazeutische Rat falls nötig per Video eingeholt werden.

Light-Apotheken ohne Beratung
Ähnlich wie bei den angedachten Gesundheitskiosken, die im ländlichen Raum viele der bald nicht mehr vorhandenen Hausarztpraxen ersetzen sollen, würde die Light-Apotheke quasi zum Bestell- und Medikamenten-Abholservice. Auch das Labor für die Herstellung von Rezepturen wäre hier unnötig. Weniger Bremsklotz-Bürokratie wäre dagegen durchaus sinnvoll, auch bei der sehr starren Apotheken-Betriebsordnung. Würde sich diese Vision aber durchsetzen, wäre das der Untergang nicht nur für den aktuell trotz vieler Probleme noch immer hohen Qualitätsstandard. Die noch immer nicht gehobenen Lieferprobleme sind trotz politischer Bemühungen weiterhin an der Tagesordnung. Selbst erfahrene PTAs wären aktuell damit überfordert und wollen sich hier auch nicht als „Apotheken-Lightung“ verheizen lassen. Im Übrigen dürfte sie auch nicht den Notdienst übernehmen, hierfür wäre weiterhin ein/e approbierte/r Apotheker/in nötig.

Ohne Honorarzuwachs keine Perspektive
Schon jetzt ist eine spürbare Folge der vorliegenden Reformpläne die zunehmende Abwanderung von PTAs in die Industrie – zumeist wegen besserer Bezahlung. Die zu erwartenden schlechteren Rahmenbedingungen macht die Suche vieler Apotheken, nach Apotheker*innen für die Nachfolge noch schwieriger. Im Ergebnis schnellen die Zahlen der Apothekenschließungen weiter nach oben – nicht nur auf dem Land. Aber auch junge Apotheker*innen, die ihre Zukunft in der eigenen Apotheke gesehen haben, überlegen jetzt die Reißleine zu ziehen, bevor es zu spät ist, wie beispielsweise Insel-Apotheker, die derzeit noch Helgoland und Pellworm versorgen. Statt ein Licht am Ende des Tunnels zu entzünden, indem die lange überfällige Honorarerhöhung auf den Weg gebracht wird, geht die Politik mittels der neuen Eckdaten mit der Sense gegen die Apotheken vor.

Für mehr Kompetenzen fehlen Fachkräfte
Für die erweiterten Pharmazeutischen Dienstleitungen, sind schon jetzt in vielen Apotheken kaum noch ausreichend Mitarbeiter*innen vorhanden, auch nicht für Lauterbachs liebstes Kind, das Gesundes-Herz-Gesetz, das 2025 eingeführt soll. Kommt es wie geplant, dann folgt auf die Apotheke ohne Apotheker*in früher oder später die Gesundheit ohne Pharmazeuten. Eine Zwei-Klassen-Versorgung ist jedenfalls mit den neuen Möglichkeiten für Apothekenketten- und Light-Versionen absehbar und die gewohnte pharmazeutische Versorgung würde mittelfristig nur noch in städtischen 1A-Lagen gesichert sein. Sicher, neue Konzepte braucht das Land, aber nicht indem man zulasten der Patienten*innen den bislang geltenden Qualitätsanspruch völlig über Bord wirft, denn wo Apotheke dransteht, sollte jeder Kunde*in auch weiterhin eine/n Apotheker*in erwarten können.

Das Dilemma mit dem Apotheken-Notdienst

Immer wieder wird eine Neuordnung des Notdienstes gefordert, der zu den Pflicht-Aufgaben jeder Apotheke gehört. Gerade in ländlichen Gebieten, in denen inzwischen weniger Apotheken zu finden sind, führt dies zu immer längeren Anfahrtsstrecken. Wo außerdem Mitarbeiter*innen fehlen, wird der nächtliche Notdienst meist nach einer kompletten Tagesschicht zusätzlich geleistet. Die noch vorhandenen Apotheken müssen dann immer öfter den ungeliebten Nacht- und Wochenendnotdienst übernehmen. Auch die drei Bären-Apotheken stehen in unterschiedlichem Turnus in der Pflicht: in Rottenburg alle 14 Tage in Herrenberg dagegen nur alle 20 Tage. Im Grunde handelt es sich beim Notdienst um einen Bereitschaftsdienst, für den sich ein/e Mitarbeiter*in in den Räumen der Apotheke aufhalten muss. Genutzt wird er in Ballungsräumen aber nicht selten wie normale Öffnungszeiten, obwohl es sich letztlich um einen Bereitschaftsdienst handelt…

Das Dilemma mit dem Apotheken-Notdienst

Immer wieder ist von einer notwendigen Neuordnung des Notdienstes die Rede, der zu den Pflichten jeder niedergelassenen Apotheke gehört. Gerade in ländlichen Gebieten, in denen in vielen Gemeinden keine Apotheke mehr zu finden ist, führt dies zu immer längeren Anfahrtsstrecken. Wo ohnehin Mitarbeiter*innen fehlen, wird der nächtliche Notdienst nach einer kompletten Tagesschicht oft zusätzlich geleistet. Nicht selten ist diese/r Apotheker*in am nächsten Tag dann wieder hinterm Verkaufstisch zu finden. Aufgrund der steigenden Zahl an Apothekenschließungen müssen die wenigen Verbliebenen immer öfter den ungeliebten Nacht- und Wochenendnotdienst übernehmen. Auch die drei Bären-Apotheken stehen in unterschiedlichem Turnus in der Pflicht: in Herrenberg aktuell alle 12 Tage, in Tübingen dagegen nur alle 20 Tage. Im Grunde handelt es sich beim Notdienst um einen Bereitschaftsdienst, für den sich ein/e Mitarbeiter*in in den Räumen der Apotheke aufhalten muss. Oft steht hierfür eine Schlafgelegenheit zur Verfügung.

Schwierig durch Fachkräftemangel
Kleine ländliche Apotheken haben schon wegen des Pflichtnotdienstes häufig Probleme approbierte Apotheken-Mitarbeiter*innen zu finden. Wo jemand ausscheidet, sind entstandene Lücken kaum noch zu schließen. Etwa die Hälfte aller Apotheken müssen statistisch pro Quartal ein bis vier Mal den Notdienst übernehmen. Landapotheken trifft es mitunter inzwischen doppelt so häufig – Tendenz steigend. Deshalb wird seit langem eine bessere Vergütung sowie ein anderer Turnus gefordert. Erfüllen dürfen den Notdienst übrigens ausschließlich Apotheker*innen.

Schlechte Entlohnung
Bislang bekommt eine notdiensthabende Apotheke einen einmaligen Zuschlag pro Kunde*in von 2,50 € für abgegebene Medikamente, was man auch als symbolisch bezeichnen könnte. Ist auf dem Rezept das Feld „noctu“ angekreuzt, übernimmt diesen Betrag die Krankenkasse. Genutzt wird der Notdienst vor allem in Ballungsräumen nicht selten wie normale Öffnungszeiten, obwohl es sich letztlich um einen Bereitschaftsdienst handelt. Da die Vergütung des Apotheken-Notdienstes schon lange nicht ausreichend ist, gibt es seit 2013 einen pauschalen Notdienstzuschuss durch den Nacht- und Notdienstfonds (NNF), organisiert vom Deutschen Apothekenverband und bezahlt von der Gesamtheit aller bundesweiten Apotheken. Hierzu will das Bundesgesundheitsministerium im Rahmen der geplanten Apothekenreform künftig 7 Cent beitragen, zusätzlich zu dem, bislang mit 21 Cent pro verkauftem verschreibungspflichtigem Medikament vom NNF getragenem Anteil.

Long-Covid und der Fettstoffwechsel

Nach wie vor leiden mehr als 65 Millionen Patienten weltweit unter Post-Covid-Symptomen. Forscher suchen deshalb dringend nach erfolgreichen Behandlungsstrategien um den Schweregrad zu reduzieren. Bereits während der Pandemie waren bei Corona-Patienten Veränderungen im Fettstoffwechsel aufgefallen, die sich auch auf Entzündungsfaktoren und die Blutgefäße auswirkten. Eine Forschungsgruppe der Uni Marburg hat sich deshalb die Coronabedingten Veränderungen des Cholesterin-Stoffwechsels genauer angesehen und überprüft, wie Betroffene auf eine Behandlung mit kombinierten Blutdruck- und Cholesterinsenkern wie Statinen reagieren. Gerinnungsstörungen können nach der eigentlichen Corona-Infektion Thrombosen oder Embolien verursachen.

Neue therapeutische Strategie
Durchblutungsstörungen wurden gehäuft beobachtet und sogar kleinste Blutgefäße geschädigt. Daraus ergab sich oftmals ein diffuses Gesamtbild unterschiedlichster Symptome und Beschwerden. Dabei wurde herausgefunden, dass bei Long-Covid-Patienten*innen häufig veränderte HDL-Lipoproteine und eine Fehlsteuerung des Blutdrucks auftreten. Aufgrund der neuen Medikation kam es zu signifikanten Änderungen des HDL-Cholesterins. Die Symptome verbesserten sich und offenbar wurde damit langfristig eine neue therapeutische Strategie gefunden, die sich insbesondere auf die Bildung von Entzündungsfaktoren positiv auswirke.

Apotheken bald ohne Vollzeitkräfte?

Immer öfter sind in deutschen Apotheken nur noch Apothekeninhaber/innen oder Filialleiter/innen echte Vollzeitkräfte. Parallel zum schrumpfenden Bestand an Apotheken, geht auch die Zahl der Mitarbeiter*innen weiter zurück. Die unsicheren Rahmenbedingungen und der tägliche Arbeitsstress treiben viele pharmazeutische Fachkräfte der Pharmaindustrie in die Arme, die oftmals mit besseren Konditionen punkten kann. Den Apotheken bleibt nichts anderes übrig, als auf den Wunsch nach flexiblen und reduzierten Arbeitszeiten mit mehr Teilzeit-Arbeitsverträgen zu reagieren. Bei den komplizierten Wochenplänen müssen aber auch krankheitsbedingte Fehltage und Urlaube aufgefangen werden. Und eine Reduzierung der Öffnungszeiten ist aufgrund der Apotheken-Betriebsordnung nur bedingt möglich. Viele Apotheken im ländlichen Raum könnte man vor einer Schließung bewahren, wenn es hier mehr Spielraum gäbe.

Mehr Arbeit vs. bessere Work-Life-Balance
Der gesamte Gesundheitsbereich gerät durch den Mangel an Pflege- und Fachkräften in Kliniken, Arztpraxen, Pflegeinrichtungen und eben auch Apotheken zusehends in eine gefährliche Schieflage. Gleichzeitig erwarten Arbeitnehmer*innen mehr Entgegenkommen in Sachen Work-Life-Balance. Ist die tägliche Arbeit geprägt von zunehmend höheren Anforderungen und Flexibilität, steigt aber auch der alltägliche Stresspegel. Immer mehr Mitarbeitende wandern ab und die Probleme werden für die, die weitermachen noch größer. Das Qualitätskennzeichen „Sicherer Arbeitsplatz“, lange Zeit gerade in Apotheken und Praxen ein typisches Gütesiegel – rückt in Zeiten des massiven Fachkräftemangels weit in den Hintergrund. Seit 2021 ist die Zahl der Apothekenfachkräfte Jahr für Jahr rückläufig. Dies ist eine echte Zäsur, da bis dahin die Anzahl stetig gestiegen ist, insbesondere bei den Pharmazeutisch-Technischen Assistenten*innen, dem Rückgrat jeder Apotheke. Es liegt aktuell allein bei den Apotheken mit interessanten Angeboten, Fortbildungsmöglichkeiten und einem guten Betriebsklima neue Mitarbeiter*innen zu finden und an sich zu binden. Letztlich zählt dabei vor allem eine gute Lage im städtischen Raum, flexible Arbeitsmöglichkeiten oder auch attraktive berufliche Entwicklungschancen.

Masern breiten sich wieder weltweit aus

Lange galten Masern hierzulande als so gut wie verschwunden. Inzwischen warnt die WHO aber wieder weltweit vor einem unübersehbaren Vormarsch des Masern-Virus. 2023 wurde gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg der Infektionen um 88 Prozent verzeichnet und zahlreiche Fälle tauchen in der Statistik gar nicht erst auf. Das heißt, man geht davon aus, dass die realen Zahlen noch erheblich höher liegen. Für 2024 erwartet die WHO eine zumindest ähnliche Entwicklung. Dieses Jahr wurden auffällige Masern-Ausbrüche bislang in Berlin und Hamburg registriert.  Sicher ist, dass letztes Jahr rund 136.000 Menschen, vor allem Kinder unter 5 Jahren, weltweit an Masern starben. Mit einem Anteil von 45 Prozent aller Infektionen ist vor allem Europa betroffen. Die Impfquote ist seit Jahren rückläufig und häufig sind ungeimpfte Flüchtlinge Auslöser größerer Ausbrüche. Die Bezeichnung Kinderkrankheit verharmlost oft ungewollt eine immer noch sehr gefährliche Infektionskrankheit. Bei Kleinkindern ohne ausreichenden Immunschutz kann sie tödlich verlaufen und dies auch noch Jahre nach der eigentlichen Infektion, wenn der sichtbare Ausschlag längst verschwunden ist.

Langfristiges Risiko
Masernviren schwächen das Immunsystem und öffnen so anderen Erregern Tür und Tor. Das Virus kann außerdem eine gefährliche Gehirnentzündung auslösen. Betroffen ist hiervon statistisch jeder 1000. Masern-Fall. Auch die gefürchtete SSPE (Subakute sklerosierende Panenzephalitis), die Jahre später auftreten kann, wird durch das Masernvirus verursacht. Sie führt durch den fortschreitenden Verlust der Gehirnfunktionen zum Wachkoma und endet tödlich. Solche seltenen Fälle werden zunehmen je weniger Kinder geimpft sind. Schon jetzt liegt die Impfquote global für die zwei benötigten Impfdosen nur noch bei ca. 75 Prozent. Notwendig wäre laut RKI für eine sichere Durchimpfung eine Quote von ca. 95 Prozent. Kinder, die eine Kita besuchen, unterliegen hierzulande einer Impfpflicht. Aber Babys und Kleinkinder, die zuhause betreut werden, können ebenso betroffen sein. Noch immer gehören die Masern zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten und treten Komplikationen auf, können Mediziner*innen auch heute noch wenig tun.

Wie hilft „Teezempic“ beim Abnehmen?

Vor einiger Zeit haben wir hier über den Hype um die Abnehmspritze berichtet. Inzwischen gibt es allerdings massive Versorgungsengpässe auch für Diabetiker, für die Ozempic und Semaglutid eigentlich bestimmt sind. Offenbar wurde deshalb nach neuen Abnehmverstärkern gesucht. Das Wundermittel Matetee ist allerdings nicht wirklich neu. Alle paar Jahre taucht ein solcher Mate-Hype auf. Diesmal sind Profisportler, vor allem bekannte Fußballer, der Auslöser. Über Messi & Co. geht seit einigen Wochen die stoffwechselanregende Wirkung von kaltem Matetee viral. Ähnlich wie Kaffee und Schwarztee enthält auch Matetee Koffein, dessen anregende Wirkung durch die Kombination mit weiteren Inhaltsstoffen aber stärker wirkt und vor allem länger anhält.

Mehr Kalorienverbrennung
Auch eine aktuelle Studie der Uni Freiburg konnte belegen, dass kalt getrunkener Matetee die Fettverbrennung anregt. Der Stoffwechsel sorgt so für mehr Kalorienverbrennung – ähnlich wie bei Semaglutid. Verbraucherzentralen warnen aber davor, von selbstgebrautem Matetee Wunder zu erwarten. Ohne Ernährungsumstellung funktioniert keine langfristige Gewichtsabnahme. Profisportler haben ohnehin durch ihre Ernährung und das tägliche Training selten Gewichtsprobleme. Und wie so oft, gilt auch für kalten Matetee, viel hilft nicht viel, sondern birgt eher Risiken. Beim Matetee kann das enthaltene Koffein für manchen zu einem Problem werden. Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen, Rhythmusstörungen und auch Schwangere sollten vom Teezempic-Trend besser die Finger lassen.

Risiken von Pregabalin

Anfang des Jahres haben englische Todesfallstatistiken in Verbindung mit Pregabalin und Gabapentin auch hierzulande Anwender aufgeschreckt. Dabei ging es um Fälle, die zwischen 2004 und 2022 in England und Wales auftraten – mit auffälligen Steigerungen seit 2017. Verantwortlich ist aber nicht der einzelne verschreibungspflichtige Wirkstoff, der bei Angststörungen, Epilepsie und gegen neuropathische Schmerzen verordnet wird. Zu vermehrten Problemen kam es aufgrund negativer Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten vor allem Schmerzmitteln wie Opioiden sowie Benzodiazepinen, die ebenfalls angstmindernd und beruhigend wirken. Hier zeigt sich, wie wichtig es gerade in der Schmertherapie ist, den Medikationsplan zu beachten und strikt einzuhalten.

Gefährliche Wechselwirkungen
Die häufigste Todesursache war in den erfassten Fällen die zusätzliche Einnahme von Opioiden. Bei insgesamt einem Drittel aller arzneimittelbedingten Todesfälle war in England und Wales Pregabalin beteiligt. In den letzten fünf Jahren waren dies ca. 3400 Fälle. Neben Wechselwirkungen war vermutlich ein Arzneimittelmissbrauch, also eine eigenmächtige Überdosierung oder eine Einnahme ohne Rezept die Ursache. Pregabalin gehört zu den Top 50 der auch hierzulande am häufigsten verschriebenen Arzneimittel. Es lindert chronische Schmerzen und Nervenschmerzen, wie sie bei Diabetes und Gürtelrose auftreten und reduziert Panikattacken, indem eine Übererregbarkeit der Nerven gedrosselt wird. Patienten empfinden das Mittel meist als harmonisierend, es gilt als gut verträglich und auch für eine Dauermedikation geeignet.

Nicht abrupt absetzen
Todesfälle traten bei Pregabalin überwiegend bei zu hohen Dosen oder in Kombination mit Opioiden, weiteren Benzodiazepinen und oft auch bei Drogenabhängigkeit auf. Mediziner*innen warnen vereinzelt vor der Kombination mit Alkohol. Eine Überdosierung kann zu Atemlähmung oder zu einer Sedierung bis hin zum Koma führen. Ein abruptes Absetzen des Mittels ist problematisch, ein schrittweises Absenken unbedingt nötig. Deutsche Mediziner*innen gehen davon aus, dass Pregabalin in der vorgegebenen Dosis und unter Berücksichtigung möglicher Wechselwirkungen kein Risiko für die Patienten*innen darstelle.