Glückstipps gegen den Winterblues

In der kalten dunklen Jahreszeit kämpfen viele – besonders jüngere Frauen, mit dem Phänomen des Winterblues. Wer im Herbst dem Sommer nachtrauert, bekommt pünktlich zur Zeitumstellung Ende Oktober zunehmend schlechte Laune. Je kürzer die Tage, desto mieser ist die Stimmung – trotz adventlicher Straßenbeleuchtung und heimischem Kerzenzauber. Scheinbar nichts hilft gegen die graue Tristesse, die sich zunehmend auch durch Müdigkeit und Antriebslosigkeit äußert. Der liebste Rückzugsort: das Bett um dabei die Lieblingsserie zu streamen. So dreht sich die Winterblues-Spirale weiter. Schuld hieran ist vor allem der Mangel an Licht. Endorphine oder Glückshormone werden ebenso wie Serotonin durch UV-Strahlung gebildet. Nimmt diese ab, steigt der Melatonin-Spiegel, der uns tagsüber schlapp und müde macht. Der Energiepegel sinkt und mit ihm fällt die Lust auf Bewegung und Aktivität.

Aktiv werden
Umso mehr heißt es dann, das Sofa gegen das Fitnessstudio tauschen und anstelle von Schokolade, Pommes und Weihnachtskeksen einen Obstsalat oder eine Gemüsebowl essen. Statt weiter zu Hause zu faulenzen, sollte der Terminkalender gefüllt werden. Am besten den Kreislauf schon morgens mit Gymnastik oder Yoga in Schwung bringen, während der Mittagspause ein paar Runden im Park drehen und abends, statt wieder Pizza zu bestellen ein gesundes Essen kochen. Auch die Urlaubsplanung für den Winter oder das nächste Jahr kann die Stimmung heben. Hilft das alles nichts, sollte man es mit Tageslichtlampen und täglich 30 Minuten UV-Licht probieren. Manche Krankenkassen geben zum Kauf der Speziallampen auch einen Zuschuss.

Farb- und AromatherapieWem das nicht genügt, der kann zu Pinseln und Farben greifen. Mit gelb- und orangefarbenen Wänden kommt Licht und gute Laune in die eigenen vier Wände. Ähnlich funktioniert eine Aromatherapie mit Jasmin, Bergamotte und Citrusdüften. Auch das sommerliche Lieblingsgericht macht glücklich. Und nicht zuletzt sollte man mit Vitamin D die Schieflage des Hormonhaushalts ausgleichen. Irgendwann kippt der Blues sonst in permanente Gereiztheit und akute Stimmungsschwankungen, die Familie, Partner, Freunde/innen und nicht zuletzt Kollegen/innen nerven. Auch beim Essen kann man gegensteuern: Nüsse, Haferflocken, Soja und Eier wirken anregend auf die Serotoninproduktion. Und typisch winterliche Gewürze wie Ingwer, Kardamom und Safran stärken nicht nur das Immunsystem, sondern fördern ebenfalls die Glückshormone.

Keine Winterdepression
Es lohnt auch ein Blick in den Norden, nach Norwegen, Schweden und Finnland, nämlich darauf, wie die Menschen nördlich des Polarkreises mit dem wenigen Licht umgehen. Von Ende November bis Mitte Januar sieht man während der Polarnacht auch tagsüber keine Sonne. Anders als erwartet leiden die Menschen hier viel seltener an einem Winterblues. Und nicht vergessen: ein saisonales Stimmungstief ist nicht mit einer echten Winterdepression gleichzusetzen. Der Winterblues fordert letztlich nur eine Anpassung an die winterlichen Lebensumstände. Dicke Socken und Wollpullis, Kerzenlicht und ein heißer Eintopf sowie der regelmäßige Gang in die Sauna machen auch kalte Tage attraktiv. Und vielleicht wartet ja auch ein Spaziergang durch verschneite Wiesen und Wälder auf uns. Der sorgt garantiert für gute Laune.

Japanisches Ikigai und die Glücksquellen

Auf der japanischen Insel Okinawa leben die ältesten Menschen der Welt und von hier stammt auch das Ikigai. Iki steht für das Leben und gai wörtlich übersetzt für Wert oder Sinn. Es dreht sich also beim Ikigai darum, den für sich wesentlichen Sinn des Lebens zu finden, quasi seine persönliche Glücksformel. Was entspricht unseren individuellen Werten und unserer Berufung? Was ist die innere Mission, die uns glücklich macht? Im Ikigai benötigt man für die entsprechenden Antworten keine langwierige Therapie. Selbstreflexion gehört zur japanischen Lebensart. Findet man das, was man zum Glücklichsein braucht, wird man automatisch zu einem wertvollen und effektiven Teil der Gesellschaft. Ein ganz praktischer Mehrwert des Ikigai. Anders als man denkt, geht es beim Ikigai weniger um Selbstoptimierung, sondern um die klassische Sinnsuche. Was dem Leben Sinn gibt, macht fast automatisch auch glücklicher.

Die vier Ikigai-Bereiche
Sich selbst gemäß dem Ikigai besser kennenzulernen, heißt sich nach den vier Bereichen des Ikigai zu beleuchten: der Passion (was liebe ich?), der Berufung (was kann ich?), unserer Mission (was braucht die Welt von mir?) sowie dem bestehenden Beruf (was tue ich bereits?). Je mehr Schnittmengen hier vorhanden sind, desto näher ist man seinem persönlichen Ikigai. Dazu sollte man möglichst viele Ikigai-Quellen identifizieren. Das können Menschen, Dinge aber auch Aktivitäten sein. Alles, was positive Ikigai-Gefühle auslöst, kann zu diesen Quellen zählen. Meist gibt es davon bereits einige, sie wurden bisher nur noch nicht als solche erkannt. Bei der Suche merkt man schnell, dass das Ikigai sich anlehnt an Verhaltensmuster wie Achtsamkeit im Hier und Jetzt zu leben und letztlich sich auch Dankbarkeit für Dinge bewusst zu machen, die man schon erreicht, aber bisher noch nicht entsprechend wahrgenommen hat.

Mehr positive Kraft
Das lange geltende Konzept des „Schneller, höher, weiter“ westlicher Industrienationen stößt immer öfter an seine Grenzen und hindert viele an der Dankbarkeit für Erreichtes. Hat man sein persönliches Ikigai dagegen identifiziert, hilft es einem auch in schwierigen Lebensphasen positiv zu bleiben und Kraft aus seinen Quellen zu ziehen. Dabei kann es sich um alltägliche kleine Dinge handeln, den Spaziergang mit Freunden, das Lieblingsessen, einfach positive Rituale beizubehalten oder zu seinen Gewohnheiten zu machen. Ob man dazu einen der vielen Ikigai-Tests braucht, die online angeboten werden und vor allem mit Mentaltraining verbunden sind, muss man selbst entscheiden.

FOMO oder die Angst was zu verpassen

Selten war das Risiko für Unzufriedenheit größer als durch die heute übliche Flut an Social-Media-Informationen. Man fragt sich, ob der Urlaub der Freunde nicht toller war als der eigene, warum die letzte Party ohne dich gefeiert wurde oder weshalb man von dem neuen In-Lokal noch nichts gehört hat. Dank TikTok, Instagram & Co. wird man ständig mit den Erlebnissen anderer konfrontiert. Die Folge: eben saß man noch ganz zufrieden mit einem Buch, einer Tasse Tee und der Katze auf der Couch, doch dann nahm man das Handy zur Hand und zappte durch die neuesten Meldungen. Und Schwups ist er wieder da, der FOMO-Effekt (Fear of Missing out), der uns jene Dinge unter die Nase reibt, die man gerade nicht hat, die man aber vielleicht auch gar nicht braucht.

Erste Social-Media-Krankheit
Seit wir durch Social Media regelmäßig gezeigt bekommen, was für tolle Sachen andere gerade machen, greift die Suche nach dem noch grüneren Rasen massiv um sich, vor allem bei Jüngeren. FOMO gilt als erste offizielle Social-Media-Krankheit, angeheizt durch das ständige Scrollen durch die Newsfeeds und setzt Betroffene unter ständigen Freizeit-Leistungsdruck. Die Folgen sind oftmals Stress, Schlafstörungen und nicht zuletzt depressive Verstimmungen. Gleichzeitig will man aber auch nichts verpassen, was gerade online passiert, selbst wenn man nur passiv daran teilnimmt.

Einfach mal weglegen
Deshalb wäre die beste Strategie sich regelmäßige Handy-Auszeiten zu gönnen und nicht ständig das vermeintlich perfekte Leben anderer zu verfolgen. Nicht selten drückt sich FOMO auch in Doppelverabredungen aus. Wer sich nicht entscheiden kann oder will, nimmt einfach Mehrfacheinladungen war und besucht erst die eine und dann die andere Party. Sogar beim gemeinsamen Chillen mit Freunden wird das Handy oftmals weiterhin gecheckt, ohne dass man sich dabei etwas denkt. Es fällt vielen immer schwerer, sich auf eine Sache, eine Situation oder eine Person zu konzentrieren.

Fördert Selbstzweifel
FOMO kann also Angst und Selbstzweifel fördern. Ständig sitzt einem die Frage im Nacken, ob man wirklich die richtige Entscheidung getroffen hat. Aus FOMO wird so schnell FOBO, die Angst vor möglicherweise besseren Optionen oder „The Fear of better Options.“ Die Freizeit dient somit oft nicht mehr der Entspannung, sondern fördert Druck und Anspannung statt Erholung. Höchste Zeit sich Offline-Zeiten zu verordnen und zu erkennen, dass man vor allem auf diese Weise sein Leben verpasst und nicht umgekehrt. Phasen der Langeweile gehören einfach zum Leben dazu, sie fahren den Stresslevel runter und geben dem überforderten Gehirn Ruhe. FOMO schürt dagegen eine beständige Unzufriedenheit, mit sich selbst, dem Beruf, den Partnern, der Lebenssituation…

Blickrichtung ändern
Eine digitale Entgiftungskur hilft das reale Leben wieder mit anderen Augen und nicht nur durch die Social-Media-Brille zu sehen. Schließlich geht es um die eigenen Bedürfnisse und nicht um die aktuellen Social-Media-Trends, die letztlich nur dazu führen, dass alle dasselbe tun. Jeder, der sich von FOMO zu sehr steuern lässt, sollte mehr Wert auf JOMO (Joy of Missing out) legen, also das Vergnügen etwas zu verpassen. Indem man einfach nur das tut, wozu man gerade Lust hat – allein mit sich selber, ohne Verpflichtungen und Rücksicht auf andere. Das beinhaltet auch die Fähigkeit der Dankbarkeit für den Moment. Weg vom Erlebniszwang, hin zu dem, was einen wirklich glücklich oder zufrieden macht.

Situationship contra Beziehung

Eine Beziehung, die (noch) keine ist, für Menschen, die (noch) keine wollen – so ungefähr könnte man Situationship übersetzen. Kein Ziel, keine Verpflichtung, keine Bindung, stattdessen eine Liebe to go, mitnehmen was gerade geht, Daten wie es beiden gerade passt. Ganz entspannt und beiderseits ganz offen committed. Aber was steckt in dem neuen Dating-Trend, der nicht bindet und doch zwei Menschen verbindet, nur eben nicht so richtig. Wer regelmäßig Online-Dating-Apps nutzt, kennt ihn vermutlich schon länger. Man könnte als Nicht-Kenner auch sagen: „Okay, die haben halt noch nichts entschieden. Das ist doch normal am Anfang einer Beziehung!“. Vielleicht ist es aber auch eine Konstruktion für jene, die bewusst keine Entscheidung treffen wollen und keine Beziehung suchen, die sich in genau diesem verpflichtungslosen Schwebezustand wohlfühlen oder gerade andere Prioritäten setzen, wie z. B. Karriere, Trennung oder Selbstfindung.

Wenig Sicherheit, mehr Flexibilität
Eine Situationship vermittelt also keine Sicherheit und Stabilität. Wer das braucht und sucht, wird in dieser besonderen Konstruktion den Kürzeren ziehen und am Ende oft darunter leiden. Psychologen warnen deshalb und betonen, dass gerade hierbei eine ehrliche Kommunikation von Nöten ist, wo nüchtern der Status quo zu klären ist, aber auch Hoffnungen und Ängste Platz haben. Im Zweifelsfall findet man dann hoffentlich auch ein einvernehmliches Ende. Zumindest sind bei einer Situationship die Knoten leicht wieder zu lösen. Oftmals sind weder Familie noch Kollegen/innen mit ihm Boot und auch das sonstige Leben ist nicht miteinander verflochten.

Offener Ausgang
Bleibt die wichtigste Anfangsfrage: will man das bzw. kann man das überhaupt oder ist es ohnehin nicht nur ein zeitlich begrenzter Testballon? Eine statistische Halbwertszeit gibt es aktuell zu diesen Vielleicht-Beziehungen noch nicht. Erstmals ist der Begriff Situationship hierzulande übrigens 2020 aufgetaucht. Soziologen/innen haben sie seither als romantische Liaison, mit offenem Ausgang und einer ungefähren Dauer von 6 Monaten+ definiert. Man sieht sie als Zeichen der Zeit und angesprochen fühlen sich angeblich alle Altersgruppen. Vor allem solche, die sich gerade in Phasen des Umbruchs oder der Neuorientierung befänden.

Nur im Hier und Jetzt
Auch als ein Kennzeichen der Generation Z wird sie öfter gesehen. Die Unsicherheiten von Pandemie, Klimakrise und der allgemein unruhigen Weltlage fördern demnach Unverbindlichkeit und Spontanität. Völlig offen ist auch das mögliche Ende einer Situationship. Von kurz- bis zu langfristig, vom Gefühlschaos bis zum Happyend. Oder wie eine bekennende Userin es formuliert: „Man lässt es passieren, lebt im Moment und nicht für die Zukunft.“

Telefonieren wird zunehmend unbeliebt

Unangenehme Situationen vermeiden alle hin und wieder gern. Aber wer hätte gedacht, dass das Telefonieren inzwischen ebenfalls hierzu zählt? Dabei gehört es für viele zum täglichen Arbeitsalltag. Azubis, die jetzt ihre Ausbildung in einem Büro beginnen, werden sich also diesem neuen Feind der Gen Z stellen müssen. Schon die Generation der Millenniales, die ein Leben ohne Handy und Internet nicht mehr kennen, nutzt ihre Mobile-Phones kaum noch zum Telefonieren. Eine Funktion, für die es ursprünglich erfunden wurde. Stattdessen verschickt man Sprachnachrichten, je länger desto lieber. Termine beim Frisör, der Arztbesuch oder eine Restaurantreservierung werden ohnehin meist online vereinbart. Sogar Psychologen/innen haben sich inzwischen dem Problem angenommen.

Voicemails contra Telefonat
Die inflationären Voicemails erfreuen aber nicht jeden. Der Absender hatte offenbar gerade genug Zeit und Raum für einem langatmigen Monolog. Der Empfänger unter Umständen aber nicht. Und was man nicht sofort abhört, wird häufig verschoben oder oft auch vergessen. Für eine reibungslose Kommunikation ist das nicht zu empfehlen. Braucht man eine schnelle Reaktion, telefoniert man besser. Stundenlange Telefonate mit dem/r besten Freund/in, durch die man den einzigen Festnetzanschluss blockierte, waren in der 80igern häufiger Streitfaktor in vielen Familien oder auch Studenten-WGs.

Sofort reagieren müssen stresst
Telefonieren gilt in der aktuellen Generation Z als altmodisch. Die hierbei erwarteten Sofort-Reaktionen verunsichern und stressen. Und je seltener man es tut, desto ausgeprägter wird die Abneigung gegenüber dem Telefonieren in Echtzeit. Dis gilt auch, wenn man selbst angerufen wird. Bei Sprachnachrichten ist das Gegenteil der Fall. Man kann abwarten und sich eine geeignete Antwort überlegen. Wenn man eine Aufnahme nicht so überzeugend findet, kann man sie löschen und es erneut versuchen. Bei einem Telefonat ist man sofort gefordert, auch emotional. Die Stimme verrät dem anderen Ärger, Stress oder Unsicherheit. Und da man den Anderen nicht sieht, passiert es schnell, dass man eine Bemerkung – ganz ohne Smileys, schnell auch mal falsch interpretiert.

Übung hilft Angst überwinden
So wird das Telefonat für viele riskanter als jede noch so spontane Sprachnachricht. Hier fehlt die gewohnte und geschätzte Löschen-Taste. Man hat nur den einen Versuch und das macht Angst. Eine Umfrage des Branchenverbandes Bitkom ergab, dass jeder Dritte aus Angst vorm Telefonieren, notwendige Telefonate immer wieder aufschiebt. Unter den 16 bis 29-Jährigen bekennen sich sogar für 44 Prozent hierzu. Auch im Ausland findet man übrigens dieses Phänomen. Ein College im Mittelenglischen Nottingham bietet inzwischen sogar Coachings gegen die Telefonangst an. Dagegen hilft vor allem Übung und das Wissen, dass man nicht allein damit ist.

Künstliche Chatbot-Freunde – Chance oder Risiko?

Seit ChatGPT und der Einführung individueller Sprachassistenten haben künstliche Chatbots Hochkonjunktur. Was zu Corona-Zeiten als Antwort auf Vereinsamung oder sinnvolle Erleichterung des Alltags begann, wird inzwischen mit Hilfe sogenannter Companion-Apps zu idealisierten künstlichen Lebensbegleitern gepimpt. Nicht selten schießen die Nutzer dabei, unabhängig von Alter und Geschlecht, auch übers Ziel hinaus. Die konfigurierten KI-Traumfrauen und -männer bekommen einen Status, der für den menschlichen Partner emotional schwierig werden kann. Einzelne Suizidfälle in den USA und Belgien haben bereits zu Klagen gegen App-Betreiber geführt und gezeigt, wie gefährlich sich eine Beziehung mit romantisierten KI-Partnern entwickeln kann. Und dies obwohl ein Chatbot seinen menschlichen Partner immer bestätigt, nie widerspricht oder mit ihm streitet, ja noch nicht einmal wütend werden kann oder zu anderen emotionalen Reaktionen fähig wäre.

Zahlreiche Companion-Apps
Mehrere Millionen Menschen nutzen bereits kostenpflichtige Companion-Apps wie Replika, Kindroid und Chat.AI. Für die meisten ist es vermutlich ein unterhaltsamer Kontrast zum eigenen Partner bzw. Partnerin oder auch eine Spielerei wie bei Fantasy-Games oder Avataren. Aber egal welche Lücke der Chatbot füllen soll oder welche Rolle man ihm zuweist – sobald eine Abhängigkeit oder übersteigerte Fixierung ins Spiel kommen verschwimmt die nötige Abgrenzung zur Realität. Besonders wenn beim menschlichen Partner die Tendenz zu Depressionen oder generell psychische Probleme vorliegen. Wird die „glückliche“ Beziehung zu einem selbst konfigurierten Chatbot ein Ersatz für reale Partner oder Freunde, ist die Vermenschlichung der Maschine und die Flucht aus der Realität zwangsläufig. Auch als Flucht aus der Einsamkeit, unter der derzeit jeder zweite Jugendliche in Deutschland leidet, kann ein KI-Freund nur kurzfristig helfen.

KI-Partner vs. Real-Life
Mehr als fraglich ist, wie sinnvoll eine KI-Partner/in sein kann, der/die nicht auf Widerspruch programmiert ist und deren Antwort-Optionen keine menschlich emotionalen Reaktionen zulassen. Was macht das mit Jugendlichen, die noch keine Beziehungserfahrungen haben oder dem vereinsamten Vertreter mittleren Alters, der bislang stets bei ersten Kontaktversuchen gescheitert ist? Ein emotionsloses Tamagotchi vermag keine Lücken zu schließen oder echte Freunde zu ersetzen, mit denen man sich auseinandersetzen und streiten, aber auch versöhnen kann. Wie wird sich eine Gesellschaft entwickeln, in der KI-Beziehungen schon jetzt angeblich als normal gelten? Tamagotchis waren zum Ende des 20. Jahrhunderts als virtuelle Haustiere trotz eines anfänglichen Hypes innerhalb kurzer Zeit wieder verschwunden. Die individualisierten Chatbots kann man nur zum Schweigen bringen, indem man sie einfach nicht mehr bezahlt.

Bislang rechtliche Grauzone
Derzeit gibt es keine vollständige gesetzliche Regulierung dieses neuen Geschäftsfeldes. Betreiber reagieren auf aktuelle Klagen und ergänzen ihre Systeme durch den öffentlichen Druck mittels neuer Sicherheitsmaßnahmen, bespielweise wenn während eines Chats Suizidgedanken formuliert werden. Bislang kann man sich darauf aber nicht verlassen und eine juristische Basis wird noch länger auf sich warten lassen. In der EU ist die KI-Verordnung, die KI-Anwendungen künftig regeln soll, noch nicht vollständig in Kraft getreten. Die nötigen Maßstäbe hierfür sollen sich erst durch praktische Anwendungen entwickeln. Hierzulande hat die aktuelle Regierung bereits darauf verwiesen, dass gesetzliche Grundlagen vermutlich erst die nächste Regierung schaffen würde. Bis dahin bewegen sich die Nutzer also auf einer Spielwiese ohne Regeln, mögliche tragische Love-Stories sind künftig also nicht ausgeschlossen.

Flüchtige Bekanntschaften – wichtiger als man denkt!

Echte Freunde sind bei vielen Menschen eher dünn gesät und oftmals nicht immer verfügbar. Wie wichtig soziale Kontakte für das Wohlbefinden und die Psyche sind, weiß man schon lange. Stabile Beziehungen sind wesentlich für Zufriedenheit und Glück. Dabei geht es aber nicht nur um die engsten Freunde und Familienmitglieder, sondern um all jene täglichen Kontakte, die sich durch den Alltag ziehen. Egal ob Busfahrerin, Bäcker, Kassierer/in im Supermarkt oder die zahlreichen Nachbarn, die man meist nur kurz grüßt. All diese regelmäßigen aber losen Kontakte oder Bekanntschaften machen einen wichtigen Teil unseres Umfeldes aus. Sie geben sozialen Halt auch ohne, dass man anders als bei Freunden etwas von Ihnen erwartet.

Egal wer, egal wo
Die junge Frau, die man oft beim Gassigehen trifft oder der Typ, der auch immer so spät Joggen geht sind Teil unseres zwischenmenschlichen Umfeldes, das von unseren täglichen Gewohnheiten und Interessen bestimmt wird. Diese zahlreichen losen Bekanntschaften erweitern unser soziales Spektrum. Sie sind nicht handverlesen und doch wichtig für unser individuelles Glück, wenn der beste Freund gerade nicht so viel Zeit hat oder die Partnerin ihren zahlreichen Hobbies nachgeht. Vor allem für ältere Menschen, die darunter leiden, dass der Freundeskreis sich ausdünnt und die Familie nur noch selten verfügbar ist, bilden diese Bekanntschaften aus dem Viertel eine wichtige Brandmauer gegen Einsamkeit.

Erweitern unser Spektrum
Ohne die bekannten Gesichter wäre für viele das Leben eindimensionaler und begrenzter. Sie machen einen wesentlichen Teil unserer persönlichen Welt aus, auch wenn man oft nicht mal ihre Namen kennt. Diese regelmäßige soziale Interaktion gibt uns das Gefühl dazu zu gehören. Laut Harvard-Wissenschaftler/innen steigt unsere Zufriedenheit mit dem Umfang unseres Sozial-Portfolios, je diverser je besser. Sie geben uns emotionalen Halt und stärken die Fähigkeit sich auf unbekanntes Terrain zu begeben. Ein kurzer Plausch mit dem Briefträger ist für beide Seiten ein Gewinn und eröffnet mitunter mehr Informationen, als so manches Gespräch mit dem Partner.

Auch Bekanntschaften pflegen
Mehrere aktuelle Studien zeigen, dass flüchtige Bekanntschaften wesentlich zu unserem Glücksstatus beitragen. Sie zeigen, dass es uns an Tagen in denen wir mehrfach auf diese treffen, sogar besser geht, als an solchen, an denen man „nur“ Kontakt zu engen Freunden oder der Familie hat. Je zahlreicher die losen Bekanntschaften, desto besser scheint es uns zu gehen. Also auf in den nächsten Plausch mit der Nachbarin und endlich mal den Mann von gegenüber nach seinem kranken Hund fragen. Unser aller Glücksmonitor wird es uns danken.

 

Sinnvolle Mediennutzung in der Familie!

Die Osterfeiertage liegen hinter uns, glücklicherweise hat das Wetter einigermaßen mitgespielt und man konnte mit den Kids was unternehmen. Sonst wären die Diskussionen vorprogrammiert – ums Daddeln, Zocken, Gamen, Chatten etc. Ein gutes Stück der Freizeit wird in den Familien heute mit dem Handy, am Tablet bzw. dem Bildschirm verbracht. Im Idealfall kann man sich gemeinsam auf eine Runde mit der X-Box oder die neue Netflix-Serie einigen. Je nach Alter der Kids ist es auch möglich sich auf ein paar Handylose Stunden zu verständigen – wenn das Alternativ-Programm stimmt. Mit zunehmendem Alter wird auch das immer schwieriger.

Gemeinsam Nutzung begrenzen
Gerade an langen Wochenenden ist Ärger an der Tagesordnung, wenn Eltern versuchen mit ihren heranwachsenden Zöglingen gemeinsame Freizeit zu gestalten. Schließlich hat jeder auch das Bedürfnis nach Me-Time, die unter der Woche meist zu kurz kommt. Kinder zugunsten der Me-Time der Eltern vor dem Laptop, der Spielekonsole oder dem Fernseher zu parken kommt vor, sollte aber eher vermieden werden. Sinnvoller ist es für die Mediennnutzung Familienregeln aufzustellen, abhängig vom Alter der Kinder und den Wünschen der Familienmitglieder – damit es zu möglichst wenig Streit und schlechter Laune kommt. Grundsätzlich ist es für Eltern wichtig genau hinzuschauen, die individuelle Gefühlslage der Kids zu berücksichtigen und die Mediennutzung nicht pauschal zu verdammen. Dies trifft auch auf die Dauer zu. Für manchen Teenager ist es schon ein Fortschritt, wenn nicht mehrere Endgeräte gleichzeitig genutzt werden.

Altersbedingte 3-6-9-12-Regel
Eine Orientierungshilfe für eine altersgerechte Mediennutzung ist die 3-6-9-12-Regel. Unter 3 Jahren sollten Bildschirmmedien tabu sein, Spielkonsolen erst ab 6 Jahren, das internetfähige Smartphone eignet sich erst ab 9 und Social-Media- und unabhängige Internetnutzung erst ab 12 Jahren. Entwickelt wurden diese Vorgaben 2008 vom französischen Psychologen Serge Tisseron. Die BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) empfiehlt für diese vier Altersstufen außerdem eine maximale tägliche Nutzungszeit von 0,5 / 0,75 / 1 und 2 Stunden. Und als Faustformel kann man sich merken, dass sich die Kinder am Tag mehr Zeit bewegen sollten als vor Bildschirmen zu sitzen. Damit es nicht ständig Ärger wegen der Bildschirmzeiten gibt, findet man im Netz auch unterschiedlich aufgebaute kindgerechte Medienverträge, durch die man klare Regeln festlegen kann – für beide Seiten.

Eltern haben Vorbild-Funktion
Fürs anstehende Wochenende kann man sich z. B. vorab überlegen, was man zusammen erkunden, ansehen oder spielen will, wo man als Eltern den Kids über die Schulter schauen möchte und was jeder problemlos für sich nutzen kann. Und Eltern sollten sich auch selbst dran halten und an ihre Vorbildfunktion denken. Wenn Papa oder Mama vorm Fernseher noch das Handy nutzen, kann man es auch nicht von den Kids verlangen, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Versucht man die Mediennutzung aktiv ins Familienleben einzubinden, reduziert man das Streitrisiko und fördert gelichzeitig die Medienkompetenz. Kinder wie Erwachsene suchen in den verschiedenen Medien in erster Linie Unterhaltung, eine Verbesserung der aktuellen Gefühlslage oder auch Flucht vor Problemen. Das heißt, gerade bei Kindern erreicht man viel durch Alternativ-Angebote, die die Laune heben und das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Familie stärken.

Kreativität reduziert Selbstzweifel!

Zweifeln gehört für die meisten zum täglichen Leben. Ständig müssen Entscheidungen getroffen werden, statistisch gesehen vom Aufstehen bis zum Schlafengehen zwischen 20.000 und 30.000 Mal. Über die allermeisten macht man sich keine bis wenig Gedanken. Dabei kann so manche falsche Entscheidung wie z. B. die Kleiderwahl einen den ganzen Tag verfolgen und eine unpassende Bemerkung gegenüber der neuen Kollegin unter Umständen auch länger. Wenn es gut läuft, hilft eine Entschuldigung sie annähernd ungeschehen zu machen. Aber dann gibt es da auch solche, die uns ein Leben lang begleiten, die die Persönlichkeit prägen und unseren Werdegang bestimmen.

Malen, schreiben, Musik machen
Die großen Lebensentscheidungen zu korrigieren ist schon mit einigem Aufwand verbunden und auch nicht immer unbedingt nötig. Stille Selbstzweifel oder den nervenden inneren Kritiker loswerden, ist auch durch kleine Schritte oder ein neues kreatives Hobby möglich. Mit Farbe und Pinsel, einem Musikinstrument oder auch schlicht Stift und Notizbuch kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen. Nicht das Richtige dabei? Dann helfen auch Improvisieren oder neue Lösungsansätze finden um aus den üblichen Gedankenmustern auszuscheren, die regelmäßig zur Selbstbewertung und Selbstzensur führen.

Kreativität schafft neue Spielräume
Hirnforscher haben herausgefunden, dass die Hirnareale die für das ewige Zweifeln verantwortlich sind, während kreativer Abläufe gebremst werden. Ergo: kreativ kann man nur dann sein, wenn man nicht durch Angst vor Fehlern oder Selbstzweifeln behindert wird. Gleichzeitig fühlt man sich im kreativen Schaffungsprozess glücklicher, denn Glück und Kreativität verstärken sich gegenseitig und halten die Zweifel in Schach. Und je flexibler man im Denken ist, desto kreativer wird man, scheitert nicht gleich an jedem kleinen Problem, sondern ist sich sicher, dass mit einem Perspektivwechsel, der oft auch durch Kreativität gesteuert wird, schon alles gut wird. Kreative Lösungsansätze brauchen gedanklichen Spielraum, festgefahrene Strukturen beschränken uns.

Im Flow Stress reduzieren
Gleichzeitig gibt uns eine kreative Schaffensphase die Möglichkeit unbewusst vorhandene Ängste und Zweifel zu verarbeiten. Bekannt ist auch der glückliche Zustand des „Flow“, in dem man völlig aufgeht, hochkonzentriert und gleichzeitig glücklich und entspannt ist. Stress hat hier keinen Platz und so wirken sich kreative Pausen auch auf Gesundheit, Resilienz und Wohlbefinden aus. Also eine mehrfache Win-Win-Situation. Wie bringt man kreative Pausen aber im Alltag unter? Feste Zeiten erleichtern die Umsetzung und gemeinsam mit anderen können sie noch effektiver sein. Wer sich zuhause nicht so richtig traut und Anregungen braucht, sollte nach Mal- und DIY-Kursen oder Schreibseminaren Ausschau halten.

 

Wie umgehen mit Toxic Positivity?

Toxische Beziehungen, toxische Männlichkeit und nun auch noch toxische Positivity? Klingt wie ein Oxymoron, aus einer Gedichtinterpretation. Zu Deutsch: Gegensatzpaar. Offenbar kann in Zeiten von Body Positivity und „Positive Vibes only“ zu viel Positivität einfach zu viel sein. Aus allem immer das Beste zu machen, egal wie mies die Situation ist, kann ganz schön anstrengend werden – nicht nur für sich selbst sondern auch für das Umfeld. Vorausgesetzt das soziale Umfeld ist nicht mitschuldig. Sprüche wie: „Jede Krise birgt eine Chance“ oder „Was einen nicht umbringt, härtet ab“ sind typisch, um Betroffenen das persönliche Leid klein zu reden oder ganz abzusprechen.

Sprüche statt Empathie
„Ist doch alles halb so schlimm und mach kein Drama draus“ ist das, was anstelle des erhofften Mitgefühls rüberkommt. Sicher, in (fast) jeder Krise steckt auch eine Chance, aber nur wenn man sie als solche annimmt und nicht bagatellisiert. Berechtigte negative Gefühle einfach zu verdrängen ist keine Lösung, im Gegenteil. Wegschieben, Tür zumachen heißt lediglich, dass sie irgendwann wieder auftauchen und dann meist massiver als vorher. Wer hilfesuchend mit Lebensweisheiten à la „wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade draus“, abgespeist wird, fühlt sich meist allein gelassen und nicht empathisch aufgefangen.

Probleme abwimmeln
Toxische Positivität bedeutet in letzter Konsequenz, dass jeder für sein Glück, aber auch Unglück selbst verantwortlich ist. Mit der richtigen positiven Denkweise und dem Glauben daran wird jedes Hindernis überwunden. Es fehlt nur die richtige Einstellung zu den Problemen und dem Leben als solchem und wer das, egal, wie es ihm geht, nicht hinkriegt, hat letztlich versagt. Somit schafft krampfhafte Positivität zwischenmenschliche Distanz, wo Nähe gefragt ist, und signalisiert Kritik, wo Empathie hilfreich wäre.

Dauerlächeln belastet nur
Natürlich kann man schlechte Laune auch mal weglächeln, weil die Gesichtsmuskeln dem Gehirn Optimismus signalisieren. Aber eine echte Krise wird durchs Dauergrinsen nur verstärkt. Berufsmäßige Verdränger landen nicht selten im Burnout oder Depressionen. Trauer, Enttäuschung und Angst gehören zum Leben und sind wichtige Teile unserer emotionalen Vielfalt. Psychologen*innen nennen das Emodiversity, je vielfältiger desto besser. Und desto besser für unsere Gesundheit und ein geringeres Risiko für Entzündungen und chronische Erkrankungen, wie Studien belegen.

Positive vibes only?
Auch negative Emotionen anzunehmen, ist die notwendige Basis für psychische Gesundheit. Die Ansage „Positiv Vibes only“ dient dazu alles Negative zu negieren und sich daran festzuklammern, dass nur genügend Optimismus letztlich zu einem Happy End führen wird. Ehrlichkeit und Akzeptanz uns selbst und anderen gegenüber bedeutet ein gesundes Maß an Optimismus. Wer offen und ehrlich mit sich selbst umgeht, erscheint auch nach außen authentisch. Entsprechend treten einem mehr Menschen mit einem offenen Ohr und weniger Sprücheklopfer entgegen. Am besten mal überprüfen, welche Alltagsweisheiten man selbst öfter benutzt.