Digitale Schlaftracker – Fluch oder Segen?

Fast jeder kennt sie und immer mehr Menschen nutzen sie: Gesundheitstracker. Am Handgelenk messen sie unsere Schritte, zeichnen Vitalwerte auf und geben jeden Morgen Auskunft über unseren Schlaf. Nicht allein über die Dauer, sondern angeblich auch über Qualität und Schlafphasen. Ausreichend Schlaf ist essenziell für unsere Gesundheit. Doch jeder Dritte hat offenbar Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen. Gesundheits-Gadgets überwachen und sollen den Schlaf optimieren. Aber was bringt es, wenn der Tracker uns täglich darüber informiert, dass die Tiefschlafphasen wieder zu kurz oder man zu häufig wach war? Inzwischen spricht man schon von einer Kontrollhysterie, die den Schlaf nicht verbessert, sondern zu zusätzlichem Stress führt. Auf TikTok wurde dazu der Begriff Sleepmaxxer kreiert. Die maximale Optimierung soll einen besseren Schlaf erzwingen. Oft ist aber genau das Gegenteil der Fall. Therapeuten und Schlafmediziner warnen inzwischen vor diesem Trend.

Ersetzen kein Schlaflabor
Statt den Schlaf zu verbessern, erhöhen digitale Gadgets eher den Leistungsdruck und verunsichern Nutzer/innen, selbst dann, wenn man morgens frisch und ausgeruht aufwacht. Fachleute bemängeln häufig auch die Ungenauigkeit der Messergebnisse. Sind diese überhaupt vergleichbar mit einer Nacht im Schlaflabor? Schlaftracker können durch Bewegungssensoren meist nur erkennen, ob man ruhig im Bett liegt, aber nicht immer wie tief man schläft und sie können selten zwischen Schlaf- und Traumphasen unterscheiden. Keinesfalls ersetzen sie eine umfängliche Polysomnografie. Bei massiven Schlafproblemen ist man im Schlaflabor in jedem Fall besser aufgehoben. Und wer eigentlich problemlos ein- und durchschläft, kann durch einen Schlaftracker unnötig verunsichert werden.

Guter Schlaf ist individuell
Die Schlafforschung ist in Problemfällen darum bemüht die Frustration angesichts einer schlechten Schlafqualität zu reduzieren. Schlaftracker tun jedoch das Gegenteil, statt zu entspannen erhöhen sie den Druck. Gerade bei Menschen, die ohnehin zum Perfektionismus oder Kontrollzwang neigen. Schlaftracker fördern die Verallgemeinerung der Schlafqualität indem sie alle Nutzer über denselben Kamm scheren. Dabei ist Schlaf eine sehr individuelle Angelegenheit. Ein gesunder Schlaf ist nicht für jede Person identisch – weder was die übliche Dauer angeht, noch hinsichtlich der Schlafphasen. Für alle gleichermaßen wichtig ist aber möglichst entspannt in den Schlaf zu kommen.

Aktuelle Lage von Medizinischem Cannabis!

Am 1. April 2024 wurde mit der Teillegalisierung des Cannabis auch die medizinische Variante einfacher verfügbar. Die Rezeptpflicht, die seit 2017 bestand, blieb zwar erhalten, aber Medizinisches Cannabis fällt seither nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz. Somit gibt es keine Dokumentationspflichten sowie die Notwendigkeit speziell zugelassener Fachärzten/innen mehr. Ein normales E-Rezept genügt, um die verordnete Dosis von der für Cannabis zugelassenen Apotheke, zu der auch die Bären-Apotheke seit langem gehört, zu beziehen. Dies vereinfachte Handling haben sich Internetplattformen zu Nutze gemacht, über die Medizinal-Cannabis inzwischen per Rezept bestellbar ist. Seit der Teillegalisierung sind bereits Rückenschmerzen oder Schlafstörungen als Indikation ausreichend um an ein Cannabis-Rezept zu kommen. Typische Beschwerden für eine Cannabis-Schmerztherapie sind und waren Multiple Sklerose, Nervenschmerzen, Chemotherapien, chronische Schmerzen, Epilepsie sowie Arthritis.

Vereinfachte Verschreibung
Insgesamt wurde die Versorgung der Pateinten/innen, die schon vorher Medizinisches Cannabis bezogen, verbessert und der Kreis derer, die nun berechtigt sind und sich kein Cannabis mehr auf dem Schwarzmarkt besorgen müssen, wurde somit vergrößert. Solange ein persönliches Gespräch mit dem rezeptausstellenden Arzt nicht zwingend nötig und eine einfache Online-Verschreibung möglich ist, kann ein eventueller Missbrauch aber nur schwer nachgewiesen werden. Grundsätzlich ist Medizinal-Cannabis nach wie vor nicht für Konsumzwecke bestimmt. Ob es mit der neuen schwarz-roten Bundesregierung gesetzliche Änderungen und neue Regulierungen geben wird, die möglichen Missbrauch künftig eindämmen, bleibt abzuwarten.

Grauzone statt Schwarzmarkt
Der Schwarzmarkt wurde zwar erfolgreich zurückgedrängt, aber eine scheinbar legale Grauzone konnte sich gleichzeitig im Internet etablieren. Dies kann man auch an den Import-Mengen erkennen, die sich seit April 2024 vervierfacht haben. Auf Social-Media-Kanälen findet man inzwischen sogar Werbung für Cannabis-Rezepte. Einzelne Apotheker-Kammern gehen bereits dagegen vor, ebenso wie gegen die vereinfachte Online-Bestellpraxis. Derzeit wird auch eifrig an neuen Cannabisprodukten geforscht, wie einem Schmerzmittel oder auch Lutschpastillen, um das noch immer fragwürdige Image und entsprechende Schattendasein der wirksamen Medizinalpflanze zu beenden.

 

Risiken von Opioiden wie Tramadol

Nicht nur bei langjährigen Schmerzpatienten/innen, auch nach OPs oder Unfällen ist Tramadol ein häufig verabreichtes Mittel. Es gehört wie Tilidin als synthetisches Opioid zu den meist verschriebenen Schmerzmitteln. Anders als viele andere Opioide unterliegt es nicht dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und kann ohne Auflagen an Schmerzpatienten/innen abgegeben werden. 2011 wurde der Antrag, Tramadol einer Betäubungsmittelpflicht zu unterstellen vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) abgelehnt, obwohl Hinweise auf ein erhöhtes Sucht- und Missbrauchsrisiko sich häuften und Länder wie die USA, Australien, GB und Frankreich längst eine solche Korrektur vorgenommen hatten. Aufgrund dieser Situation ist der Anteil des missbräuchlichen Konsums in den letzten Jahren hierzulande massiv gestiegen. Neben einer Zunahme an Abhängigen gibt es auch Einzelfälle mit Todesfolge. Beides geht oft auf fehlende Infos zu möglichen Risiken zurück.

Rasante Abhängigkeit
In den USA kämpft man seit vielen Jahren gegen eine regelrechte Opioid-Epidemie unter Drogenabhängigen. Dabei liegt die Gefahr auch für Schmerzpatienten/innen in dem Risiko sich unbeabsichtigt abhängig zu machen. Tramadol verringert sehr schnell die Schmerzwahrnehmung und baut gleichzeitig durch die Ausschüttung von Glückshormonen Betroffene psychisch wieder auf. Gerade bei Menschen, die längere Zeit von starken Schmerzen geplagt sind, ist dies ein wichtiger Nebeneffekt. Anders als bei stärkeren Opioiden werden die Nebenwirkungen selbst bei einer längerfristigen Therapie mit Tramadol offiziell als gering eingestuft. Aktuelle Beobachtungen einer britischen Studie sowie des Projektes „World of Pain“, einem Verbund internationaler Investigativjournalisten, weisen aber auf eine notwendige Sensibilisierung bei Patienten und Angehörigen hin.

Gefährliche Wechselwirkungen
Schmerztherapeuten raten bei der Gabe von Tramadol die Therapie von vorn herein zeitlich zu begrenzen und so schnell wie möglich auf schwächere Mittel umzusteigen. Vielen Betroffenen ist das Abhängigkeits-Risiko gar nicht bewusst, auch nicht die mögliche tödliche Gefahr von Überdosierungen oder Wechselwirkungen mit z. B. Beruhigungsmitteln oder Antidepressiva. Patienten/innen sollten deshalb die behandelnden Ärzte/innen über Medikamente informieren, die zusätzlich eingenommen werden. Im schlimmsten Fall kann es sonst zu Atemnot oder abfallendem Blutdruck bis zum Koma kommen.

Stationärer Tramadol-Entzug
Im Beipackzettel wird bzgl. der Dauer einer Behandlung auf den/die behandelnde/n Arzt/Ärztin verwiesen. Eine risikolose Anwendungsdauer will man hier offenbar nicht vorgeben. Inzwischen wurden vom Pharmahersteller weitere Warnhinweise u. A. hinsichtlich der Wechselwirkungen mit Antidepressiva und Beruhigungsmitteln als auch zum Abhängigkeitspotenzial gefordert. Wie gefährlich eine längere Therapie mit Tramadol sein kann, sieht man auch an dem langwierigen stationären Entzug im Falle einer Tramadol-Abhängigkeit. Trotz der bestehenden Risiken wird vom BfArM die Einstufung als Betäubungsmittel weiterhin abgelehnt. Patientenschutz steht hier im Widerspruch zur Versorgungsproblematik. Wirksame, sichere und bezahlbare Arzneimittel müssen laut BfArM erhalten bleiben, trotz des Abhängigkeitsrisikos. Als BtM wäre Tramadol nur noch einer kleineren Patientengruppe zugängig.

Fragwürdiger Gesundheitstrend Cortisol-Detox!

Mal wieder gilt es einen Trend, der derzeit im Internet und vor allem bei zahlreichen Influencern kursiert, genauer zu hinterfragen. Eines der aktuell wohl meist gegoogelten Stichworte heißt Cortisol-Detox bzw. Cortisol-Entgiftung. Wer sich ein wenig mit unseren Hormonen auskennt, wird hier bereits stutzig, denn schließlich wird Cortisol vom Körper selbst produziert und entsprechend benötigt. Neben dem Adrenalin und Noradrenalin entsteht es vor allem in stressigen Situationen, wenn der Körper sich quasi auf einen möglichen Angriff oder die Flucht vorbereitet – wie schon unsere steinzeitlichen Vorfahren beim täglichen Kampf ums Überleben.

Dauerstress fördert Cortisol
Wie so oft macht auch hier die Menge das Gift. Wer sich ständig überfordert oder einer lauten und hektischen Umgebung ausgesetzt ist, eventuell auch dann arbeiten muss, wenn der Biorhythmus Schlaf fordert, ist oft mit einer zu hohen Menge an Stresshormonen belastet. Wird dies zum Dauerzustand, gestaltet sich der nötige Abbau oftmals schwierig. Typische Nebenwirkungen von Dauerstress sind Schlafstörungen, Stoffwechsel- und Verdauungsprobleme sowie angespannte Nerven.

Wichtige Rolle beim Stoffwechsel
Ein permanent erhöhter Stresslevel mit dem entsprechenden Hormonpegel kann also zu diversen Beschwerden führen, die man auch zum Stichwort Cortisol-Detox findet, nämlich Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Gewichtszunahme. Dagegen mit Entspannungstraining, regelmäßiger Bewegung und einer besseren Schlafhygiene vorzugehen ist sinnvoll und ratsam. Deshalb aber einen Mangel an Cortisol zu riskieren wäre nicht erstrebenswert und sogar lebensgefährlich. Das Hormon hat eine Vielzahl von Aufgaben, vor allem beim Stoffwechsel. Es liefert uns Energie und hilft eigentlich bei der Stressbewältigung. Ohne Cortisol geht es nicht, deshalb suggeriert der neue Trend ein Ziel, das nicht erstrebenswert wäre. Ein dauerhafter Cortisolmangel würde eine Hormonersatztherapie nötig machen. Wird dagegen ständig zu viel Cortisol produziert liegt ein Cushing-Syndrom vor, das ebenfalls dauerhaft behandelt werden muss.

Cortisol-Pegel kann schwanken
Wann es für den Einzelnen zu viel Cortisol ist, ist individuell sehr verschieden. Allein die natürlichen Schwankungen im Tagesverlauf sind bei einer Messung zu beachten und die Hormonwerte entsprechend von einem/r Endokrinologen/in medizinisch zu beurteilen. Das sogenannte Mondgesicht-Phänomen, das im Kontext einer Kortisol-Entgiftung öfter im Internet auftaucht, trifft man vor allem beim Cushing-Syndrom an, das einen ständigen Überschuss von Kortisol im Körper hervorruft. Es wird durch eine Fehlfunktion der Nebenniere oder der Hypophyse verursacht. Beide sind für die Steuerung des Kortisol-Pegels zuständig. Betroffene leiden dann unter einer Fettsucht, die zu einem Mondgesicht führen kann. Alle notwendigen Messungen, Beurteilungen und Betreuungen rund um den individuellen Cortisolpegel gehören deshalb in die Hand von Fachleuten.

Berufliche Fortbildung in der Bären-Apotheke

Der Wunsch nach Weiterbildung und Spezialisierung wird in der Bären-Apotheke gern gesehen und entsprechend gefördert, auch wenn es angesichts der Personalauslastung nicht immer ganz einfach zu stemmen ist. Nur wenige Fortbildungen sind allein durch Online-Kurse realisierbar. Meist braucht es zumindest zeitweise die Teilnahme an Präsenz-Seminaren, wie z. B. bei der Weiterbildung zur Dermokosmetikerin. Eine Mitarbeiterin steht kurz vor dem Abschluss zur „Beauty Therapist“ für Apotheken, ebenso wie eine Mitarbeiterin mit ihrer Fortbildung zur „Geriatrischen Pharmazie“, die fast beendet ist. Gerade solch spezielle pharmazeutische Bereiche wie auch die onkologische Pharmazie, aber auch die Homöopathie und Naturheilkunde, die Ernährungsberatung oder die Fortbildung zum/zur Fachberater/in Pädiatrie werden genutzt und nehmen neben der Arbeit in der Apotheke regelmäßig Zeit in Anspruch. Jede Fortbildung ist für das Team eine Bereicherung und stärkt die Beratungskompetenz.

Zahlreiche Pflicht-Fortbildungen
Aber daneben gibt es hierzulande noch eine ganze Reihe verpflichtender Fortbildungen. Vor allem im Bereich des Kundenkontaktes sind regelmäßig eine Reihe von Zertifikaten in Online-Schulungen nachzuweisen. Viele Pflichtschulungen müssen einmal jährlich absolviert werden, wie z. B. zur Ersten Hilfe, zum Brandschutz und zum Arbeitsschutz. Daneben nimmt auch der IT-Bereich immer mehr Raum ein, wie der Datenschutz und die Internet Security. In Apotheken unterliegt zusätzlich der Umgang mit Gefahrenstoffen und biologischen Arbeitsstoffen sowie die Hygiene einer regelmäßigen Kontrolle. Die Apotheken-Betriebsordnung legt aber auch die Zertifizierung in den Bereichen der Medikamenten-Herstellung sowie das Verblistern genau fest.

Jährliches Seminar für alle Mitarbeiter/innen
Nicht zu vergessen das allgemeine Qualitätsmanagement (QMS), das immer neu bestätigt werden muss. Daneben veranstaltet die Bären-Apotheke einmal jährlich ein Seminar für alle Mitarbeiter*innen, bei dem es um neue gesetzliche Abrechnungsvorgaben, Hilfsmittel, Rezeptarten und die unterschiedlichen Kostenträger geht. Auch neuen Mitarbeiter*innen und Quereinsteigern wird in diesem Rahmen ein Überblick über die wichtigsten Themen gegeben. Aufgrund der vielen Veränderungen der letzten Jahre wie z. B. dem E-Rezept und der Elektronischen Patienten-Akte gibt es hier viel zu besprechen. Am Abend findet danach immer ein gemeinsames Essen aller (aktuell 106) Mitarbeiter*innen der drei Bären-Apotheken statt.

Rolle der Apotheken bei seltenen Erkrankungen

Jährlich wird Ende Februar am Tag der seltenen Erkrankungen daran erinnert, die rund 4 Millionen Betroffenen allein in Deutschland nicht aus dem Blick zu verlieren. Wer zu dieser Gruppe gehört, hat in der Medizin, bei den Ärzten/innen und meist auch den Krankenkassen mit vielen Hindernissen zu kämpfen. Vor allem wegen fehlender Medikamente sind sie meist auf Therapien angewiesen, die im Rahmen eines „Off-Label-Use“ auf Wirkstoffe zurückgreifen, die eigentlich für andere Erkrankungen vorgesehen und abseits der eigentlichen Zielgruppe entsprechend (wenig) erforscht sind. Darüber hinaus werden häufig passgenaue Rezepturen eingesetzt, die individuell für den/die Patienten/in hergestellt werden.

Individuell hergestellte Medikamente
Ohne erfahrene Apotheken mit einem eigenen Labor und geschulten Mitarbeitern/innen wären solche handgemachten Individual-Therapien nur schwer möglich. Kapseln, Salben, Tropfen und Infusionen werden dafür exakt nach ärztlichen Vorgaben hergestellt und dabei unterschiedliche Wirkstoffe kombiniert. Apotheken wie wir sorgen nicht nur für deren Herstellung, sondern beraten Betroffene und Angehörige bei der komplizierten Medikation. Als seltene Erkrankung gilt übrigens schon, wenn weniger als eine Person pro 2.000 Einwohner hiervon betroffen ist. Bei diesem zahlenmäßig geringen Aufkommen rentiert sich die Herstellung standardisierter Medikamente für Pharmazeutische Industrieunternehmen meist nicht. Auch deshalb ist es nötig, dass sich die Politik mehr als bisher für den flächendeckenden Erhalt der wohnortnahen Apotheken einsetzt.

Droht ein Ende des Insulins für Diabetiker?

Viele Typ-1-Diabetiker werden in den letzten Monaten beunruhigt auf aktuelle Meldungen reagiert haben. Nach wiederholten Lieferengpässen haben zwei große Hersteller nun bis 2027 einen Rückzug aus der Produktion von Humaninsulinen angekündigt. Die Herstellung lohne sich nicht mehr. Ganz im Gegensatz zu den Abnehmspritzen, die zwar nur Diabetikern und manchen Adipositaspatienten verschrieben werden, aber gegen Bares auch über das Internet zu bekommen sind. Schon seit einiger Zeit wird zum Spritzen des Insulins meist ein Insulinpen und nicht mehr die Spritze genutzt. Nach Sanofi 2023 hat inzwischen auch Novo Nordisk den Rückzug aus der Insulinproduktion angekündigt. Damit bliebe noch Lilly übrig, die somit marktbestimmend wären und die künftige Preisentwicklung allein festlegen.

Rund 240.000 Personen betroffen
Noch etwa 10 Prozent der aktuell mit Insulin behandelten Patienten/innen sind von Humaninsulin abhängig und sollten sich über eine mögliche oder notwendige Umstellung informieren. Laut DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft) beträfe das Ende des Humaninsulins damit rund 240.000 Menschen. Es ist sinnvoll eine veränderte Medikation im Einzelfall frühzeitig einzuleiten. Der Umstieg auf Insulinanaloga benötigt eine längere Phase, die von Diabetologen/innen begleitet werden sollte. Dies betrifft die Dosierungen ebenso wie die praktische Handhabung.

Staatliche Intervention kaum möglich
Derzeit werden Stimmen laut, die Politik müsse dafür sorgen, dass weiterhin Humaninsulin zur Verfügung stünde, schließlich steht es auf der WHO-Liste der notwendigen Medikamente. Es ist aber fraglich, ob ein solche staatliche Intervention sinnvoll und zeitgemäß ist und ob man hiermit erfolgreich sein kann. Patienten sollten sich darauf keinesfalls verlassen und rechtzeitig ihre behandelnden Ärzte/innen, Diabetologen/innen oder uns im Rahmen einer Medikationsberatung ansprechen.

Neue Therapieansätze
Dabei hatte es Mitte letzten Jahres eine Reihe von positiven Meldungen mit neuen Therapieansätzen gegeben, die mittelfristig die regelmäßige Insulinspritze auch bei Typ-1-Diabetes überflüssig machen könnten. Krebsmedikamente wurden erfolgreich darauf getestet die Regeneration insulinproduzierender Zeller positiv zu beeinflussen. Genetisch bedingter Typ-1-Diabetes würde hiermit ohne die lebensnotwendige Insulininjektion auskommen. Die Forschung ist aber hierzu noch nicht abgeschlossen. Auch in der Stammzellforschung wartet man seit Längerem auf einen Durchbruch um mittels Zellerneuerung Diabetes zu korrigieren.

Vitamin-C-Serum – für jeden geeignet?

Hochkonzentrierte Seren gehören inzwischen für viele zur Basishautpflege – von Hyaluron, über Retinol bis zu Fruchtsäuren. Die meisten gelten als Anti-Aging-Booster und Wundermittel gegen viele Hautprobleme. Vitamin-C wird dabei als klassischer Tausendsassa egal in welchem Alter eingestuft. Es führte 2023 mit Abstand die Google-Hitliste der meist gesuchten Skincare-Wirkstoffe an. Seine Vorteile: es klärt und erfrischt die Haut, macht den Teint rosig, regt die Hauterneuerung an und hellt störende Pigmentflecke oder Narben auf. Gleichzeitig fördert es die Kollagenbildung, was Falten reduziert und freie Radikale unschädlich macht. Somit werden nebenbei auch Entzündungen reduziert. Bei jüngerer unreiner Haut können Vitamin-C-Seren also ebenfalls  helfen. Theoretisch beheben Vitamin-C-Seren somit zahlreiche Hautprobleme. Woher kommen dann immer öfter Berichte über Hautirritationen wie Rötungen und Schwellungen?

Erstverschlimmerung oder Unverträglichkeit?
Grundsätzlich muss man zwischen einer Erstverschlimmerung – Hautspezialisten sprechen dann vom Skin-Purgíng, und einer echten Unverträglichkeit unterscheiden. Bei Akne und entzündeten Unreinheiten kommt es gerade durch die Behandlung mit Vitamin-C-Seren und einer beschleunigten Zellerneuerung oftmals anfangs zu einer Zunahme der Pickel. Bis die Haut sich sichtbar zu regenerieren beginnt und Unreinheiten zurückgehen, können Wochen vergehen. Rötungen und Hautirritationen, die sich hartnäckig halten sind dagegen eher ein Zeichen für eine Unverträglichkeit und sollten ärztlich überprüft werden.

Zahlreiche Wirkstoffvarianten
Etwas komplizierter ist die Bestimmung der optimal bzw. individuell verträglichen Konzentration an Vitamin C sowie nicht zuletzt die unterschiedlichen Wirkstoffvarianten. Bei reinem Vitamin C handelt es sich um Ascorbinsäure, das in Seren oftmals als L-Ascorbinsäure auftaucht. Je nach Höhe der Konzentration ist dies für die Haut häufig zu sauer und reizt empfindliche Haut. Außerdem ist es sehr instabil und deshalb nicht lange haltbar. Wenn es sich gelb, orange oder gar braun verfärbt ist der Wirkstoff zerfallen bzw. durch Wärme, Licht oder Sauerstoff oxidiert. Das Serum kann dann zu Hautreizungen führen und sollte nicht mehr verwendet werden. Vitamin-C-Seren deshalb immer gut verschließen und am besten kühl und dunkel aufbewahren.

Langsam herantasten
In der Hautpflege kommt Vitamin C häufig als Ascorbyl Glucosid zum Einsatz, das erst in der Haut zum Vitamin umgewandelt wird. Viele Seren enthalten sehr unterschiedliche Konzentrationen des Wirkstoffes von 5 bis zu 30 Prozent. Unabhängig vom Preis von nur wenigen Euros bis zu teuren Produkten für über Hundert Euro, findet man eine große Bandbreite an Wirkstoffkonzentrationen. Empfohlen wird eine Konzentration zwischen 10 und 20 Prozent, die selten Probleme verursacht. Mehr als 25 Prozent sind nicht empfehlenswert. Anfangs immer wieder einige Tage Pause machen bis sich die Haut an das Serum gewöhnt hat und es langfristig abends oder morgens in die Pflegeroutine einbinden.

Vorsicht bei Säure-Kombinationen
Achten sollte man auf eine Kombination mit weiteren säurehaltigen Wirkstoffen. Zusätzliche Fruchtsäuren gilt es besser zu meiden (z. B. in Peelings), aber auch bei Milch- und Salicylsäure sowie Retinol (Vitamin A) ist Vorsicht geboten. Bestimmten Hauttypen wie bei Rosazea und sensibler Haut mit gestörter Hautschutzbarriere raten Dermatologen*innen aufgrund der Gefahr für Reizungen häufig von Vitamin-C-Seren ab. Zumindest sollte man hier vorsichtig vorgehen oder sich besser für eine Vitamin-C-Creme entscheiden, die i. d. R. eine geringere Wirkstoffkonzentration aufweist. Und wer unsicher ist, kann sich natürlich immer Rat bei Petra Klein holen.

Kritischer Eisenmangel bei Frauen

Häufig werden Eisenmangel oder auch eine schwere Eisenmangel-Anämie bei Frauen rein zufällig entdeckt. Dabei sollte die Bestimmung des Ferritinwertes bei ihnen standardmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen gehören. Eisen ist als wichtiges Spurenelement für die roten Blutkörperchen, den Blutfarbstoff sowie wichtige entzündungshemmende Abwehrkräfte notwendig. Besonders in zwei Lebensphasen tauchen zu niedrige Eisenwerte auf: in der Pubertät und vor der Menopause, jeweils aufgrund hormoneller Veränderungen und oftmals starken Monatsblutungen. Erste Anzeichen für einen Eisenmangel sind Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, häufige Kopfschmerzen und Schwindel. Aber auch brüchiges Haar, trockene blasse Haut, Aphten an der Mundschleimhaut und eingerissene Mundwinkel können Kennzeichen sein.

Risiko Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit gehört eine Kontrolle des Eisenstatus dagegen zu den Standarduntersuchungen, da der Eisenbedarf in dieser Phase erheblich ansteigt. Eine aktuelle Studie von 2024 hat allerdings gezeigt, dass bei 80 Prozent der untersuchten Frauen zum Ende der Schwangerschaft trotzdem ein Mangel vorlag. Auch bei Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsphase sowie bei Sportlerinnen sollte der Ferretinwert regelmäßig kontrolliert werden.

Vor und nach der Menopause
Besonders kritisch wirken sich die Wechseljahre durch die Verbindung zum schwankenden Östrogenspiegel aus. Im Zeitraum davor liegt meist eine Östrogendominanz vor, die für eine stärkere Gebärmutterschleimhaut und damit auch für stärkere Monatsblutungen sorgt. Nimmt der Östrogenspiegel mit dem Ende der Menopause dagegen ab, kann es trotz der fehlenden Blutungen zu einem Eisenmangel kommen, da das Östrogen auch für die Verstoffwechselung des Eisens zuständig ist. Es kann also ein Mangel entstehen, weil der Körper nicht ausreichend Eisen aufnehmen kann. Grundsätzlich hilft Vitamin C hierbei. Ein Eisenpräparat sollte man deshalb am besten mit einem Glas Orangensaft einnehmen und mit mindestens einer Stunde Abstand zu den Mahlzeiten.

Eisenmangel-Anämie vorbeugen
Liegt bereits eine Eisenmangel-Anämie vor, kommt man um die Einnahme von Eisenpräparaten nicht herum. Will man frühzeitig die Ernährung auf eisenreiche Kost umstellen, sollten regelmäßig Vollkornprodukte, Haferflocken und grünes Gemüse wie Spinat, Mangold, Lauch und Erbsen vorkommen. Auch Kichererbsen, Linsen, Schwarzwurzeln, weiße Bohnen und Spargel sind reich an Eisen, ähnlich wie Sesam, Cashewkerne, Erdbeeren, Himbeeren und schwarze Johannisbeeren. Leber, Blutwurst, Geflügel, Meeresfrüchte und Eier sind ebenfalls sehr eisenhaltig, aber kaum täglich auf dem Speiseplan zu finden und im Übermaß nicht empfehlenswert. Da gerade Fleischprodukte den größten Eisenanteil aufweisen, findet man bei Veganern häufiger einen Eisenmangel.

Neue Definition der Adipositas

Weltweit steigt die Zahl der Menschen mit Adipositas bzw. Fettleibigkeit. Auch hierzulande ist statistisch über die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig und ein Viertel ist adipös, bei weiter steigender Tendenz. Dabei geht es nicht nur um ein paar Kilos zu viel, sondern um ein erhebliches Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen, Krebs, Arthrose sowie Depressionen. Oftmals liegt bei der ersten Adipositas-Diagnose schon eine weitere Erkrankung vor. Entscheidend ist insbesondere der Fettanteil, der allein durch den Body-Mass-Index (BMI), der bisher eine Adipositas definiert, nicht ausreichend abgeleitet werden kann. Dieser errechnet sich ausschließlich durch Größe und Gewicht. Übergewichtige, die nach der alten Berechnung als nicht adipös eingestuft werden, aber einen erheblichen Anteil gefährliches Bauchfett aufweisen, fallen durch einen noch gerade akzeptablen BMI durchs Raster. Insgesamt sind Mediziner/innen sich einig, dass eine genauere Spezifizierung der Adipositas nötig ist, um sie rechtzeitig und erfolgreich behandeln zu können

Taille-Hüft-Verhältnis entscheidend
Eine internationale Expertenkommission aus Hormonspezialisten/innen hat hierfür neue Ansätze vorgelegt. Dadurch würde die Diagnose Adipositas als komplexe Erkrankung mit langfristig schweren gesundheitlichen Folgen eingestuft, die anders behandelbar wäre. Neben der individuellen Therapie, soll so auch die Prävention und Früherkennung – vor allem bei Kindern, gestärkt werden. Bisher galt für Adipositas als Leitlinie ein BMI ab 30 kg/m², wobei nicht zwischen Fett- und Muskelmasse unterschieden wurde und auch weitere gesundheitliche Probleme außen vor blieben. Die Kommission schlägt nun vor, diesen Wert durch eine Messung des Taillenumfangs bzw. das Taille-Hüft-Verhältnis zu ergänzen. Die neue Klassifikation würde außerdem unabhängig von Geschlecht und Alter funktionieren. Der Kommission war es vor allem wichtig Adipositas als systemische chronische Krankheit anzuerkennen, mit allen Konsequenzen für Organe, Kreislauf und Stoffwechsel.

Schon bei Kindern diagnostizieren
Wird hier frühzeitig bereits in jungen Jahren gegengesteuert, können Herzprobleme und Gelenkschäden sowie spätere aufwändige Operationen vermieden und so Kosten gesenkt werden. Auch die Abnehmspritze, die von Betroffenen hierzulande häufig selbst bezahlt werden muss, könnte dann wie in anderen Ländern auch, von den Krankenkassen übernommen werden. Grundsätzlich sollte eine frühe Diagnose aber auf eine angepasste Ernährung und eine Änderung des Lebensstils abzielen. Noch müssen die neuen Leitlinien aber von den Gesundheitssystemen der einzelnen Länder übernommen werden. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft hat diese bereits begrüßt.