Rückblick auf unseren Apotheken-Streiktag

Nach dem Norden und dem Westen war am 22.11.23 der Süden mit Bayern und Baden-Württemberg an der Reihe den bundesweiten Apotheken-Protest weiterzuführen. Am Mittag erwartete man in Stuttgart Tausende Apotheken-Beschäftigte auf dem Schlossplatz zur Abschlusskundgebung. Auch wir waren mit einer Gruppe von Mitarbeiter*innen der drei streikenden Bären-Apotheken vertreten. Im gesamten November wurde der Mittwoch von den Apotheken-Verbänden zum Streiktag ausgerufen. Die Teilnahme war von Region zu Region sehr unterschiedlich. Im Raum Tübingen, Herrenberg und Rottenburg haben sich allerdings die Mehrzahl der Apotheken beteiligt. Derzeit scheint dies die einzige Möglichkeit zu sein, sich in Berlin bei den zuständigen Ministerien Gehör zu verschaffen. Die Apotheken streiken nicht allein wegen der einbrechenden Umsätze und der seit 20 Jahren stagnierenden Honorare, sondern vor allem für die Versorgungssicherheit der Bürger*innen.

Kaum noch Nachfolger für Landapotheken
Lieferengpässe und sinkende Apothekenzahlen führen dazu, dass die wohnortnahe Versorgung außerhalb der urbanen Zentren und dicht besiedelten Regionen kaum noch möglich ist. Wer weite Strecken bis zur nächsten Apotheke zurücklegen muss, ist in der Regel aufs Auto oder Nachbarschaftshilfe angewiesen. Die aktuellen Vorschläge des Bundesgesundheitsministers lassen aber erahnen, dass man dies nicht wirklich als Problem ansieht. Der Trend weg vom Land wird durch die Pläne von ländlichen Light-Apotheken ohne Pharmazeuten, Labor und Notdienst unterstrichen und schwächt die ohnehin angeschlagene und ungleiche Versorgungslage weiter. So manche gutlaufende Landapotheke ist inzwischen unverkäuflich geworden und muss schließen, weil aufgrund der aktuellen Stimmungslage hier kein/e Nachfolger *in mehr zu finden sind.

Apotheken-Protestmonat November

Nein, auch wir wünschen uns keine erneuten Streiktage. Geht es nach der ABDA, dem bundesweiten Apothekenverband, dann soll es im November vier regional begrenzte Schließtage jeweils am Mittwoch geben. Die Apotheken in Baden-Württemberg wären dann am 22.11.23 wieder zum Streiken aufgefordert. Die hessische Apothekerkammer hatte bereits kurzfristig den 2.Oktober zum landesweiten Protesttag gemacht. Bisher liegen seitens des Gesundheitsministers keinerlei Vorschläge für die überfällige Honoraranpassung auf dem Tisch. Bleibt es bei dieser ablehnenden Haltung, ist davon auszugehen, dass bis zum Jahresende weitere rund 600 Apotheken schließen müssten. Neben der kritischen wirtschaftlichen Situation, die ein Drittel aller Apotheken betrifft, sind vor allem Apotheken gefährdet, für die es trotz langer Suche keine Leitungsnachfolger*innen gibt. Ähnlich wie die Hausärzte*innen gehen auch immer mehr Apotheken-Inhaber*innen in den kommenden Jahren in den Ruhestand.

Regionale Streiktage jeweils mittwochs
Apotheker*innen, die noch mit weit über 70 Jahren ihren Dienst machen, sind keine Seltenheit mehr. Umso dringender ist es, die Attraktivität des Berufsstandes aufzuwerten. Momentan erreichen die politischen Konzepte eher das Gegenteil. Falls wir uns erneut dem notwendigen Protesttag anschließen, werden wir unsere Kunden*innen in jedem Fall rechtzeitig informieren. Bislang sind der 8.11.23 für Apotheken in Norddeutschland sowie der 15.11.23 für den Westen als Streiktage geplant. Baden-Württemberg und Bayern wären in der Woche darauf am 22.11.23 dran. Der Abschluss-Protest wird dann am 29.11.23 mit einer Kundgebung vor der Semperoper in Dresden stattfinden. Über Art und Umfang unserer Protestaktionen erfahren Sie rechtzeitig durch Ihr Apothekenteam.

Doppelimpfung gegen Grippe und Corona?

Schon im letzten Jahr gab es seitens Virologen und der STIKO neue Empfehlungen für eine gleichzeitige Doppelimpfung gegen die Virusgrippe und Covid-19. Nur vereinzelt wurde diese aber auch genutzt. Zum Beginn der neuen Erkältung- und Grippesaison stehen viele nun wieder vor der Entscheidung, ob sie sich mit einem Impftermin beides geben lassen. Grundsätzlich betreffen die Empfehlungen für die Corona- und Grippeimpfungen eine ähnliche Risikogruppe: die über 60jährigen sowie Menschen mit einer Grunderkrankung oder Immungeschwächte. Liegt die letzte Booster Impfung gegen Covid-19 oder eine Covid-Infektion länger als 12 Monate zurück, würde dann die Auffrischungs-Impfung empfohlen. Schon im letzten Jahr wurde vermehrt daraufhin gewiesen, dass es sich bei der Coronaimpfung künftig ähnlich verhalten würde wie mit der Grippe-Impfung, also jährlich dem Virus angepasst zu erneuern wäre. Ein deshalb sinnvoller Kombinationsimpfstoff wird gerade entwickelt, ist in dieser Saison aber noch nicht verfügbar.

Stärkere Impfreaktion
Aktuelle Studien zeigen, dass mögliche Impfreaktionen einer Doppelimpfung neben der eigenen Konstitution auch vom Impfstoff selbst abhängen. Eine Doppelimpfung birgt laut Virologen kein erhöhtes Risiko, wohl aber sollte man mit einer etwas stärkeren Impfreaktion rechnen. Eine US-Studie hat ergeben, dass insbesondere bei einer Impfung mit dem Coronaimpfstoff des Herstellers Moderna bei einer Parallelimpfung gegen Grippe bei fast 70 Prozent Impfreaktionen wie Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit auftraten. Allerdings waren diese Zahlen bei einer Einzelimpfung fast genauso hoch. Fachleute sprechen bei derartigen Reaktionen aber nicht von unerwünschten Nebenwirkungen, sondern für einer positiven Immunantwort, auch wenn diese meist als unangenehm gewertet wird.

Immunantwort nicht reduziert
Eine etwaige verminderte Immunantwort ist aber generell bei einer Doppelimpfung nicht zu erwarten. Fachleute gehen bei einer starken Immunantwort eher davon aus, dass die Wirkung des Impfstoffes entsprechend hoch ist, weshalb gerade jüngere Frauen vermehrt unter Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit zu kämpfen haben. Eine aktuelle kanadische Studie belegt dies auch im Hinblick auf Grippeschutzimpfungen. Frauen sind demnach erheblich öfter von systemischen Impfreaktionen betroffen als Männer und jüngere Frau eher als ältere über 65 Jahren. Schwere Reaktionen zeigten sich bei jüngeren Frauen sogar doppelt so oft wie bei Männern.

Die Apotheke-Light ist keine Option!

Kommt nun neben den Gesundheitskiosken als Ersatz für die Hausarztpraxis auf dem Land auch noch die Lightversion der Apotheke? Ohne Apotheker*in, Notdienst und Labor? Quasi als Medikamenten-Ausgabestelle mit Beratung per Video oder Handy-App? Klingt vielleicht im ersten Moment in Regionen, wo man schon seit Jahren lange Strecken zur nächsten Apotheke zurücklegen muss, ganz verlockend. Aber die Aufweichung der Apothekenbetriebsordnung, die all dies für jede Apotheke unverzichtbar macht, wäre der erste Schritt in eine pharmazeutische Zweiklassen-Gesellschaft. In den Städten und Ballungsräumen bleibt die individuelle pharmazeutische Betreuung bestehen, während man im ländlichen Raum im besten Fall nur durch die abgespeckte Version einer Filialapotheke versucht, eine flächendeckende Versorgung mit Medikamenten aufrecht zu erhalten. An den vielen weiterhin nicht gelösten Lieferproblemen würden diese Pläne allerdings nichts ändern. Aber der Bundesgesundheitsminister sieht ja dem kommenden Winter ohnehin entspannt entgegen.

Allzweckwaffe Markt-Liberalisierung
Der Bundesgesundheitsminister hat seine Vorstellung von einem liberalisierten Apotheken-Markt just zum diesjährigen Apothekertag im September präsentiert – unter laustarkem Protest der anwesenden Apotheker*innen. Seither hat auch die genauere Analyse seines Konzeptes keine positiveren Erkenntnisse gebracht. Weder findet man hier die überfällige Erhöhung der Apothekenhonorare um den steigenden Apothekenrückgang zu stoppen, noch bekämpft es die viel zu lange bestehenden Medikamenten-Lieferengpässe. Was soll es also bewirken? In Dänemark hat eine Ausweitung von Apotheken-Filialen keinerlei Zuwachs im ländlichen Raum erreicht. Außerdem liegt diesen Planungen eine massive Fehleinschätzung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage der Apotheken zugrunde. Ob Stadt oder Land, die wirtschaftliche Situation ist durchaus vergleichbar, mit dem kleinen Unterschied, dass es Land-Apotheken noch schwerer haben Personal oder Kandidat*innen für einen Übernahme zu finden.

PTAs als Lückenbüßer
Selbst erfahrene PTAs sind laut ihrem Ausbildungsprofil nicht ausreichend für komplexe pharmazeutische Beratungsfälle gewappnet. Deshalb sieht die aktuelle Apothekenbetriebsordnung vor, dass immer ein/e approbierter Apotheker*in für Nachfragen anwesend sein muss. Alle Apotheken-Berufsverbände sehen deshalb Lauterbachs aktuelle Pläne mehr als kritisch. Das Konzept „Apotheken ohne Apotheker*innen“ quasi als Telepharmazie würde die Nachwuchssorgen bei allen Berufsgruppen wie PTAs, PKAs und Pharmazeuten noch weiter befeuern. Auch der Berufsverband der PTAs sieht sich überfahren und reagierte entsetzt, dass PTAs nach den Wünschen des Bundesgesundheitsministers vielleicht als Notnagel herhalten sollen. Und auch Pharmazie-Studierende wollen sich unter dem Motto „Zukunftsklau“ den bundesweiten Protesten anschließen. Leider wird bisher jede fachliche Kritik vom Bundesgesundheitsministerium parteiübergreifend ignoriert.

Wann Masken wieder Sinn machen

Mehrere neue Covid-19-Mutationen sind derzeit weltweit unterwegs, die seitens der WHO unter Beobachtung stehen. Vor allem Eris und Pirola breiten sich aus, letztere Variante macht den Virologen vor allem aufgrund seiner hohen Zahl an Spike-Mutationen Sorgen. Hierdurch könnte das Virus die vorhandene Immunität durch Impfungen oder vorangegangene Infektionen leichter umgehen. Welche Variante sich hierzulande in der nächsten Zeit durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Bei beiden ist man aber relativ sicher, dass sie vermutlich keine höhere Ansteckungsgefahr mitbringen. Was aber auch heißt, dass zusammen mit Erkältungen, Grippe und RS-Virus in diesem Herbst/Winter wieder sehr viele Infektionen anstehen könnten, die in einer größeren Menge problematisch wären. In NRW, wo die Sommerferien bereits Mitte August beendet waren, haben die Corona-Ansteckungen derart Fahrt aufgenommen, dass die Ärzte wieder zur Vorsicht und zum freiwilligen Tragen von Masken mahnen. Auch neue Impfstoffe stehen seit Mitte September für Impfwillige und gefährdete Menschen sowie Senioren zur Verfügung.

Eigenverantwortung ist gefragt
Spätestens wenn sich wetterbedingt unser Alltag wieder überwiegend in geschlossenen Räumen abspielt, ist es ratsam bei größeren Menschansammlungen wie im Kino und Konzerten Atemschutzmaske zu tragen – auch ohne offizielle Pflicht und zumindest, wenn man selbst Erkältungssymptome hat. Lars Schade, kommissarischer Leiter des RKI, empfiehlt derzeit besonders zum Schutz der Risikogruppen Maske zu tragen, daneben gilt die Masken-Empfehlung natürlich auch für selbst gefährdete Personen.  Pflegeheime, Krankenhäuser, Arztpraxen und Apotheken können abhängig von der allgemeinen Infektionslage über das individuelle Hausrecht eine Maskenpflicht vorsehen. Jeder sollte daran interessiert sein, eine erneute herbstliche Infektionswelle zu verhindern. Dazu zählt auch sich bei Erkältungssymptomen zu testen oder zumindest für 3 bis 5 Tage zuhause zu bleiben, damit Infektionen durch den ÖPNV, Betriebe und Schulen nicht weitergetragen werde. Derzeit gibt es noch keine Hinweise auf eine neue Coronawelle. Und wir alle hoffen, dass dies so bleibt.

Long-Covid bleibt gefährlich

Als Pandemie gehört Covid-19 der Vergangenheit an. Doch vergleichbar mit einer gewöhnlichen Grippe ist das Virus deshalb noch lange nicht. Noch immer sind Forschende auch den Ursachen von Long-Covid auf der Spur und weiterhin finden dazu „Runde Tische“ von Politik, Forschung und Mediziner*innen wie zuletzt im September statt. Mehr Geld ist nötig um herauszufinden, was das Virus mit unserem Immunsystem macht und warum so viele Genesene noch Jahre später u. a. an Konzentrationsstörungen und Gedächtnisproblemen – dem sogenannten „Brain Fog“ sowie an Gefäß- und Gerinnungsstörungen und einer geschwächten Lungenfunktion leiden. Auch das Risiko für Thrombosen und Schlaganfälle bleibt durch das Virus über Jahre erhöht. Laut WHO leiden derzeit rund 36 Mio. Menschen weltweit an Long-Covid, also jeder 30. Genesene.

Reinfektionen bleiben gefährlich
Weltweite Studien sind jetzt auf der Suche nach Biomarkern, die das Virus im Körper offenbar hinterlässt und die sich auch in langfristig erhöhten Entzündungswerten niederschlagen. Auch Auto-Antikörper, wie beim Fatigue-Syndrom wurden bei Long-Covid-Patienten entdeckt. Wie schwer jemand an Covid-19 erkrankt war, sagt dabei wenig über das mögliche Auftreten von Long-Covid aus. Und auch die Häufigkeit einer Infektion mit dem Corona-Virus heißt nicht automatisch, dass das Immunsystem dann besser gerüstet ist. Allerdings sind Reinfektionen oftmals schneller überstanden und auch milder. Für Patienten mit Vorerkrankungen oder nach einem überstandenen schweren Verlauf bedeutet dies leider keine Entwarnung. Auch bei Long-Covid-Patienten verstärken sich nach einer erneuten Infektion oftmals die Symptome. Ob dies mit einer langfristigen Immunschädigung durch Covid-19 zusammenhängt, ist noch unklar. Wie so viele Fragen rund um Covid-19.

Helfen Dringlichkeitslisten gegen Lieferengpässe?

Engpassgesetzte konnten den Mangel an Arzneimitteln bislang ebenso wenig beheben wie Dringlichkeitslisten oder runde Tische. Und da kaum weitere Instrumente zur Hand sind, greift man seit Anfang September zum bekannten Mittel, anderen den schwarzen Peter zuzuschieben. Die Apotheken, die auf die Dauermisere aufmerksam machen und dem Gesundheitsminister die Laune verderben, sollen jetzt die Verursacher sein. Würden diese nicht ständig Panik schüren, wäre doch alles gar nicht so schlimm. Schließlich stünden momentan mehr Schmerzmittel- und Antibiotikasäfte zur Verfügung als noch vor einem Jahr. Dabei wird übersehen, dass die herbstliche Erkältungswelle erst beginnt und man weitere rund 500 Medikamente ignoriert, die nur schwer zu bekommen sind. Hierzu zählen nach wie vor Blutdrucksenker und Magensafthemmer – Mittel, die für viele oft zur täglichen Medikation gehören.

Rund 1,5 Mio. Patienten täglich betroffen
Die Apotheken müssen sich also erneut auf einen anstrengenden Herbst mit der oft mühsamen Suche nach Ersatzmedikamenten einstellen oder diese zur Not wieder selbstherstellen – was aber nicht immer möglich ist. Wie ernst die Lage ist, kann man auch an der Meldung des Apothekerverbandes Nordrhein erkennen, wonach schon Anfang September täglich rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland von Engpässen bei der Medikamentenversorgung betroffen waren. Kunden*innen der Bären-Apotheke können sich auch in der anstehenden Herbst-Winter-Saison darauf verlassen, dass wir die notwendigen Medikamente besorgen werden.

Magerer 5-Punkte-Plan
Als ein gezieltes Mittel gegen Engpässe sieht Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Reduzierung der Verschreibung von Antibiotika und Fiebermitteln. Ebenso wenig beruhigend wirkt seine Warnung vor Hamsterkäufen, eher im Gegenteil. Die weiteren Maßnahmen seines 5-Punkte-Plans gegen akute Lieferengpässe bieten nur wenig Unterstützung bzw. wurden schon früher von uns angewendet, wie Auslandsimporte zu nutzen und mit möglichen Darreichungsformen flexibel umzugehen. Dies soll jetzt auch ohne Rücksprache mit der Arztpraxis möglich sein, sofern das nötige Gesetzt rechtzeitig verabschiedet wird. Wir halten es da lieber mit der bewährten Methode einer engen Zusammenarbeit und Absprache vor allem mit den Pädiatern*innen in der Umgebung unserer Apotheken, die wöchentlich aktualisierte Listen mit den lieferbaren Medikamenten von uns bekommen.

Medikamente per Drohne statt Boten?

Werden bestellte Medikamente bald per Drohne geliefert? Diese Option wird hierzulande von den Entwicklern solcher „Fracht-Drohnen“ gerade getestet – bislang auf einer Distanzstrecke von rund einem Kilometer und nur in Sichtweite einer den Flug überwachenden Person. Rund 20 Testflüge gab es seit Februar im Raum Dessau und weitere sollen im Raum Berlin, aber auch an einem Klinikum in Baden-Württemberg folgen. Die Lieferdrohnen fliegen derzeit in einer Höhe von 80 bis 100 Metern und werden am Zielort auf 15 Meter abgesenkt. Ist das Päckchen schwerer als 100 Gramm, kommt zur Lieferung  ein Fallschirm zum Einsatz. Unter solchen Bedingungen kann diese Technik wohl nur im ländlichen Raum angewendet werden. Fraglich bleibt auch, wie die bei Medikamenten häufig notwendige persönliche Annahme gewährleistet ist, unabhängig vom Wetter wie Sturm und Regen. Ob unter widrigen Bedingungen dann eine Zeitersparnis zu erwarten ist, bleibt fraglich.

Mehr Risiken als Vorteile
Theoretisch könnten Drohnen gleich zwei Probleme im ländlichen Raum bekämpfen: zunehmende Apothekenschließungen und die schlechte Erreichbarkeit durch den ÖPNV. Aber ist das wirklich nötig? Da die bestehenden Apotheken für gewöhnlich die Landkreise in der Umgebung durch ihren eigenen Botendienst beliefern, so wie auch die Bären-Apotheke dies täglich tut (außer sonntags), erscheint dies wenig zwingend. Nicht erst seit der Pandemie gehört die meist kostenlose Lieferung zum alltäglichen Service der drei Bären-Apotheken. Und unser Team festangestellter Boten und Botinnen ist im Gegensatz zum Drohnenservice immer ansprechbar, regelt die Zahlungsmodalitäten vor Ort und klärt gern offene Fragen. In der Regel funktioniert auch morgens bestellt, abends gebracht, sofern die Medikamente von unserem Großhandel lieferbar sind. Geordert werden kann online, telefonisch oder über unsere Bestell-App via gesund.de

Apotheken-Notdienst – nur lästige Pflicht?

Wohl jeder war schon mal in der Situation die nächstgelegene Apotheke im Nacht- oder Notdienst aufsuchen zu müssen. Vor allem Kinder halten sich selten an die normalen Öffnungszeiten und werden häufig gerade an Sonn- und Feiertagen oder über Nacht krank, bekommen hohes Fieber, Husten oder Brechdurchfall. Oft ist dann der ärztliche Notdienst gefragt, der ein Rezept ausstellt, das meist sofort eingelöst werden sollte. Dies ist ein typisches Beispiel, wofür der Apotheken-Notdienst gedacht ist und um den sich jede/r diensthabende Apotheker*in gern kümmert. Aber auch das fehlende Schmerzmittel über die Feiertage kann ein echter Notfall sein.

Notfall oder nicht wirklich?
Anders sieht das jedoch mit den immer häufiger auftretenden „Nicht“-Notfällen aus, bei denen es beispielsweise um Nasensprays, Schlafmittel, Schwangerschaftstests oder ein vergessenes Rezept geht. Auch die notwendige Nutzung der Notdienstklappe wird leider immer wieder bemängelt oder auch die Tatsache, dass es nach dem Klingeln ein paar Minuten dauern kann bis jemand erscheint. Die aktuelle Notdienstgebühr von 2,50 € ist nur eine minimale Vergütung für die Bereitschaft über Nacht oder am Sonntag – egal was oder wie viel der Kunde kauft. Falls ein Rezept mit dem Hinweis „noctu“ ausgestellt wird, übernimmt die Krankenkasse diese Gebühr, da es sich dann um einen medizinischen Notfall handelt.

Für manche kaum noch vertretbar
Viele Apotheken im ländlichen Raum müssen inzwischen durch den Rückgang der Apothekendichte erheblich öfter den Bereitschaftsdienst absolvieren, als noch vor einigen Jahren. Und das durchaus auch umsonst, wenn niemand diesen nutzt. In einzelnen Bundesländern werden die Notdienstkreise deshalb schon vergrößert. Bundesweit leisten jeden Tag rund 1300 Apotheken 24-Stunden Notdienst. In Ballungsräumen haben Apotheken i. d. R. alle 23 Tage Nachtdienst. Auf dem Land kann sich dieser Rhythmus bis auf 4 Tage verkürzen. D.h. der /die Apothekerin hat auch am nächsten Tag wieder normalen Dienst und ist auf ein paar Stunden Schlaf angewiesen. Vorher telefonisch nachzufragen ob diese Apotheke Notdienst hat, ist also wenig sinnvoll. Die Notdienstsuche auf www.aponet.de zeigt garantiert die nächste Apotheke mit Bereitschaftsdienst an.

Erste Anzeichen für mögliche neue Lieferengpässe

Schon Anfang August warnten Pädiater bundesweit vor im Herbst drohenden neuen Engpässen bei Fiebersäften und Kinder-Antibiotika. Den Grund sieht der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte vor allem in den Richtlinien des neuen Engpassgesetzes, das man für nicht ausreichend hält. Auch wenn hierin eine verpflichtende Vorratshaltung enthalten ist, werden die Pharmafirmen unter den bestehenden Bedingungen kaum mehr produzieren. Zeitgleich stellte dann auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) fest, dass die Verfügbarkeit einzelner pädiatrischer Antibiotikasäfte weiterhin kritisch sei. Deshalb werden schon jetzt Importe z. B. aus Indien erlaubt. Bei Fiebersäften sieht man aktuell aber keine Versorgungsengpässe auf uns zukommen.

Hinweise der Stiftung Warentest
Die Empfehlungen von Stiftung Warentest im Juli bezogen sich vor allem darauf, wie Eltern am besten mit einer möglichen neuen Engpasssituation umgehen sollten. Ihr Rat: erster Ansprechpartner sei immer die Apotheke vor Ort, die verpflichtet ist den Eltern zu helfen. Zu empfehlen ist vor allem die Apotheke in der Nähe der Kinderarzt-Praxis, die häufig auf die verschriebenen Medikamente eingerichtet ist. Wird es doch eng, findet hier meist ein telefonischer Austausch statt. So wie dies auch präventiv zwischen der Bären-Apotheke und den umliegenden Praxen der Fall ist. Ist ein Medikament nicht verfügbar, kann man auf Auslands-Importe oder selbsthergestellte Rezepturen zurückgreifen. Beide Möglichkeiten werden von uns den Kunden*innen auch aktiv angeboten.